Mittwoch, 29. September 2010

Wanderer im Zeichen der Muschel, einem gelben Pfeil folgend!


Das wichtigste für mich ist nicht 
" das Bewahren des Feuers, sondern das Weitergeben der Flamme"
von Thomas Morus 
und es hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt, ist mein Credo des Pilgerns.
Unlängst sprach mich ein älterer Mann an der Bushaltestelle auf meine Jakobsmuschel an,
"sind sie den Jakobsweg gegangen?, ich sah Ihn verdutzt an und bejahte seine Frage.
Er sah die Überraschung in meinen Gesichtszügen und meinte "ich habs an Ihrer Muschel am Rucksack gesehen" , ja ich habe auch an meinem Rucksack für den täglichen Gebrauch eine kleine Strahlenmuschel, ein Muschel- Button und einen kleinen Rosenkranz, schließlich muss ich mit meiner Einstellung ja nicht hinterm Berg halten.
Heute war nicht mein Tag und mir war nicht nach Plaudern zumute,selbst mit meinem Lieblingsthema, mit dem mich selbst Leute hinter dem Ofen hervorholen mit denen ich sonst nie rede, dem Jakobsweg.
Doch als er nachsetzte "dem richtigen Jakobsweg? "  war mein Interesse geweckt.
 Ich sagte zu Ihm, es gibt keinen falschen Jakobsweg, worauf er meinte:
"Wir sind von Bad Bergzabern nach Kloster Hornbach gewandert" Ich versuchte verzweifelt etwas Begeisterung in das Gespräch zu bringen, denn wie gesagt, es war nicht mein Tag.
Ich sagte Ihm, das ich schon zweimal den "richtigen" Jakobsweg gegangen bin und als nächstes auf den Lothringer Jakobsweg gehe, der von Hornbach nach Metz führt, meinte aber das ich ihn mit dem Fahrrad fahren werde, worauf er meinte "Nein wir gehen ihn aus eigener Kraft"
Der Bus kam und beendete unser Gespräch, worüber ich ganz froh war, denn ich kenne einige Bicigrinos, so nennen wir die Fahradpilger, die fahren ihren Camino auch aus eigener Kraft.
Aber ich komme mal wieder vom "wesentlichen" ab, dem weitergeben der Flamme, Pilgern nicht um des eigenen "Seelenfriedens" willen sondern um andere auf den Weg zu führen.
Der Gedanke kam mir in der Casa Paderborn als ich mich mit Inge unterhielt, na ja nicht gleich, etwas später, sie erzählte mir, das sie den Camino schon fünf mal gegangen sei, jedesmal für eins ihrer Kinder, nun gehe sie ihn noch einmal, nur für sich alleine. das bewundernswerte daran war, sie ist 75 und arbeitet diesen Sommer als Hospitalera in der Casa Paderborn.
Ich war mit Caro unterwegs, wusste das Frederic auch gehen wollte aber erst in 2 Jahren, das war doch schon mal ne Basis, ich führe "meine" Kinder auf den Jakobsweg, so begann es, das "Weiterreichen der Flamme"

Samstag, 25. September 2010

Mittwoch 8. Juli Abfahrt


 Mittwoch 8. Juli Abfahrt

Kaiserslautern

Anfahrt von Kaiserslautern über Paris, Irun, nach Pamplona, Übernachtung in der Casa Paderborn
Eine Stunde vorher reicht locker und wir ließen uns auch Zeit, gingen gemütlich die Straße hinauf und Mama brachte immer wieder den Einwand, wir müssen schneller gehen der Zug geht doch um 18²³ , worauf ich geduldig antwortete „ja Mama der Zug geht um 18³³“. Da es bei Ihr nicht so schnell ging lief Martina mit Caro und Fine vor, Frederic sprang nochmal nachhause um mein Franzosenkäppi zu holen, und ich trottete mit Mama hinterher. Als wir dann in den Bahnhof kamen rief uns Martina zu „der Zug kommt gleich, er geht schon um 18²³“ worauf ich genervt entgegnete ja logisch um halb sieben und mit einem Blick auf die Anzeigetafel merkte ich den „Zahlendreher“ in meinem Kopf, Jetzt hieß es schnell, schnell…. Der TGV nach Paris wurde angesagt und wir kamen gerade auf den Bahnsteig als der Zug ausrollte, Oma Petra und Tanja waren schon da, Marion kam noch mit den Kindern, Frederic war auch wieder da und wir hatten gerade mal 2 Minuten um uns von allen zu verabschieden und die Eile mit der alles geschah minderte etwas den Abschiedsschmerz und bevor wir richtig an unseren Plätzen saßen fuhren wir schon durch Landstuhl.



Bevor wir uns versahen waren wir schon in Paris und jetzt hieß es von Paris- Est nach Paris- Austerlitz, wo wir eine halbe Stunde Später ankamen, kurz vor zehn hatten wir noch Zeit um uns an die Seine zu setzen und den Schiffen zuzusehen die an uns vorbeifuhren, bevor wir um viertel vor elf in den Nachtzug nach Irun stiegen. Wir fuhren die ganze Nacht durch und kamen kurz vor acht Uhr an und nun hieß es einen Zug nach Pamplona zu bekommen, so stellten wir uns auch gleich in der Schlange vor dem Schalter an, doch als wir endlich drankamen hieß es das kein Zug nach Pamplona fährt sondern ein Bus vom Busbahnhof auf der gegenüberliegenden Seite. 30 Meter über die Gleise und wieder in einer Schlange anstellen und als wir endlich ankamen meinte die Kartenverkäuferin mit wedelnden Armen das wir, wenn wir uns beeilen würden wir den Bus nach Pamplona noch bekämen, das Ticket würde uns der Busfahrer verkaufen, wir verstanden zwar nicht viel, doch an der Gestik der Frau erkannten wir das Eile geboten ist und rannten einer Frau nach, die mit weißer Hose und T- Shirt und roten Halstuch bekleidet war. Quer über den Parkplatz ging es zu einem Bus der gerade am Abfahren war und uns noch aufnahm, als wir saßen kamen noch ca. 25 junge Leute in weiß und rot gekleidet dazu und wären wir nur 5 Minuten später gewesen hätten wir keinen Platz mehr bekommen.

So ging es durch eine wunderschöne Pyrenäenlandschaft nach Pamplona.


 



Donnerstag 9. Juli Tag 1 Pamplona

Pamplona

Es war ein kühler Frühlingsabend, die Planung unseres Jacobsweges war abgeschlossen und der Termin stand, unumstößlich und nur so hatten wir die Zeit zum gehen, 5 Wochen, am 9.Juli kommen wir nach Pamplona. 9. Juli, da war doch was, schoss es mir durch den Sinn, ich ging all meine Unterlagen durch und da sah ich es „San Fermin“, als ich es Caroline sagte jubelte Frederic, „das ist das mit den Stieren“, ich sagte jawohl, das sind die Feiertage zu Ehren des heiligen Fermin.“Encierro“ das Stiertreiben, na wenn das kein „Auftakt“ unseres Jacobsweges ist!? Doch die Ernüchterung folgte auf dem Fuß, denn während San Fermin sind die Pilgerherbergen in Pamplona geschlossen. Alle geschlossen außer….. und da war der Lichtschimmer am Horizont, „Casa Paderborn“, eine von den „Jacobsfreunden Paderborn“ geführte Albergue, die auch als einzige über San Fermin geöffnet hat, aber nur über 28 Betten verfügte, etwas knapp aber wir wollten es versuchen, zur not konnten wir immer noch, da wir vormittags ankamen, am Nachmittag nach Zizur Menor weitergehen, es waren nur 5 Km, soweit der Gedanke.



 Wir hatten einen Schutzengel auf unserer Seite und kamen um 10²° im Busbahnhof von Pamplona an. Der Rest war Routine, zielstrebig liefen wir durch die Stadt, vorbei an tausenden feiernden Menschen, hinunter zum Fluß Arga in Richtung Casa Paderborn und irrten 2 Stunden durch die Gärten am Fluß auf der Suche nach der Herberge, die wir dann auch gegen 12°° Uhr fanden, 7 Pilger waren vor uns und wir hatten beste Chancen auf ein Bett, der Rest war nun wirklich Routine und gegen halb zwei hatten wir unser Bett und begaben uns auf Hemingways Spuren. Als wir in die Stadt kamen sahen wir erst mal nur weiß und rot, weiß gekleidete Menschen mit roten Halstüchern und Schärpen, tausende, Menschen jeden Alters in einheitlichen Farben gekleidet, feiernd, tanzend, miteinander redend, eine Stadt im Ausnahmezustand und wir sahen gleich ein, das da mit Kunst und Kultur nicht viel anzufangen war und wir gingen einmal quer durch die Stadt, machten unsere Bilder und gingen wieder zurück zur Casa.



  Ein freier Nachmittag war angesagt und wir hatten Gelegenheit den fehlenden Schlaf der letzten Nacht nachzuholen vor allem aber um uns auf die kommenden Wochen vorzubereiten. Später am Nachmittag gehen wir noch etwas am Fluß spazieren, vor allen aber auf die „Zickzackbrücke“ sind wir gespannt, in seiner Form einzigartig und Caro meint, sowas sei in Deutschland undenkbar, eine Brücke ohne Geländer und sie wird nachdenklich. Vieles ist ihr, in den wenigen Stunden die wir uns nun schon in Pamplona aufhalten, aufgefallen was in Spanien anders ist, vor allem aber die Art und Weise wie man hier feiert, hier tobt der Bär und eine ganze Stadt feiert,. wie wir in der Nacht noch feststellen, rund um die Uhr, in der Stadt, in den Parks und in den Anlagen. So gehen wir früh schlafen und selbst der Lärm der Feiernden kann uns nicht vom schlafen abhalten, denn am nächsten morgen müssen wir um halb sieben an der Absperrung für den Stierlauf vorbei sein sonst sitzen wir bis um 9°° Uhr fest, so die Prognose des Hospitaleros der Casa Paderborn.


Freitag 10. Juli Tag 2, 23 Km

Obanos


Morgens vor der Casa Paderborn

Doch eigentlich sollte hier als Überschrift Puente la Reina, Brücke der Königin, stehen und es begann auch recht harmlos an diesem Morgen. Aufstehen und Rucksack packen verlief recht schnell und das von allen so gelobte Frühstück schlangen wir runter, ich bekam sogar eine Tasse schwarzen Kaffee, doch um halb sieben hielt uns nichts mehr, wollten wir doch über die Absperrung hinaus. Der alltägliche Stierlauf, während San Fermin, teilte die Stadt in zwei Hälften und wir wollten durch damit wir zügig aus der Stadt kamen, als wir durch das Stadttor kamen trauten wir unseren Augen nicht, noch mehr Menschen als am Vortag waren da zu sehen und wir bahnten uns unseren Weg durch die Menge. Doch an der Absperrung angekommen sahen wir nur Menschenmassen und mir schoss durch den Kopf das wir nun am besten die Absperrung entlang gehen bis wir drum herum gehen können, als Caro eine Lücke entdeckte wo man noch rüber konnte und ehe ich mich versah waren wir schon durch.



In der Ferne sieht man die Puerta del Perdon

Schon ging es zügig Stadtauswärts und als wir durch eine Allee von Verkaufsbuden kamen kauften wir für Caro noch ein T- Shirt vom Encierro, wir waren verwundert, wie schnell wir Pamplona hinter uns ließen und uns in einer wunderbaren Landschaft wiederfanden. Die 5 Km nach Zizur Menor hatten wir auch bald geschafft, doch für mich bedeutete es „Wasserfassen“ meine Wasserblase war leer und ich brauchte Nachschub, von dem es hier in Spanien in jedem Dorf in Form eines Brunnen gibt und was in den nächsten Tagen einen zentralen Platz in meinem Denken einnehmen sollte. Mit frischen Wasser und Müsliriegel im Rucksack ging es weiter Richtung Puerto del Perdon. Nun ging es Bergauf, nicht steil aber doch bergauf, bis nach Zaraquiegui, ein Zungenbrecher und ich weigere mich nach dem ich es einmal versucht habe diese kleine Bergdorf beim Namen zu nennen.



Hinter Zizur Menor
 Mittlerweile war es Mittag, und richtig heiß, wir freuten uns auf die Bank neben der Kirche, vor allem aber auf den Brunnen, denn meine Wasserblase war schon wieder leer, die zweite, während ich sie zum dritten Mal füllte musste ich Caro überreden, ihre nachzufüllen. Ich hatte schon 4 Liter „gesoffen“ anders konnte man es nicht nennen und mein Kardiologe würde einen Nervenzusammenbruch bekommen, wüsste er es. Und so ging es durch den Ort weiter Richtung Puerto del Perdon, die „Pforte der Vergebung“, nun der Name bekommt eine andere Bedeutung wenn man
den Weg hinter sich hat. Caroline hüpfte den Weg hinauf so dass ich sie in direkter Nachkommenschaft mit einem Känguru einstufte :-). Immer dem Bergrücken mit den Windrädern entgegen, dem Bergrücken „wo der Weg des Windes mit dem Weg der Sterne zusammentrifft“. Doch wenn wir annahmen das mit Erreichen des Passes das ärgste geschafft ist, so lernten wir an diesem Tag gleich unsere erste Lektion, denn hinunter kann mitunter schlimmer sein als bergauf, so erreichten wir als gebrochene Pilger Uterga, was bedeutete, zumindest für mich, Wasserfassen. Danach trafen wir die Entscheidung den Schwenk nach Eunate nicht zu tun und direkt nach Puente la Reina zu gehen, wie schon gesagt, „eigentlich“ denn wir kamen „nur“ bis Obanos, “ nur 23 Km“. Abends auf die Frage wie es uns geht (SMS) antwortete ich nur „Caro hüpft auf dem Bett rum wie eine Quellnymphe und ich überlege ob ich noch lebe“.



Puerta del Perdon

Unser erster Tag nach einer ausgiebigen Brotzeit vor der Kirche von Obanos entschlossen wir uns gegen halb sieben in der hiesigen Herberge zu bleiben, eine schöne Herberge, gepflegt und sauber doch dafür hatten wir kein Auge uns interessierte nur duschen und schlafen, morgen ist auch noch ein Tag und die drei Km nach Puente la Reina laufen uns nicht davon.

Samstag 11. Juli Tag 3, 19 Km

Samstag 11. Juli Tag 3, 19 Km

Lorca



Vor der Herberge in Obanos

Wir verabschieden uns von Obanos mit der Kamera, denn am Morgen ist das Licht zum Photographieren besser, da haben wir die Sonne im Rücken, ein Ritual das uns den weiteren Weg begleiten wird. Es geht hinunter in die Gärten von Puente la Reina die direkt unter dem Hang von Obanos beginnen und so keimt in uns der Verdacht, dass wir es am Abend vorher doch noch geschafft hätten, aber es war für

Frühstück in Puente la Reina

 
 uns in Ordnung. In Puente la Reina setzten wir uns gegenüber der Pilgerherberge auf eine Bank und frühstückten, die Reste vom letzten Abend, auch so ein Ritual das wir uns angewöhnten, Nachmittags einkaufen für den Abend und den nächsten Vormittag, Wurst, Käse, Tomaten, Gurken und Brot, einzig was uns fehlte war eine Plastikbox um es im Rucksack zu verstauen. Auf dem Weg durch die Stadt kommen wir am Markt vorbei wo es alles gibt was das Herz begehrt, auch unsere Platikbox. In Puente la Reina vereinen sich die wichtigsten Jacobswege in Nordspanien, eigentlich schon in Obanos, in Puente la Reina ist es deutlich an der mittelalterlichen Pilgerstraße, der „Sirga Peregrinal“, zu erkennen wie sich die Ortschaften um den Jacobsweg gebildet haben, seinen Namen verdankt der Ort einer Navarrischen Königin des 11. Jahrhunderts, die für die Pilger die Brücke bauen ließ um ihnen den Übergang über den Fluss Arga zu erleichtern und um nun erneut in den Focus unserer Kameras zu gelangen.





Die Brücke der Königin



Mit Ihnen teilen wir unsere Müsliriegel
Danach geht es durch das Tal des Arga und ich bin gespannt auf den "langgezogenen steilen Anstieg" der im Outdoorführer angekündigt wird, bei einer kleinen „Müsliriegelpause“ treffen wir auch wieder das ältere Spanische Ehepaar, das wir schon in der Casa Paderborn kennengelernt haben. Die Frau hatte fürchterliche Blasen und sie zeigte uns wie sie die Schuhe aufschneiden musste um überhaupt gehen zu können, Blasen, gottseidank waren wir vor denen verschont. Wir teilten unsere Müsliriegel mit ihnen und sie zogen weiter, wollten noch nach Estella, wohin wollten wir eigentlich? Ich hatte keinen Plan, doch wenn wir nach Estella wollten, müssten wir 28 km gehen und das erschien mir doch etwas viel. Zunächst galt es einmal die angekündigte Steigung zu nehmen und sie folgte auch nach der nächsten Kurve, bei deren Anblick wurde mir schlecht und die Reste des Müsliriegels bekamen einen faden Beigeschmack und so gingen wir es an, in 15 m Etappen ging es hinauf, jeden Schatten als Pause nutzend, oben angelangt sahen wir auch schon Mañeru, einen Rastplatz samt „Puente del Fuentes“, ein Brunnen, ich liebte dieses Wort denn mein Wasserverbrauch war enorm und wieder einmal wurde aufgetankt, denn wie heist es so schön „Durst ist schlimmer als Heimweh“.





Mañeru, Wasserfassen
Es war Mittag und wir hatten gerade mal 7,5 Km zurückgelegt, weiter ging es nach Cirauqui einem kleinen Städtchen auf einer Hügelkuppe, der Weg führte durch Weinberge die weitgehend schattenlos waren. In Cirauqui ging es zu allem Überfluss auf der einen Seite die Treppen hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunter. So ging es auch weiter nach Lorca, 6 Km über eine halbzerfallene Römerstraße und das auf und ab erledigte uns, kurz vor Lorca war ich so was von fertig und Caroline hüpfte immer noch. So kamen wir am Abend nach Lorca und zu unserer Freude hatten wir ein Zimmer für uns alleine, und das nutzten wir auch indem wir in Ruhe und ohne geschnarsche schlafen konnten, in der Panaderia am Ortsrand kauften wir ein, und ich gönnte mir noch einen Kaffee aus dem Automaten und Caro ne Dose Cola, welch ein Luxus.
Unser Zimmer in Lorca



Sonntag 12.Juli Tag 4, 10 Km


Estella

Morgens in Lorca
Estella, mein persönliches „Waterloo“, eigentlich die Etappe Lorca – Estella, denn dies war mein Weg der Erkenntnis und diese kam in der kleinen verlassenen Kapelle hinter Villatuerta neben dem verwilderten Rastplatz. Als wir am Morgen Lorca verließen war es bewölkt und etwas frisch, was ein gutes vorankommen versprach, doch meine Knochen schmerzten, so ging es mal wieder recht langsam voran und ich ertappte mich immer öfter, den Sinn dieses Unternehmens zu erfragen, wir könnten entspannt am Strand der Biskaya liegen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen und dieses Fiasko in Sarria auf den letzten hundert Kilometer fortsetzen. Das erste Mal auch das ich mich ernsthaft fragte:

„warum krabbele ich hier in Nordspanien rum und suche den Jacobsweg“

Ort der Zuversicht

eine Frage die ich mir im Laufe des Weges noch öfter stellen werde, nur die Ursache wird sich im Laufe des Weges ändern. Erst einmal tun mir die Knochen weh. Wir kriechen im Schneckentempo, werden laufend von anderen überholt, Caro schafft das leicht doch ich stecke in einer Krise.









Ort der Kraft
Der Weg führte uns durch Weinberge und am Ortsanfang von Villatuerta entschlossen wir uns erst einmal zu frühstücken, wir hatten keine Eile, kontrollierten unseren Wasservorrat und machten uns wieder auf den Weg, weiter durch den Ort überquerten wir den Fluss Iranzu über die schöne romanische Brücke, vorbei an der Pfarrkirche die „unserer Heiligen Jungfrau der Auferstehung“ gewidmet ist, ich machte wieder einmal halt, sah lange hinüber zum Portal und schwenkte nach links. So gingen wir hinüber zur Kirche, wo ich eine Kerze anzündete, auf die Frage für wen ich denn die Kerze anzündete sagte ich, “für den Weg“ , für den Weg der uns aufgenommen hat, für einen Weg von dem wir nicht einmal wissen wo er uns hinführt, und der uns dermaßen martert. Danach ließen wir uns noch den Credencial Stempeln und Caro meinte, ob uns denn der Platz noch reicht bis Santiago, worauf ich antwortet das dies alleine in Gottes Hand lieg. So „gestärkt“ ging es weiter und wir schafften es tatsächlich bis zum dem verwilderten Rastplatz hinter dem Ort wo wir eine verlassene Kapelle sahen. Wir gingen hinüber und entdeckten eine Tür die ins Innere führt, wo wir uns auch niederließen und jeder seinen Gedanken nachhängen konnte, Caro schrieb unsere Namen auf einen Stein und legte ihn auf den Steinalter zu den anderen „Opfergaben“ die die Pilger dem Weg brachten und wir entschlossen uns an diesem Tag nur bis Estella zu gehen, es war Sonntag und wir hatten es uns verdient. So gingen wir die restlichen 5 Km nach Estella an und auf der Straße in den Ort hinein merkten wir wie das laufen besser wurde, kurz flammte der Gedanke ans Weitergehen auf, doch er bekam an diesem Tag keine Chance. Als Herberge hatten wir uns die Albergue Anfas ausgesucht alleine schon wegen der „Mitarbeit beeinträchtigter Menschen“ war für mich klar, eine Übernachtung in Estella konnte nur zu dieser Herberge führen und zu meinem Erstaunen waren wir schon um halb eins da was bedeuten musste, da wir erst um viertel nach elf losgingen sind, das wir die 5 Km in ein und einer viertel Stunde gegangen sind, für andere nicht, aber für uns war das eine Leistung.






Opfergabe für den Weg
Caro im Koma
Es wurde ein geruhsamer Nachmittag, mit Wäschewaschen, Schlafen, Internet und Cola aus der Dose, Essen hatten wir auch noch, so gab es Reste vom Vortag. Für unserer Belustigung war auch gesorgt, denn gegen zwei Uhr tauchte eine Familie auf in der die Frau eindeutig „den Weg bestimmte“, eine deutsche Familie, aus Schwaben, sie meinte laut in den Schlafsaal erzählend das ihr Mann sehr viel und laut schnarche und es wohl die anderen stören würde und man sich in Anbetracht des Schlafsaales eher nach einem Hostal umsehen wolle, unbeeindruckt von den Überlegungen der Pilgerin stand der Hospitalero da, denn er verstand kein Wort, was ihm in diesem Falle einiges erleichterte, es war auch nur die Frau zu sehen, ich rief hinüber das sie sich darum keinen Kopf zu machen bräuchte, denn es würden wohl noch mehrere Nachts zu schnarchen beginnen, doch sie ließ den Einwand nicht gelten und rauschte wieder ab.


Zwei Stunden später und um einiges erschöpfter stand sie mit ihrer Familie wieder im Schlafsaal und ließ sich die Betten zuweisen, ihren schnarchenden Mann verbann sie am Abend in den Aufenthaltsraum der Herberge wo er in Ruhe schnarchen konnte, so frage ich mich wer denn wohl in der Nacht im Schlafsaal geschnarcht hat, wenn nicht ihr Mann, aber das geschnarsche aus ihrer Richtung kam?



Blick aus dem Küchenfenster
 Wir sahen uns noch unsere Etappe für morgen an und in Anbetracht der 24 Km und der letzten 12 Km ohne Schatten und als "erste Rennstrecke" berüchtigt packten wir unseren Rucksack schon am Abend um morgens zeitig loszukommen. Morgens fanden wir uns mit fünf anderen Pilgern in der Küche Wieder um nicht im Schlafsaal zu stören.




Montag 13.Juli Tag 5, 23 Km

Los Arcos



leicht und beschwingt vorm Weinbrunnen
In Anbetracht dessen was uns erwartet beginnen wir heute den Tag schon um halb sechs, leise tragen wir unser Zeug in die Küche um uns dort fertig zu machen, so stören wir die anderen nicht und kommen zeitig aus dem Haus, es ist noch dunkel als wir durch die Gassen hinüber zum Jacobsweg gehen und vom Ortseingang sehen wir Pilger kommen, es sind die ersten „Nightshifter“, sogenannte „Nachtschichtler“, die wir treffen, so nennt man sie weil sie schon nachts mit einer Stirnlampe ausgerüstet, losgehen, meist sind sie die ersten in den Herbergen, Bettenprobleme sind ihnen fremd. Auch in den Herbergen an denen wir vorbei kommen ist schon Leben, die ersten brechen schon auf doch verläuft sich das alles in den Bars der Stadt, denn die meisten gehen nicht ohne ihren Kaffee, den wir uns nur selten gönnen. So sind nur wenige mit uns auf dem Weg aus der Stadt, doch ich habe keine Sorge dass uns die anderen im Laufe der nächsten Stunde nicht doch wieder überholen. Im ersten Licht kommen wir zum Weingut „Bodegas Irache“ das den Pilgern zur Stärkung  einen „Weinbrunnen“ eingerichtet hat. Man kann dort einen Becher Wein zapfen, hundert Meter oberhalb treffen wir auf das Kloster Irache, am Fuß des Berges Montejurra liegt eines der ältesten Klöster Navarras mit romanisch- gotischer Kirche und Renaissancekreuzgang.




"Fuentes de los Moros" vor
Villamayor de Monjardin 
Vorbei an dem mittelalterlichen Maurenbrunnen, dem "Fuentes de los Moros" kommen wir am frühen Morgen nach Villamayor de Monjardin wo wir eine ausgiebige Rast einlegen, und wir können sie uns auch leisten, denn es ist gerade mal 10 °° Uhr und wir haben genügend Zeit für die restlichen 13 Km, dennoch versäumen wir es nicht uns auf die „Rennstrecke“ vorzubereiten, Wasser wird aufgefüllt, ich creme meine Füße mit Voltaren ein, zum Frühstück gibt es Müsliriegel und so können wir die „berüchtigten“ 13 Km angehen.







Am Brunnen in Villamayor
Wir laufen eine Schotterpiste den Weg aus der Stadt hinunter und biegen in eine Allee ein und sind etwas verwundert, denn so wie es aussieht ist sie einige Kilometer lang, so gehen wir im kühlen Schatten der Bäume die erste Wegstrecke, aber auch danach hält sich die Hitze in Grenzen, weswegen wir aber nicht traurig sind, gegen Mittag machen wir Rast an einem Olivenhain, zwar junge Bäume, doch wir suchen uns den mit dem größten Schatten aus und machen es uns gemütlich, ich schlafe sogar eine Runde, na ja, eine kleine Runde, so gehen wir die letzten drei Kilometer an. Doch die Sonne hat die Zeit unserer Pause genutzt um die Strecke so richtig aufzuheizen, so legten wir einen Zahn zu und hüpften wieder von Schatten zu Schatten und an einem kleinen Bachlauf setzten wir uns an die Böschung, nicht ohne wieder einmal etliche Pilger an uns vorbei zu lassen, alle mit dem Ziel Los Arcos.



Siesta vor los Arcos
Doch wir waren nicht die einzigen die eine Pause nötig hatten, die schwäbische Familie gesellte sich noch zu uns und es stellte sich heraus das man wohl gestern versucht hatte ein Hotelzimmer zu bekommen doch sei der Preis indiskutabel gewesen und mit 70 Euronen für alle drei viel zu teuer. Nach dem woher gefragt meinten sie man hätte letzten Donnerstag am Somport begonnen, doch bei späterem Nachrechnen der Etappen merkten wir das da etliche Busetappen mit untergemogelt wurden. Später gesellten sich noch die beiden Irinnen dazu die uns an der alten Römerbrücke hinter Villamayor überholt haben. Sie gingen nur bis Burgos, da sie nur einen Kurzurlaub geplant haben und sich so Jahr um Jahr nach Santiago vorarbeiten.




Endlich am Ziel,die Belgische Herberge
 Wir erreichten Los Arcos am frühen Nachmittag und suchten die Herberge Isaac Santiago, die von den Flämischen Pilgerfreunden betreut wurde und in der eine Flämische Wäscheschleuder stehen soll, auf die ich schon gespannt war. Die Aufnahme ging recht zügig und wir trafen auch auf einige Pilger die uns im Laufe der nächsten Tage begleiten sollten, ein schwedisches Paar das sich mit zwei älteren Deutschen angefreundet hatten, „Eses“ wir nannten sie die„Eses“ weil wir anfangs nicht genau wussten waren sie Jungs oder Mädels, den Papa schätzten wir auf einen evangelischen Pfarrer, die kleinen meinte Caro seien Jungs, ich hingegen meinte es seien Mädels auf jeden Fall nervten sie nicht nur uns damit das sie während der Siesta im Schlafsaal rumtollten. Abends        kam ein heftiger Wind auf, aber da lagen wir schon in unseren Betten.












Dienstag 14.Juli Tag 6, 19 Km

Viana




Vor Torres del Rio
„Tütenraschler“ begannen den Tag schon um zehn vor fünf, doch wir ließen uns davon nicht stören, als wir dann um halb acht losgingen war es frisch und versprach ein nicht allzu heißer Tag zu werden. Wir nahmen uns auch nicht allzu viel vor, nur 19 Km, doch die hatten es in sich, bergauf – bergab, auf steinigem Untergrund, selbst Caro war recht matt und beanspruchte viele Pausen, so wie ich die Tage zuvor. Über Sansol und Torres del Rio kamen wir dann am Nachmittag nach Viana, wo wir in der Albergue Andres Munoz ein Bett bekamen, eine schöne Herberge, wenn auch die Sanitären Anlagen etwas knapp für 55 Betten waren.



3- Stockbett in Viana
Das erste Mal das wir in einem „ Supermercado“ einkaufen konnten, ein kleiner Spar Markt, Obst, Gemüse, Salami und Wurst, nur Käse war etwas teuer, was wir noch öfter feststellen werden, eigentlich so wie alle Milchprodukte. Am Vormittag trafen wir eine junge Deutsche, Lisa eine Schülerin vor dem Abitur, sie wird uns auf dem Weg nach Leon noch öfter begegnen und Mittags einen Holländer, in meinem Alter, der von allen Furien gehetzt daher kam, wir saßen an einer Böschung im Schatten als er sich neben uns ins Gras fallen ließ, die Erde bebte, er war gut einen Kopf größer und einen halben Meter breiter als ich, er erzählte das er mit seinem Sohn unterwegs sei der vorgegangen ist und den er in Viana wieder treffen wolle, jeder würde seine eigene Gangart gehen, gehen ist gut, denn er rannte die Strecke, nach zehn Minuten lief er auch schon wieder weiter. Wir sahen ihn erst am nächsten Tag vor Logroño wieder.

Mittwoch 15.Juli Tag 7, 30,3 Km

Ventosa




Dona Felisas Tochter Maria
Heute gingen wir es mal gemütlich an, in der Morgenkühle nach Logroño, ein angenehmer Weg, so angenehm das wir uns zum Bummeln hinreißen ließen, ja sogar die „Verabredung“ mit Dona Felisas Tochter Dona Maria vergaß ich, bis uns 200 m vorher ein Schild darauf hinwies. Es war kurz vor Logroño, schon von weitem sah man den großen Feigenbaum und darunter den alten Schreibtisch, wir ließen unsere Credenciales abstempeln setzten uns gegenüber auf die Bank und ließen einfach unsere Gedanken schweifen. Pilger zogen grußlos vorüber und wimmelten diese alte Frau ab wie eine Bettler am Straßenrand, es war beschämend und ich spürte das erste Mal das auf diesem Camino etwas nicht stimmt. Wir kauften noch 5 Jakobsmuscheln, Mitbringsel für zuhause und zogen weiter nach Logroño hinein. In Logroño haben wir im ersten Supermarkt eingekauft und ohne großen Aufenthalt ging es weiter nach Ventosa, wo wir am Nachmittag ankamen.



In der Herberge wurden wir mit klassischer Musik und in deutscher Sprache empfangen, eine Österreichische Hospitalera führte das Haus mitsamt einem kleinen Laden, wo wir Lebensmittel zum Kochen kaufen konnten, so gab es am Abend „Pilgerspaghetti“, doch das wurde eine längere Geschichte, denn wir mussten erst abwarten, bis eine Gruppe vor uns fertig war und das dauerte, ohne Rücksicht auf andere spielten die 4 Damen „Bios Kochstudio“ besetzten die ganze Küchenzeile und prosteten sich bei jedem gelungenen Handgriff zu.





San Saturnino in Ventosa
 
 So kamen wir gegen halb neun an den Herd, den wir uns mit einer spanischen Familie teilten, bei der auch jeder Handgriff saß und um 9 Uhr waren wir fertig. Als dann ein Begleiter der „Kochstudiofrauen“ kam und dem Duft unserer Spaghetti folgte und sich lobend äußerte, meinte ich ziemlich teilnahmslos „und alles in einem Topf in einer halben Stunde gekocht, pilgerkochen halt mit anderen am Herd“ worauf er etwas bedröpselt von dannen zog. Es wurde eine ruhige Nacht, nachdem eine ältere Holländerin die beiden „Eses“ die wir hier wiedertrafen zurecht geschoben hatte nachdem sie begannen türknallend im Nachbarzimmer ihr Unwesen zu treiben und damit am Abend fortfahren wollten, nachdem sie ihr Papa mit mildem Tonfall versuchte zur Vernunft zu bewegen, genügte ein Blick der älteren Dame und es wurde still. Über mir hörte ich unterdessen auch gleichmäßige Atemzüge.


Donnerstag, 16.Juli Tag 8, 16,6 Km

Azofra







Ein schöpner Rücken............!
Poesie am Wegesrand
Wir sitzen im großen Speisesaal der kommunalen Herberge und lassen die letzten Tage Revue passieren, 140,9 Kilometer haben wir zurückgelegt, 140 Kilometer in sieben Tagen und wenn man dies hochrechnet brauchen wir uns um unser Ziel keine Sorgen zu machen. Wir sitzen zusammen gönnen uns eine Orangenbrause zum Essen und mit einer Dose Cola machen wir aus dem Rest ein „Mezzo Mix“.




Herberge in Azofra
 Es ist eine schöne Herberge, zweier Kabinen im Preßspanplattenformat, doch schön, im Innenhof ist ein schöner Brunnen mit einem großen Wasserbecken zum Füße abkühlen und nicht weit entfernt im Ort ist ein kleiner Supermercado in dem man gut einkaufen kann, überhaupt sind diese kleinen Läden auf dem Land nicht unbedingt teuer, aber man muss trotzdem aufpassen, wobei der Name Supermercado täuscht, denn es ist nicht mehr als ein „Tante-Emma-Laden“ . Wir genießen den Abend draußen im Garten und als später ein Sturm aufkommt verziehen wir uns und gehen schlafen, es ist auch schon halb zehn und wir sind müde, so angenehm der Tag auch begann, ab Najera wurde es heiß und der Weg zu einer Tortur.




Freitag, 17. Juli Tag 9, 23 Km

Granon



"el Rollo"
Grau und wolkenverhangen starten wir in den Tag mit Ziel Santo Domingo, zur "Hühnerschau" :-), zwar nur 16 Km, aber es war Freitag und wir hatten es uns verdient, eine Woche unterwegs und 144 Km insgesamt hatten wir allen Grund zur Freude und die berechtigte Hoffnung in Santiago anzukommen.

Die ersten Schritte verhießen uns ein gutes vorankommen, denn es war angenehm frisch und versprach nicht zu heiß zu werden, außerdem war die Dose Pfirsichkompott, die jeder im Rucksack hatte der beste Antrieb, und so eilten wir unserer ersten Bank entgegen. Eine Angewohnheit der letzten Tage, auf dem ersten Rastplatz gibt es Frühstück und heute gibt’s Pfirsichkompott.




Pfirsiche zum Frühstück,
welch ein Luxus
Kurz vor Ortsende begann es zu regnen und wir machten uns "wasserdicht", Rucksack einpacken und Regenjacken anziehen und beim Aufsetzen der Rucksäcke die grinsenden blicke der Mitpilger, die im T- Shirt vorüberzogen, über sich ergehen lassen, warum sie grinsen? Man könnte es auch lächeln nennen! Denn 2 Minuten und kurz hinter der Gerichtssäule "el Rollo" hörte es auf zu regnen und damit auch für den Rest des Tages, zwar blieb es den ganzen Vormittag über angenehm bewölkt doch trocken.





Neubaugebiet oder Geisterstadt?
Nach unserem Frühstück, das wir mangels einer Bank auf dem Rand einer Kanaleinfassung genossen, ging es dann durch die ausgedehnten Weinberge des Rioja, was uns an die Weinberge der Heimat erinnerte, nur das hier die Wege nicht mit beton zugeschüttet sind sondern "Natur pur" und angenehm zu laufen, ein Laufen an das wir uns später noch oft erinnern werden. So kamen wir zügig nach Ciruena und hatten Gelegenheit das Neubaugebiet, zu bestaunen das ein findiger Investor vor dem Dorf angesiedelt hat, wirklich schön anzusehen, doch einhellig waren wir der Meinung das uns der alte Ortskern besser gefiel. So ging es weiter durch das Dorf in Richtung Santo Domingo, welches wir gegen Mittag erreichten. Schon von weitem sahen wir es vor einem, für diese Region typischen Kegelberg, wobei sich die Stadt harmonisch in die Landschaft einschmiegte, allein der riesige Getreidespeicher der weiß in am Rand der Stadt stand ließ sie schon von weiten sichtbar werden.




Sto. Domingo in der Ferne
Der Camino führt uns von einer Seite in die Stadt und zur Kathedrale (was sie eigentlich nicht mehr ist, aber sie wird immer noch so genannt) , die Ihre wahre Größe nicht einmal im entferntesten erahnen lässt.




"Hühnerschau" in Sto. Domingo,
gebraten wären sie uns lieber!
Auch hat uns mal wieder der Touristenrummel erwischt, so nehmen wir als aller erstes eine Bank in Beschlag, Caroline hält die Stellung und ich organisiere was zum Essen, einen Supermercado, doch der lässt sich nicht finden, so komme ich durch das Gewinkel der Gassen auf die Hauptstraße an deren Rand sich eine "Restaurant Meile" befindet, alles nur kein Supermercado, so gehe ich den Weg zurück, vorbei an Delikatessenläden in eine Panaderia und kaufe ein riesiges Weißbrot, welches wir ratzeputz aufessen, natürlich auf der Bank vorm Parador, "Pilgerguckend", aber wortlos, Caro berichtete von den "Eses" die gegenüber auf einem Mauersims sitzend ihr "Unwesen" treiben, da erscheint uns "die Wienerin" im wahrsten Sinne des Wortes über den Platz schwebend, auch das englische Ehepaar, welches uns vor dem Weinbrunnen Irache Fotografierte, ist da, erschlagen von der Menschenmenge entschließen wir uns den Hahn, der unserer einhelligen Meinung besser in einer Pfanne aufgehoben wäre, anzusehen und das Weite zu suchen, selbst wenn es bedeutete heute Nachmittag noch 7- 8 Km zu gehen.




Brücke über den Rio Oja
So verlassen wir Santo Domingo über die Brücke des um diese Jahreszeit ausgetrockneten, Rio Oja der dieser Region den Namen gibt und kommen in eine Landschaft wie sie zum Vormittag nicht gegensätzlicher sein kann, denn ausgedehnte Sonnenblumenfelder bestimmen von nun an das Landschaftsbild, auch hat es mittlerweile aufgeklart und die Sonne scheint wieder wie eh und je.




Flucht ist unser erster Gedanke
Als wir dann am Nachmittag Granon erreichten hatten wir auch unser Limit erreicht, 23 Km und wir waren platt, aber das genügte ja auch, die Herberge "neben" der Kirche war auch leicht zu finden, so stiegen wir den Turm hinauf ins Chorgestühl und fanden einen altertümlichen Aufenthaltsraum mit Küche und einem riesigen Schreibtisch im Korridor, Sanitäre Anlagen die uns erschauern ließen, aber sauber, wir bekamen unsere Sportmatten in einer Etage tiefer und selbst in Caros Augen war der Gedanke an Flucht zu lesen, doch keiner war bereit noch weitere 4 Km zu gehen, so fügten wir uns unserem Schicksal und es wurde einer der schönsten Abende des Caminos.



Hospitalero aus Lyon
Nachdem wir uns "eingerichtet" hatten nahm ich mein Buch und ging nach oben, Caro wollte schlafen, doch zum Schreiben kam ich nicht, gegen 5 begann die resolute Hospitalera in der Küche zu werkeln und ich gesellte mich zu den anderen, helfenden Hände und half das Abendessen zu kochen, zumindest die "Schnipseleien" durften wir tun. Mittlerweile habe ich auch die "Eses" wiederentdeckt, auch die "Abiturientin", "die Wienerin", "das schwedische Ehepaar" mit "Henning und Kumpel" im Schlepptau waren da, und dann beim Abendessen eine der herausragenden Bekanntschaften des Jakobsweges, "Rimini", er sollte uns begleiten bis kurz vor Santiago, da verloren wir Ihn aus den Augen. Nach der Abendmesse gab es einen Typisch Spanischen Eintopf mit Kartoffeln, Zwiebeln und Chorizo dazu Brot und danach noch eine Salat mit Flipper (Thunfisch) und natürlich "Vino Tinto" es wurde ein geselliger Abend, der mit einer schönen Andacht und auf einer harten Sportmatte endete und ich spürte Caros Ergriffenheit von diesem Abend, ich selbst war so müde, das mir nicht einmal der harte Untergrund etwas ausmachte.












 

Samstag, 18. Juli Tag 10, 16,8 Km

Belorado


An diesem Morgen wurde ich mit einem Schmunzeln im Gesicht wach, denn ich hörte oben im Aufenthaltsraum Stimmen, was eigentlich nichts außergewöhnliches wäre, doch die Stimmen sangen nicht etwa ein X- beliebiges Lied sondern Ultreia und schmunzeln musste ich deswegen weil wir uns gestern Abend in der Andacht so vorgestellt haben, nachdem Jean der Hospitalero (Benediktiner aus Lyon) uns aufforderte, jeder sich mit Worten in seiner Landessprache, die ihn gerade bewegten, vorzustellen, sagte ich "Ultreia et Suseia" und Caroline "bis Santiago und darüber hinaus", wonach ein Ruck durch den Benediktiner ging und am Ende der Andacht erklärte er noch die Bedeutung.



Wir verlassen Granon mit einem
Schattenbild
Heute Morgen verlies niemand, aber auch wirklich niemand das Refugio ohne Ultreia zu singen oder zumindest, wie ich, zu pfeifen, "Singen" "boäh pfui Spinne", ich pfiff, so wie jeden Morgen auch hier "Ultreia“, dazu gab´s noch einen " Cafe con leche" :-( und lecker Kekse, "spanisches Frühstück".


wo man auch hinsah Siamkatzen

So gestärkt ging es in den jungen Tag, Belorado entgegen, und das wollten wir auch einhalten, zwar etwas wenig für den Tag, nur 16 Km, doch mit der Strecke von gestern kommen wir auf einen Tagesschnitt von 20 Km und das ist genug, auch war es ein angenehmes Laufen, denn alle drei bis vier Km kam ein Dorf und in Viloria, dem Geburtsort des heiligen Domingo trödelten wir etwas länger rum. Unterwegs hatten wir auch Begegnungen der außergewöhnlichen Art, denn wir trafen Siam Katzen freilaufend und zutraulich, wie man es in Deutschland nicht kennt. Gegen ein Uhr waren wir in Belorado in der ersten Herberge und freuten uns auf einen Bummelnachmittag, Caro viel ins Koma und ich machte meine Wäsche, ging einkaufen und kochte unsere "Pilgerspaghetti".


Belorado
Beim Einkaufen traf ich auf ein Gruppe Freunde aus aller Herren Länder die bei einem Kurzbesuch bei einem Freund in Florenz auf die Idee kamen, eben mal einige Wochen auf den Jacobsweg zu gehen, einfach so, man hat ja nichts Besseres zu tun, was ich von einem Australier erfuhr, der dazu gehörte, er sprach deutsch, denn seine Mutter stammt aus Kassel und ist nach Australien verheiratet und findet es gut wenn ihr Sohn sich mal einige Zeit Europa anschaut, natürlich mit dem dementsprechenden Taschengeld ausgestattet, doch der Jacobsweg regelt alles, so wie wir Freundschaften entstehen sahen, Gruppen entstehen sahen, so sahen wir auch wie sich diese Gruppe in den Weiten des Jacobsweges verlor, man hörte sie nur den ganzen Abend und die halbe Nacht feiern und den Rest der Nacht Kotzen.

Sonntag, 19. Juli Tag 11, 12,2 Km

Villafranca Montes de Oca



Gegen Mittag erreichen wir Espinosa
Sonntag, Tag des Herrn, Ruhetag, irgendeinen Grund wenig zu laufen gibt es immer, einer ist da so gut wie der andere, auf jeden Fall ist es heiß, brütend heiß wenn nicht sogar noch mehr und so kommen wir gerade so von einem Schatten zum anderen, Burgos ist in greifbarer Nähe und das erste Etappenziel somit erreicht, danach kommt die Meseta, brettleben, flach wie ein Pfannkuchen, aber lassen wir uns überraschen.




Selbst Caro ist müde
Zuerst einmal geht es nach Burgos, und nach eingehendem Studium unseres Outdoor Handbuches reift in mir der Plan, dem ganzen etwas nachzuhelfen, wir laufen nach Villafranca und fahren morgen früh mit dem Bus nach Burgos. Mittlerweile an das auf und ab gewohnt geht es in die Oca Berge, weite Weizenfelder säumen den Weg und selbst im golden gleißenden Licht der Mittagssonne ist es eigentlich recht erträglich.



Die schöne Landschaft entschädigt uns
Wir sind mit unter den ersten in der Herberge, eine alte Schule mit 2 Schlafsälen, aber alles in allem recht sauber, in jedem Saal ein langer Tisch mit 2 Bänken und angenehm ruhig, 500 m weiter ist eine Bar mit einem kleinen Supermercado wo wir uns mit Essen und Trinken eindecken und den Tag ruhig ausklingen lassen können

Montag, 20. Juli Tag 12, 29,6 Km

Burgos



Burgos
Heute Morgen galt es nicht rumzutrödeln, denn wir wollten mit dem Bus um halb acht nach Burgos fahren, so beeilten wir uns an die Bushaltestelle zu kommen und wir waren nicht die einzigen, ein Paar aus England gesellte sich noch zu uns, die junge Frau meinte, ob der Bus wohl hier abfahre, denn sie hätte etwas von einer zweiten Haltestelle gelesen, aber ihr Spanisch sei nicht so gut, da hielt ein Auto neben uns und eine Spanierin redete auf uns ein, ich verstand nur Autobus und halb acht und mit den Händen deutete sie in die Richtung aus der wir kamen. Mir schwante böses, denn als wir gestern in den Ort kamen sah ich kurz vor der Herberge eine Abzweigung mit dem Schild Burgos und wunderte mich noch, da die Straße nach Burgos eigentlich durch den Ort ging, aber gut, die Spanierin wird es schon wissen, da die Zeit knapp war nahm der Engländer seinen Rucksack und meinte zu seiner Freundin, sie solle nachkommen, er renne vor um den Bus anzuhalten und war weg, ich verstand von der Spanierin nur so viel, das die Zeit zum Laufen zu knapp sei und sie stieg aus dem Auto und bat ihren Mann uns an die Bushaltestelle zu fahren und er tat es auch, so kamen wir noch rechtzeitig zur Haltestelle, auch der Engländer war schon da, mich wundert an dieser ganzen Aktion nur, das dieses Verhalten ziemlich untypisch für Spanier war, denn so hilfsbereit sie auch gegenüber Pilgern sind, beim "Pilger mit dem Auto mitnehmen" verstehen sie keinen Spaß, denn Sie sind dem Meinung, "wer Pilgern will soll auch gefälligst laufen".




Die Stadt tut uns nicht gut
So ging es an diesem Morgen nach Burgos, es war eine schweigsame Fahrt, jeder hing seinen Gedanken nach und keiner merkte bemerkte das "Unwetter" das über uns herauf zog, es war strahlender Sonnenschein, doch etwas trübte unsere Gedanken, und Burgos erschlug uns, eigentlich hätten wir durch unsere Erfahrungen in Santo Domingo gewarnt sein sollen und meine innere Stimme sagte mir, als wir auf einer Bank neben der Kathedrale saßen, "geh weiter" doch ich ignorierte Sie, hatten wir doch unseren "Date" mit Zuhause, mittags wollten wir zum Denkmal von "el Cid", dessen Geburtsstadt Burgos ist, auf das eine Webcam gerichtet ist, von wo wir nachhause telefonieren wollten und in die Cam winken.

Zuerst aber suchten wir die öffentliche Herberge und machten es uns auf einer Bank gemütlich, 13°°Uhr ist Einlass und um die Betten machten wir uns keine Gedanken, es ist eine Große Herberge mit 100 Betten in mehreren Schlafsäle die zudem noch in Zeilen a´ 4 Betten unterteilt sind, 2 Doppelhochbetten die durch einen Schrank mit Schlüssel voneinander getrennt sind, was eine gewisse Intimsphäre ermöglicht.



Hinter "el Cid" stehen wir im
Focus einer Web cam, von wo
wir nachhause telefonieren
Am Nachmittag war erst einmal "nachhausetelefonieren" angesagt, dann noch etwas durch die Stadt bummeln, das englische Ehepaar vom Weingut Irache sahen wir in einem Straßencafé sitzen, dann gingen wir wieder in die Herberge, Caro war "malat", unpässlich auf "neuhochschwäbisch", schon beim "in die Webcam winken" zickte sie rum und ich ließ sie einfach, sie legte sich auch gleich ab und ich ging nochmal auf die Suche nach einem Supermercado, doch diese Suche blieb erfolglos, ich richtete mich zwar nach den Wegbeschreibungen der Hospitalera, aber vergebens, was auch nicht weiterhin tragisch war denn wir hatten noch genug vom Vortag und eigentlich sind wir mittlerweile an Genügsamkeit gewöhnt.

So klang dieser Tag aus und wir freuten uns schon auf morgen, da es wieder hinaus geht, hinaus aus der Enge der Stadt und den vielen Menschen und immer mehr wird uns bewusst, Pilgern bedeutet für uns nicht Geselligkeit, sondern das laufen in der Natur, hier und da mal ein Dorf, in dem man sich mit den nötigsten versorgen kann, eine Schlafstelle bekommt und hier und da mal "etwas Texten" kann.



Kathedrale von Burgos



Hornillos del Camino


Eigentlich hätten wir an diesem Morgen so richtig lang schlafen können, wären da nicht die "wilden Stiere von Burgos" gewesen, denn pünktlich um sechs Uhr erklang aus der Lautsprecheranlage die Stimme der Hospitalera mit den Worten "auf geht’s Peregrinos die Stiere sind los", und das im fünf Minuten Takt. So kam es, das wir im ersten Tageslicht die Stadt Verliesen.

Sto. Domingo
"Ingeniero del Camino"
Dem Jacobsweg folgend, vorbei an der Kathedrale gingen wir dem neuen Tag entgegen, gespannt auf die Meseta und als wir durch das Stadttor kamen sahen wir auch den ersten Supermercado, keine 500 m von der Herberge entfernt, direkt am Jacobsweg lachte uns das Schaufenster an, oder etwa aus? Egal wir brauchten nur noch ein Brot und das bekamen wir in der Bäckerei gegenüber, gestern hatte ich einfach links mit rechts verwechselt. Vorbei am Priesterseminar und dem Denkmal Santo Domingos als "Ingeniero del Camino" Verliesen wir Burgos nicht ohne in den ausgedehnten Parkanlagen zu Frühstücken, eine passenden Rastplatz fanden wir auch etwas abseits des Hauptweges und da sahen wir auch den Pilger der gestern am späten Nachmittag mit seinem Hund in der Herberge abgewiesen wurde, nun ja die Spanier und Hunde, ein Kapitel für sich, doch das sahen wir schon öfter und werden es auch noch einige male sehen.



Meseta wir kommen, wir freuen uns auf "das flache Land", doch erwarteten nicht, was wir da bekamen, erst einmal begleitete uns wie schon in Navarra und dem Rioja auch hier ein leichter Wind, zwar in Gesicht, doch das war uns egal. In den Oca Bergen habe ich schon gesagt, "der Wind bläst uns entgegen, es ist wie ein Omen, eine leise Warnung, als ob uns die Meseta warnen würde".




Rabé de las Calzadas
Mit jedem Schritt den wir weiter gen Westen zogen vielen auch die düsteren Gedanken des vergangenen Tages von uns ab und wir kamen langsam wieder in Schwung, am frühen Mittag wollten wir in Tadarjos sein, doch das waren nur 11 Km, von insgesamt 22 Km, unterwegs sahen wir auch die "Krebspatientin" wieder, eine junge Frau deren Alter schwer einzuschätzen war, die Haare begannen gerade wieder zu wachsen und dem Körper war die Therapie auch noch anzusehen, ausgemergelt, doch gesund, die Haut hatte schon wieder etwas Farbe. Wir dachten sie gehört zu dem Pilger mit dem Hund, mit dem sie am Ufer des Arlanzón saß, wo wir auch Rast machten, und sich eine junge Tschechin zu uns gesellte, sie war alleine unterwegs und bald verloren wir sie wieder aus den Augen. Sie wollte eine Woche vor uns in Santiago sein und hatte ein anderes Tempo, das war aber nun mal unser Schicksal, 3 Km in der Stunde mehr war nicht drin, noch nicht, denn ich merkte das es mir zusehends leichter viel, nicht schneller gehen sondern länger, das aber erst später, viel später.



Kapelle in Rabe de las Calzada
Die Rast in Tadarjos nutzten wir nochmal und gönnten uns eine Flasche Orangenbrause (Naranacia) und in Rabe del Calcadas nach 2 weiteren Kilometern machten wir Siesta, bevor es an den letzten Teil, 11 Kilometer nach Hornillos ging, ein Risiko, denn in Hornillos gibt es nur eine Herberge mit 30 Betten und 14 Notbetten und das nächste Dorf war weitere 11 Km entfernt.



Bildunterschrift hinzufügen
Wenn wir eins gelernt haben, ist es "wenn die Grillen anfangen zu zirpen, musst du von der Straße sein", eine alte Pilgerweisheit, spätestens aber um 14°°Uhr sollte man sich verzupft haben, alles was dann kommt ist eine Quälerei, so kamen wir gegen 16°° Uhr in Hornillos an und prompt war auch alles "Completo", wir sahen uns schon im Geiste die nächsten 11 Km gehen als uns eine Frau zurückrief und in ein Nebengebäude führte in dem die Notbetten standen und unser "Nachtleben" war gerettet, eine aufgeführte Einkaufsmöglichkeit suchten wir vergebens, doch das war das kleinere Übel, dafür hatten wir eine Begegnung der besonderen Art die uns bis zum Schluss begleiten sollte.



Hornillos del Camino

Wir hatten es uns gerade gemütlich gemacht, als ein alter Italiener neben mir im Bett einquartiert wurde, er warf seinen, nicht allzu großen Rucksack aufs Bett und verließ das Refugio Richtung Bodega "und da ward er gesehen", kurz vor 22°°Uhr (Nachtruhe in Refugios) kam er zurück und warf sich mitsamt seinen Kleidern aufs Bett und schlief auch sofort mit leisem Schnarchen ein "der alte Italiener" er hatte seinen Namen weg und ich dachte " was für eine Sau", eines dieser Vorurteile die man im Leben trifft um es wieder zu revidieren. So schlief ich ein, Caro in das Reich der Träume folgend.All diese "hab gute Begegnungen Gedöns“ sahen wir aus einem ganz anderen Licht, denn wir sahen die sich begegneten und wieder "entgegneten", wie das Schwedische Paar mit Henning und Kumpel einstmals dicke Kumpels und jetzt einige Tagesetappen später kennen sie sich nicht mehr, das ist es was mich stört, wir hatten auch unsere Begegnungen aber immer auf Distanz, man ging ein Stück des Weges verlor sich traf sich wieder, ein stetes kommen und gehen.


Castrojeriz



Das Nebengebäude der Herberge
Die deutschen "Bicigrinos" die gestern Abend noch kamen sind schon unterwegs als wir aufwachen, Respekt und das ganz ohne Rascheln, wer hätte das gedacht, wieder einmal ist der Schlafsaal leergefegt, bis auf einen, der alte Italiener, scheint seinen Rausch auszuschlafen, sei´s drum, wir machen uns fertig und ziehen gegen halb acht los.



Immer wieder trifft man auf
kleine Farbtupfer
Wie jeden Morgen pfeife ich mir Zuversicht zu, ja man könnte denken, der pfeift aus dem letzten Loch, aber dazu ist es zu melodisch und noch nicht mal zweistimmig, eine Angewohnheit seit Ventosa, als wir der Österreichischen Hospitalera, morgens beim Aufbruch, auf den Pilgergruß "Buen Camino" mit einem "Ultreia et Suseia" antworteten, was so viel bedeutet wie "bis Santiago und darüber hinaus" und sie meinte, so würde sie auch nicht oft zurückgegrüßt, die wenigsten kennen diesen alten Gruß.

Auf jeden Fall hörte man nur das "klack klackt" unserer Wanderstöcke und mein Ultreia in der "konzertanten Pfeifversion" den Hintergrundchor bildeten tausende von Schwalben mit ihrem Gezwitscher, Caro hatte schon festgestellt das sich die vielen Vögel vor der Hitze des Tages in die Kirchtürme zurückzogen, Nordspanien ist ein Vogelparadies (Fauna Iberica), kein Wunder bei der vielen Natur, selbst in den Dörfern spürt man noch das ursprüngliche, wenig Verkehr, und viele Einheimische die zwischen den Dörfern zu Fuß unterwegs sind, aber ich schweife mal wieder ab!




Die Abzweigung nachSan Bolo
Auf der Höhe von San Bol sahen wir Rimini und den alten Italiener hinter uns, Rimini bog nach San Bol ab und der Italiener folgte dem Jacobsweg und so gemächlich er uns auch folgte, überholte er uns eine halbe Stunde später.









Hontanas
Die Meseta suchten wir an diesem Tag vergebens, zumindest so wie wir sie uns vorstellten, so zogen wir Hontanas entgegen,




"el Puntito"
 11 Km gesäumt von abgeernteten Weizenfeldern, und da sahen wir auch was dieses Vogelparadies ausmacht, denn zwischen den oft kilometerlangen Feldern liegen kleine, manchmal auch etwas größere Hecken, ideale Nistplätze und wenn ein Jacobsweg daran vorbeifügte hier und da auch ein schattiger Rastplatz mit Bänken, auf jeden Fall aber ein Platz zum Verweilen. Gegen 11 Uhr kamen wir nach Hontanas, wo wir uns unser erstes Bogadillo gönnten und dazu eine Ecke Toblerone, dazu frisches Brunnenwasser, von dem immer und im Überfluss reichlich vorhanden ist. Schon der Weg von dem Plateau hinab nach Hontanas ist ein Traum geschweige denn der Ort selbst. Hier setzte sich eine ältere Spanierin zu uns, ein kurzer Austausch über das woher und wohin, sie kein Deutsch und Englisch und wir kein Spanisch, zumindest aber wenig, nun sie hielt die Sätze grammatisch einfach und ich versuchte alles zu verstehen und antwortete mit ja oder nein, auf jeden Fall fragte sie mich wir Papa und Tochter sind und wie alt, was ich auch beantworten konnte und auf die Frage wie alt ich sie Schätzen würde meine ich, so Mitte sechzig, vage, sehr vage, sie lachte und meinte 82 aber sie würde langsam gehen keine großen Etappen vor allem aber gegen den Widerstand Ihrer Tochter.


Grüne Inseln inmitten
abgeernteter Weizenfelder



Eine Ruine am Wegesrand
Sie ist hier in der Gegend (Castrojeriz) aufgewachsen lebe aber Ihr ganzes Leben in San Sebastian, welches ja ein viel besseres Klima hätte als die Meseta; die Meseta, da war es wieder "dieses böse, böse Wort", den ganzen Morgen dachten wir nicht dran, doch nun hatte es uns wieder eingeholt, die Spanierin zog weiter und wir machten uns auch auf den Weg, im Gehen sahen wir noch wie eine Österreicherin so Mitte der Fünfzig sich mit Ihrem Mann, der Ihr zuvor auf dem Camino entgegen kam, Richtung Ortsende ging wo ein Wohnmobil stand, er begleitete seine Frau mit dem Mobil und sie lief den Weg, eine angenehme aber durchaus nicht verwerfliche Art den Weg zu gehen.







Kult
San Anton
Für uns ging es weiter nach San Anton 8 Km schöner Schotterweg, wir waren ziemlich alleine, um nicht zu sagen, mal wieder die letzten. Vorbei an einem halbzerfallenen Turm, von dem ich zuerst dachte es sei San Anton, führte ein malerischer Weg Richtung Castrojeriz um dann ungefähr 3,5 Km vor der Stadt auf die Landstraße zu führen, wieder einmal auf heißem Asphalt gehen, na ja, wenigstens ins Gesicht blies uns, wenn auch warmer, Wind während ich zu Beginn der Landstraße mich erst einmal auf einem Baumstumpf niederlies trottete Caroline weiter, bis ich sie aus den Augen verlor und erst wieder kurz vor San Anton aufholte, wo wir vor Staunen stehen blieben, denn die Landstraße führte durch das Mittelschiff der ehemaligen Kirche, wir gönnten uns ne Cola und betrachteten uns die Ruine mit dazugehörigen Herberge, ein Insidertip, doch wir zogen weiter, im Gehen sahen wir "unsere" Krebspatientin, sie saß beim Hospitalero und trank Cafe con Leche. Eine Stunde waren wir in Castrojeriz und standen vor der ersten Herberge, geschlossen, für die nächsten drei Tage, ich vermute Wanzen, der einzige Grund, warum Herbergen immer wieder einmal für 2, 3 Tage geschlossen werden. Als wir dann zur zweiten kamen war diese "Completo" und aus den Augenwinkeln sah ich vorne an der Kreuzung 3 Pilger um die Ecke biegen, ich überlegte nicht lange denn jetzt hieß es handeln, denn es gab jetzt nur noch das Refugio und da sollten wir schon ein Bett ergattern denn in den nächsten Ort war es zu weit, immerhin 10 Km und Nachmittags um vier.





Refugio Bei Resti
So ging es schnellen Schrittes durch die Stadt und dem Refugio entgegen, doch die Eile war umsonst, es waren noch genügend Betten frei, nachdem wir die Refugio Regeln über uns ergehen ließen konnten wir uns häuslich einrichten und einkaufen, doch bevor in den Supermercado aufbrachen warf sich jemand mir gegenüber aufs Bett und ich blickte in das breite lächeln des „alten Italieners“, und mir entfuhr spontan "Hola, bon Jorno Signore! Comes Tai? " bevor ich merkte dass ich Ihn auf Italienisch ansprach, antwortete er mit "ah Hola, bene, bene" ich sagte "va bene"


Im Supermercado deckten wir uns mit Konserven ein und setzten uns auf die Plaza Major auf eine Bank um zu essen, nachdem sich der Wind zu einem kleinen Sandsturm aufbaute gingen wir wieder zurück zum Refugio, wo wir auf Hennes und seinen Kumpel stießen die sich auch hier einquartiert haben, alleine, das schwedische Paar fehlte, mal wieder ein Grund für Caro, sich über die Kurzlebigkeit der "Camino Bekanntschaften" Gedanken zu machen.

So neigte sich auch dieser Tag dem Ende entgegen und wir zogen uns zurück währen draußen der Sturm tobte.
Boadillo del Camino

Als an diesem Morgen klassische Musik erklang wusste ich, wir sind in der richtigen Herberge, ich hatte von dem „verrückten Hospitalero“ gehört, aber nicht mehr daran gedacht, das Refugio war dafür bekannt das man morgens mit klassischer Musik geweckt wird, nun erfuhren wir es am eigenen Leib, den Wanzen sei´s gedankt, denn hätten sie nicht die erste Herberge blockiert wären wir nicht in diesen Genuss gekommen, auch musste ich dem „alten Italiener“ Abbitte leisten, denn ich sah, wie er, nachdem er wieder einmal eine Nacht mit seinen Klamotten im Bett verbrachte, am Morgen aus der Dusche kam, in seinem Rucksack kramte, neue Kleider rausholte, sich umzog, die alten in den Rucksack stopfte und e´voila, genauso aussah wie vorher, das alte Schlitzohr hatte 2 gleiche Garnituren Kleider dabei, auf die Idee muss man erst mal kommen.

Zum Frühstück wurden wir hoch in den ersten Stock gerufen und da sahen wir noch einen Schlafsaal mit etwa 20 Betten, und einem geräumigen Frühstücksraum, wir bekamen eine „Cafe con Leche“ und ich flüsterte Caro zu, „trink um Gotteswillen diese Brühe“ denn sie wurde aus einem Topf geschöpft in dem etwas Kaffeeähnliches mit Milch angerührt war, doch zu unserer Überraschung schmeckte sie gut, selbst für mich als „Cafe solo Trinker“ , Caro fand Geschmack an „Cafe con Leche“ und ich musste den Satz „un Café con Leche i un Cafe solo largo“ lernen, der fortan unser Begleiter war. Beim Ausblick aus dem Fenster sahen wir auf eine weite Ebene zu deren linken ein Weg in Richtung eines Hügels mit einem steilen Anstieg führte der sich mehr erahnen als sehen lies und ich sagte zu Caro, bei unserem Glück müssen wir über den Hügel rüber und wenn Gott es sehr gut mit uns meint auf der anderen Seite wieder runter. So Verliesen wir das Refugio, nicht ohne uns noch mal herzlich zu bedanken, mit den Worten das wir noch nie auf dem Camino so gut geschlafen hätten wie hier und wir bestimmt beim nächsten Mal wiederkommen werden, was ja auch stimmte, denn zumindest Schlafens mäßig gehört das Refugio in die Klasse Granon.





Immer weiter Richtung Tafelberg
Wir verließen die Stadt und tatsächlich führte der Weg in Richtung der Anhöhe, doch wir nahmen es gelassen, kurz vor dem Anstieg überholten uns 3 Pilger und bevor wir auch nur einen Fuß Richtung Oben gesetzt haben sind die drei schon auf halber Höhe, es ist zum Verzweifeln, wie machen die das nur und was machen wir falsch!?!?

Als wir endlich die Hälfte erreicht haben sehen wir unten Rimini und den „alten Italiener“ wie sie sich nach der Brücke trennten, Rimini folgte einem Weg der um die Anhöhe herum führte und der Alte folgte uns auf dem Jacobsweg, wir gaben Gas, denn diese „Schmach“ wollten wir nicht über uns ergehen lassen, das er uns überholte. So schafften wir es oben anzukommen bevor wir eingeholt wurden und die Radfahrer die uns vorher überholt haben ihre Rast beendeten.

Wir gingen in Richtung Boadillo und fanden es an der Zeit zu akzeptieren das wir in der Meseta sind, heiß, flach, eintönig , endlos scheinende Weite, nun der Wind war immer noch unser Begleiter und wir sahen Ihn als Segen.




Kurz vor der Anhöhe
„Einen guten Freund den wir jeden Morgen wiedertrafen“, hatten wir erst einmal die letzten Häuser hinter uns gelassen kühlte er unseren Weg, die Landschaft war eher hügelig, so wie wir es von unserer Heimat gewohnt sind, eintönig!? Wenn man die Natur im kleinen sieht, erkennt man sogar in einem abgeernteten Kornfeld verschiedene Farbnuancen und wenn man genau hinschaut hat sich sogar die Vogelwelt verändert, Vogel fliegen höher, das Gezwitscher hat sich verändert hier und da einmal eine Feldlärche die laut lärmend versucht Eindringlinge zu verjagen und die endlose Weite wurde immer wieder durch kleine Hecken, Sträucher und auch kleine Hügel unterbrochen, so dass es uns nie an Abwechslung mangelte und natürlich unseren Freund, den Wind, wir waren nun gut 40 Km hinter Burgos.



So muss Gott die Erde sehen
Wir blickten das Plateau hinab und dachten, so muss Gott die Erde sehen, ausgedehnte Sonnenblumen und Maisfelder umgeben von schier endlosen Weizenfeldern auf denen die Erntemaschinen Tag und Nacht fuhren, dazwischen naturbelassene Hecken und am Horizont sanfte Hügel. Da war sie, die Meseta und sie zeigte sich von Ihrer schönsten Seite, golden im gleißenden Licht der Mittagssonne schimmernd, wie wir sie die nächsten Tage nie mehr sehen sollten, denn mitten drinnen zeigte sie nochmal ein anderes Gesicht, genauso schön, aber anders eben und wir begreifen, es kommt auf den Augenblick an und wie man Ihn sieht.

In der Spontanität des Momentes fällt mir Moses ein, gleiches muss er gesehen haben, als er, nach 40 jähriger Wanderung durch die Sinai, ins gelobte Land blickte und wie unendlich reich können wir uns schätzen „unser“ gelobtes Land betreten zu dürfen, welch eine Gnade lässt uns Gott zuteilwerden ! Vielleicht sind meine Worte etwas übertrieben doch unseren Gefühlen gegenüber sind sie durchaus angemessen und spiegeln sie aus tiefstem Herzen.


Rastplatz vor Itero de la Vega
Hügel, ja ich wundere mich, doch es ist tatsächlich so, dass die Meseta zwar im ganzen gesehen flach ist doch sanft wellig und so begleitet uns die nächsten Tage ein stetes auf und ab langgestreckte Anstiege und ebenso langgedehnte Ausläufe, die Kornkammer Spaniens.




Albergue Putzu in Boadillo
"My Albergue is my Castle“, mir klingen die Worte heute noch in den Ohren, Albergue Putzu am Ortsanfang von Boadillo del Camino. Wir rasteten auf der Bank vor der Herberge und sahen drinnen die Krebspatientin an der Bar sitzen, es war einer dieser spanischen Höfe am Ortsrand, als Herberge umgebaut, mit einem gepflegten Innenhof, der Bereich hinter dem Tor war als Bar ausgebaut von wo man über eine gepflegte Rasenanlage zur Herberge kam,

Der junge Mann erklärte uns auf Englisch mit dem wir uns etwas schwer taten das er einen kleinen Shop eingerichtet habe, wo man Lebensmittel kaufen kann, womit unsere Pilgerspaghetti gerettet waren.

Immer wieder machte er uns mit erhobenem Zeigefinger darauf aufmerksam "My Albergue is my Castle"




Heute gibts Pilgerspaghetti
Vor allem aber als er meinte, er sei auch mal Pilger gewesen und kein Pilger könne so schnell laufen, das er Ihn nicht finden würde, ich wollte Ihm schon lautstark Einhalt gebieten, als mir die Japanerin einfiel , die in Belorado am späten Samstagnachmittag nach uns kochte, wir waren schon fertig und hängten unsere Wäsche auf die Leine als wir drinnen einen dumpfen Knall, einen spitzen Schrei und darauffolgend lautes Gepolter hörten, wir sahen uns an und wussten, die Japanerin hätte sich fast mitsamt der Küche beim Versuch den Herd anzuzünden, in die Luft gejagt. So gesehen war seine Besorgnis verständlich.

Wir kauften ein, für sage und schreibe 5 Euro 70 erstanden wir Lebensmittel für eine Riesenportion Pilgerspaghetti. Als wir später auf unseren Betten saßen spürte ich ein Brennen auf meinem Unterarm und ich sah den Biss einer Wanze, aber schon älter, war er nun von hier oder dem Refugio in Castrojeriz, schwer festzustellen, beide waren eigentlich sauber und ich hatte den einzigen Biss, Caro war "clean" so beschloss ich mich, nicht in Panik auszubrechen. So ging auch dieser Tag vorüber und wir freuten uns auf den nächsten Tag da ging es nach Fromista und wir sahen den "Canale Kastillano"

Carrion de los Condes


Kirche von Boadillo
An diesem Morgen verabschieden wir uns mal wieder mit dem Fotoapparat und erkennen wie unscheinbar die Herberge wirkt, umrahmt von einer hohen Mauer, von vorne sieht man nur das große Tor das am frühen Morgen noch geschlossen ist.



Der Kastillianische Kanal
Die Sonne geht gerade auf als wir uns auf den Weg durch den Ort hinüber zum Kanal machen, dem wir auf drei Km bis zur Schleuse nach Fromista folgen, wo wir rasten und unsere Pilgerspaghetti von gestern frühstücken, bevor wir in die Stadt gehen, wo wir an einem Obststand eine Bank besetzen uns Orangen, Äpfel und Bananen kaufen, nach dem opulenten Frühstück gerade das richtige, so vertrödeln wir eine Stunde bevor wir uns auf den Weg nach Carrion de los Condes machen .



Villacazar de Sirga
Eigentlich wollen wir nach Villacazar de Sirga, aber da stoßen wir am frühen Nachmittag auf eine geschlossene Herberge und die Zeichen des Gemeindearbeiters zu Folge sind wieder einmal die kleinen Krabbeltiere am Werk, schade, denn es ist eine schöne an einer Parkanlage gelegene Herberge. So ziehen wir, nicht ohne an der Bar vor Ortsende zu rasten, weiter.

Als wir dann gegen 17°°Uhr in Carrion ankommen sind wir fertig, die erste Herberge ist "Completo" und wir machen uns auf die Suche nach der Herberge "Espiritu Santo" die wir dann auch nach 15 min. finden, nicht ohne einen Umweg zu machen, so gelangen wir durch den Haupteingang ins Kloster von wo wir über den Hof zu den Gebäuden der Herberge, ein großer Raum mit einstöckigen Betten, geführt werden, Caro übernimmt das Einrichten unserer Betten und ich oute mich als Jäger und Sammler, so begebe ich mich auf Nahrungssuche wo mich der Weg quer durch die Stadt führt über die "Plaza Mayor" hinaus, normalerweise kein Problem, doch heute schmerzt meine rissige Ferse.



Noch 6 Kilometer
So wird es ein schneller Einkauf, im Supermercado der heute mal wirklich einer ist, aber deswegen nicht unbedingt günstiger sehe ich die "Abiturientin" also habe ich an der ersten Herberge doch richtig gesehen, drum fand ich es auch nicht schade das sie besetzt war, nach einem knappen hallo und dem üblichen blabla, ging ich weiter und verschnaufte auf einer Bank auf der Plaza bei einer eiskalten Coke, ein Genuss während ich so über dies und jenes sinniere glaube ich einer Halluzination zu erlegen, ich sehe den "alten Italiener" und in jedem arm hielt er eine junge Frau die direkt aus dem Atelier von Versace entstiegen zu sein schienen.



Im Hof der Herberge
Die Welt ist verrückt, so gehe ich vorbei an den Devotionaliengeschäften zurück zur Herberge, diesmal den direkten Weg zur Neben Pforte, wo Caro eingeschlafen war und ich kurz davor war in die Luft zu gehen, da nichts hergerichtet war geschweige denn schon geduscht, doch sah ich gerade noch rechtzeitig die Abiturientin, was Caro vor einem Anpfiff bewahrte, aber so ist es nun mal, man muss nicht immer alles zu eng sehen schon gar nicht auf dem Camino. Als ich meine Schuhe und Socken auszog sah ich die Bescherung und den Grund für meine Schmerzen, ich hatte mir eine Blase gelaufen und das nach 340 Km, ich war fertig mit der Welt, das ärgerliche daran war das es aus Unachtsamkeit geschah, doch was soll´s, ich schnitt sie auf "entwässerte" sie und klebte ein Pflaster drauf, "wird scho werrn sagt frau Kern" wie man in Süddeutschland sagt.

Nach einem späten Abendessen legten wir uns hin, als eine Ältere Japanerin neben mir auf der Liege begann ihre Gymnastikübungen zu machen, auch draußen im Hof schien kein bisschen ruhe einzukehren, nachdem ein Bus mit vielen Kindern ankam die die Kühle des Abends nutzten um im Hof zu spielen. Doch es war nicht unangenehm, irgendwann konnten wir dann auch einschlafen

Calzadilla de la Cueza





Heilige Maria Mutter Gottes
Die Nacht bei den Klarissinnen war zwar kurz aber erholsam, daran konnten sogar lärmende und spielende Kinder die bis nach Mitternacht auf dem Hof tobten nichts ändern, gemächlich und Wert darauf legend unter den letzten zu sein verließen wir das Kloster, eine Nonne rief uns aus dem Fenster zu, wir winkten zurück und als wir dann "Ultreia Pfeifend" von dannen zogen mussten sie doch lächeln. Wir haben nun 18 Km ohne schatten auf einer Schotterpiste vor uns, wir überqueren den Fluss Carrion um die nächsten 5 Km der Landstraße zu folgen, bevor wir auf die Schotterpiste kommen der Via Aquitania, meine Schuhe habe ich schon lange gegen meine alten "Lauflatschen" getauscht, doch das Laufen wird dadurch nicht unbedingt besser, die Blase reibt und habe ich so schon mühe mit Caro Schritt zu halten so war mein versuch an diesem Morgen eher von Verzweiflung geprägt.





Wir verlassen Carrion
 Als wir dann die ersten Kilometer auf der Via hinter uns hatten gab ich auf und zog am nächsten Rastplatz meine Lowas wieder an und es ging wesentlich besser, denn die beschriebene "Schotterpiste" entpuppte sich als "faustgroßesteineschotterpiste" die mit festen Schuhen besser zu bewältigen war. Mein Problem, Caros Problem sollte erst noch kommen, denn mit zunehmender Hitze kamen die kleinen schwarzen Fliegen und die Via war in Kopfhöhe rabenschwarz und diese kleinen Biester setzten sich in jeder Kopföffnung fest.



Auf der Via Aquitania
 Caro lief über Kilometer mit vor dem Kopf wedelnden Händen, und wir waren recht früh in Calzadilla wo wir auch gleich in die erste Herberge am Ortsanfang gingen, wo wir auch prompt mit einem deutschsprachigen Hospitalero belohnt wurden, doch das war an diesem Nachmittag egal, denn keinem von uns war nach reden zumute und wir hingen meist unseren Gedanken nach. Zuerst einmal aber vielen wir nach dem Duschen aufs Bett und gleich ins Koma. Als ich dann wach wurde sah ich das mir gegenüber die Krebspatientin lag zusammengekauert und fest in ihren Schlafsack eingepackt, was mich bei der Hitze wunderte, sie wurde kurz wach, als ich sie mit einem "Hola" grüßte nickte sie nur zurück und schlief weiter.



Die Herberge in Calzadilla
Als wir es uns im Innenhof in den letzten Sonnenstrahlen gemütlich machten, kam noch eine Österreicherin und unterhielt sich mit 2 Pilgern, beide "Rennpilger" und die Österreicherin liefen  gegen die Zeit, man prahlte mit gegenseitigen Rekorden und wie Toll schnell und fit man doch sei, so dass wir es vorzogen uns an dem Gespräch nicht zu beteiligen, da man uns sowieso für Spanier , Papa und Tochter hielt, hatten wir damit auch keinen Stress.
Abends war die Herberge ziemlich leer, die meisten kamen erst kurz vor 22°°Uhr wieder zurück doch da lagen wir schon im Bett. Meine Blase war verarztet und schmerzte auch nicht mehr so toll, woran auch mit Sicherheit meine guten schuhe Ihren Beitrag hatten .

Sahagun





Morgenstund.....!
Sonntag, Trödeltag, so beginnen wir Ihn auch, lange schlafen (halb acht), unterwegs ein "spanisches Frühstück", Cola Light und Kekse ;.)) , Pause an jeder Bank und Rast wo sich nur ein Schatten bietet, gehen wir recht gemächlich, denn wir haben kein Ziel, besser gesagt ein nahes Ziel, nur ca. 16 Km bis San Nicolas ein Klacks für Pilger wie uns doch heute zieht sich alles wie Kaugummi.

In Terradillos de los Templarios sitzen wir an einem Rastplatz und Caro macht den Vorschlag in die Albergue, an der wir vorhin vorbeigegangen sind, zu gehen um zwei Eis zu kaufen.





Spanisches Frühstück
"Ich gehe Eis kaufen" ich traue meinen Ohren nicht, Caro, mitten in Nordspanien und geht freiwillig Eis kaufen, wie gewohnt machen wir uns auf einer Bank breit und genießen das Eis und den Sonntagvormittag, erst als wir das Klingeln eines Autos hören kommt wieder Bewegung in uns, denn "Klingelndes Auto" bedeutet in der Heimat „fliegender Händler“ Lebensmittel, Brot, Wurst Obst, was auch immer, voller Hoffnung machen wir uns auf den Weg und treffen auch vor Ortsende einen LKW, ein "fliegender Obsthändler". Cuatro Bananas, cuatro Naranjas, cuatro Mancanas y cuatro Meloncotones, es kam mir über die Lippen wie einem spanischen Grande, es war unsere Obstration, wenn wir mal die Möglichkeit haben.

Steinkreis vor San Nicholas
Mit all den Vitaminen gestärkt geht es weiter Richtung San Nicolas, wo uns in der Hälfte der Strecke ein Rastplatz mit einem Steinkreis aus kleinen Feldsteinen geradezu zum Verweilen anfleht, wir lassen uns nicht lumpen und gönnen uns eine kleine Obstpause, der Rastplatz liegt in einer kleinen von Bäumen und Büschen bewachsenen Senke die vom Jacobsweg in einer Serpentine durchquert wir, so hört man sich nahende Pilger eher bevor man sie sieht. So trafen wir auf Mariana, zuerst sahen wir Ihren rosa Hut, unter dem sie Ihr, wie von Ratten zerfressenes Haar versteckte, es war "unsere Krebspatientin", sie setzte sich auf die Bank gegenüber des Steinkreises, machte einige Bilder mit Ihrem Handy, als wieder Schritte vom Weg herunter hallten und gleich drauf ein weiterer Pilger zu uns traf.

Hobbits ! Auenland?
Wir kannten ihn vom sehen, seit einigen Tagen sahen wir Ihn mit einer Gruppe Spanier, sie unterhielten sich als uns die Krebspatientin unvermittelt auf Deutsch ansprach, ob wir denn wissen wie weit es noch bis San Nicolas sei, ich schätze das wir etwa in der Mitte der beiden Dörfer waren, worauf sich der Spanier eilig verabschiedete, da er seine Freunde unbedingt noch vor Sahagun einholen wollte. Sahagun, dachte ich, ne is zu weit, noch mindestens 10 km jetzt war es 13°°Uhr, und Sonntag obendrein, so kamen wir mit unserem Gegenüber ins Gespräch über das woher, das wohin war ja nicht schwer zu erraten, Sie erzählte das Ihr Name Mariana ist und Sie in Deutschland in Mannheim geboren ist, aber Ihre Eltern wieder mit Ihr nach Griechenland zurück sind als Sie noch ein Kind war, aber das deutsch ist Ihr geblieben, worauf ich meinte das wir Sie für eine Spanierin hielten doch Sie entgegnete, das Sie Italienisch in der Schule gelernt habe und somit die Verbindung zum Spanisch hatte und das auf dem Jacobsweg vertiefen wolle.



Mittagsrast in San Nicholas
Mariana machte noch einige Bilder, vor allem aber von dem Steinkreis, der Sie faszinierte, als Sie meinte, Sie müsse unbedingt an einen PC im die Bilder herunterzuladen, sonst müsse Sie löschen, auf meine Frage, welche Speicherkarte Sie denn hätte, meinte Sie, es wäre keine Speicherkarte im Handy, ich sah das Sie ein Sony Ericsson hatte, wie ich und so entschloss ich mich Ihr meine Karte zu überlassen, ich hatte 4 GB das reicht für mindestens 2000 Bilder, leider konnte ich sie nicht komplett leermachen, die Musik ließ ich drauf, doch es war immer noch genug Platz. Der Entschluss war schnell gefasst und noch schneller in die Tat umgesetzt, wir hatten genügend Speicherkarten dabei und so fragte ich sie, ob sie mir Ihr Handy mal kurz geben wolle, so vergewisserte ich mich, ob meine Karte auch passt, und überließ Mariana meine Speicherkarte mitsamt der Musik, welche Ihr auch gut gefiel, und so trennte wir uns, eine überglückliche Mariana, die nicht nur endlos Bilder machen konnte sondern auch noch Musik hören konnte.



Und wieder eine "Pilgerautobahn"
So erfuhren wir an diesem Tag das alles seinen Sinn hat, was geschehen soll geschieht und es liegt alleine in Gottes Hand. Wir gingen, mit der Gewissheit, das sich unsere Wege noch öfter kreuzen werden, wie sehr Caro diese Frau in Ihr Herz schloss merkte ich, vor allem in Galizien. Nun, erst einmal mussten wir an diesem Tag noch nach San Nicolas kommen was bei unserem Tempo nicht so einfach war und als wir dann endlich ankamen, saß Mariana und der Spanier, der vorher noch so eilig mit dem Ziel Sahagun aufbrach, vor der Dorf Bar und eine Stimme in mir sagte "setzt euch dazu", was wir auch taten, Mariana freute sich wie ein Kind über die Musik auf der Speicherkarte, aber auch darüber sorgenfrei fotografieren zu können und stellte uns den Spanier vor, sein Name ist Jesus, worauf er meinte, es sei in Spanien ein gängiger Männername, und im Gegensatz zu seinem berühmten Namensgebers wäre er nicht "Jesus am Kreuz" sondern „das Kreuz an Jesus“ und zeigte uns eine Kreuz ähnliche Falte über der Nasenwurzel zwischen den Augenbrauen, was er von Geburt an habe und seine Mutter zu der Namensgebung bewog.



Rastplatz vor Sahagun
Wir blieben auf ne Cola und ein Schälchen Oliven, bevor wir uns wieder auf den Weg machten, denn die örtliche Herberge befand sich direkt über der Bar vor der wir saßen und das war uns doch zu unruhig, so ging es noch mal auf den Camino und 7 Km weiter nach Sahagun, doch nun mussten wir uns sputen, denn es war mittlerweile 15°°Uhr und die Zeit würde etwas knapp 7 Km bedeuteten 2 Stunden, was bei unserem Tempo keine Garantie war zumal uns die Sonne nun ins Gesicht schien.

Kurz vor der Autobahnunterquerung vor Sahagun noch ein Highlight der besonderen Art, ein Ginsterbusch so groß wie ein Haus, als Beweis stellte sich Caro drunter und ich fotografierte Sie mitsamt dem Busch.

Es war schon nach vier als wir die Autobahn unterquerten und das erste was wir von Sahagun sahen war der weiße Kornspeicher im gleißenden Licht der Nachmittagssonne, zum Greifen nahe, doch wussten wir das dies am Jacobsweg nichts zu bedeuten hatte und wenn ich es bisher nicht erwähnt hatte, nicht weil es nicht erwähnenswert wäre sondern eher deswegen weil wir uns daran gewöhnt hatten und keine großen Worte darüber verloren, Entfernungen scheinen hier näher als sie sind und sind schwer einzuschätzen.



Albergue Viatoris
Der Kornspeicher zeugt noch vom Glanz und Reichtum vergangener Epochen, im 11. Jahrhundert wurde das Kloster von König Alfonso VI von Kastilien, der hier erzogen wurde, mit zahlreichen Schenkungen bedacht. Mit königlichen Privilegien ausgestattet erlebte die Siedlung, die wahrscheinlich auf der alten Römischen Siedlung Camala gründet Ihren Aufstieg den erst zwei Brände und die Säkularisation zunichtemachten.

König Alfonso VI machte aus Sahagun das Cluny Nordspaniens und das Kloster zum mächtigsten am Jacobsweg, als sich aber die Katholischen Könige dem Kloster San Benito in Valladolid zuwandten war der Abstieg des Klosters vorprogrammiert.





Der Schlafsaal aufgeteilt
in Kabinen
Gegen 17°°Uhr waren wir auf einem Rastplatz vor Sahagun wo wir nochmal eine "Obstpause" einlegten um dann weiterzugehen, wir gingen zur Herberge "Viatoris", wo wir auch noch ein Bett bekamen.

Caroline erkundete die Herberge und kam mit der Nachricht das eine Küche vorhanden ist, somit konnten wir unsere Konserven heiß machen, dazu fanden wir im Schrank noch etwas Reis den ein Pilger vor uns zurückgelassen hatte, womit unser Abendessen gerettet war. So ließen wir den Sonntag ruhig ausklingen, von unseren bekannten war niemand hier, doch das störte auch nicht weiter, denn wir würden sie morgen wieder auf dem Camino treffen.






El Burgo Ranero

Broncepilger vor der
 Touristeninformation
Nach einer ruhigen Nacht die wir eher den Raumtrennungen als der Rücksichtnahme der anderen Pilger, unter denen sich auffallend viele "Pilgertouristen" befinden, zu verdanken haben, Caro nennt sie "Edelpilger".

Ausschlafen, das bedeutet für uns erst um sieben Uhr aufstehen und gegen halb acht die Herberge verlassen, das Frühstück gibt es dann auf der ersten Parkbank, heute Morgen durchqueren wir die Stadt vorbei am Monasterio de Santa Cruz und bevor wir die Stadt über den Cea verlassen finden wir auch eine Bank für unser Frühstück, wozu sich auch noch 2 junge Spanierinnen gesellen, die , wie wir später feststellen, zwar miteinander den Camino gehen aber getrennt laufen, Sie verabreden sich an einem gemeinsamen Ziel und jede läuft ihr Tempo. An den Bronzestatuen am Stadttor fotografieren wir uns noch gegenseitig und eine der Frauen kommt uns zu Hilfe und fotografiert uns gemeinsam.



Vor der Brücke über den Cea
So begeben wir uns über die Cea- Brücke auf die Pilgerpiste und darauf bleiben wir auch, eine schattige Allee, wenn auch nur kleine Schatten, entlang der Nationalstraße, ein eigens für Pilger angelegte mit bewässerten Bäumen bepflanzte Piste , wir hätten anders gehen können, die Nebenstrecke, eigentlich den alten Pilgerweg, doch wir dachten nicht im Traum daran, denn heute ist Montag.

Was es mit dem Montag auf sich hat!? nun, Montag ist einfach nicht unser Tag, ich weiß, wenn man unseren Weg bis hierher verfolgt, ist kein Tag unser Tag, doch die Montage sind ganz schlimm, dementsprechend wenig nehmen wir uns heute vor, El Burgo Ranero ist unser Ziel und da ändert sich auch nichts. So wie man es von uns gewohnt ist laufen wir mal wieder alleine, bis auf die Spätaufsteher und die Frühstücker die uns am Vormittag überholten, doch an einem Montag regen uns noch nicht einmal diejenigen auf, die am Morgen eine Station hinter uns aufbrachen und von denen wir wissen, dass sie noch eine Station weitergehen als wir.



Meilenstein der Superlative
Auch von Mariana, Jesus, Rimini und dem alten Italiener ist nichts zu sehen, geschweige denn von den "Eses" , der "Abiturientin", "Henning und sein Kumpel", aber wenn ich es mir recht überlege haben wir von den "deutschpeoples" seit Freitag nichts mehr gehört, geschweige denn gesehen und das war auch gut so, nicht das die anderen weniger peinlich waren, nur die verstanden wir nicht.

So kamen wir an diesem Nachmittag nach El Burgo und ergatterten doch tatsächlich die letzten beiden Betten und entsprechend groß war unsere Freude als wir feststellten das Mariana auch da war, wir kamen uns nicht so ganz verloren vor, doch ich kann mich nicht beschweren, wir wollten es ja so.




Albergue Municipal in
El Burgo Ranero
Wovon wir aber noch lange zehren sollten ist der Dorfladen, der hält wirklich was der Pilgerführer versprach, eine gute Auswahl an Lebensmittel, einiges an "Pilgernippes" eine freundliche Bedienung und alles zu moderaten Preisen. So gab es an diesem Abend Melone und kalt, die Küche war besetzt, doch kochen wollten wir sowieso nicht, aber unsere Getränke hatten Platz im Kühlschrank., das erste und einzige Mal in 5 Wochen.

Nach 20 Tagen war unser Pilger- Rhythmus geprägt von "nachmittagseinenladensuchenundwaszutrinkenkaufen" ;-) und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich jeden Abend 2 lt. Cola verdrückte, na ja, spätnachmittag bis morgens, Caro genoss die Narancia .

Auf einen mehr oder weniger ereignislosen Tag folgte eine ereignislose Nacht, nur die Spanischen "Touristenpilger" dachten noch über die Sperrstunde hinaus Radau machen zu müssen, doch denen hat Mariana den Zahn gezogen und wir konnten eine ruhige Nacht in dem restaurierten Lehmbau genießen

Leon

Biotop in el Burgo Ranero
20 Km Pilgerpiste, ein Tag wie gestern, einzig erwähnenswertes wären die Erdhügelhäuser in Reliegos die wir am späten Vormittag erreichen, doch eigentlich sind es Weinkeller, sie sehen nur aus wie eine kleine Hobbit Siedlung.




Hobbingen! ....Auenland?
Wir überholen doch tatsächlich die deutsche Familie, die uns am Vormittag hinter sich ließ, zwei Schwestern, die mit vier Kindern unterwegs waren und die älteste der Kinder saß auf einer Bank am Dorfplatz, wo wir auch kurz Rast machten, doch die Zeit trieb uns weiter. So kamen wir gegen 13.15 Uhr nach Mansilla de las Mulas, wessen Name auf den Maultiermarkt zurückzuführen ist und begaben uns auf die Suche nach der Herberge.



Open Range - Weites Land
Es gab nur eine und die lag auf dem Pilgerweg, doch sie war Proppenvoll, im Innenhof herrschte das pure Chaos, auf einem Pappkarton stand sinngemäß: "sucht euch ein leeres Bett, werft Eure Sachen drauf, dann gehört es Euch" bin um 17°° Uhr wieder zurück. Ein sinnloses Unterfangen hier ein Bett zu bekommen und als wir uns gerade umdrehen wollten kam Mariana freudestrahlend, uns auch einmal behilflich sein zu können, doch wir fanden nichts, so verabschiedeten wir uns mit den Worten "morgen in Leon" und Leon ist ein Dorf, glaubt es mir!



Mansilla de las Mulas
Wir suchten das Weite und entschlossen uns mit dem Bus nach Leon zu fahren, die "Estacion de Autobuses" hatten wir schnell gefunden, die Tickets waren schnell gekauft und um halb drei saßen wir im Bus nach Leon, Etappenspringen nannte man das, doch auf das Erlebnis in Mansilla hin hatten wir kein schlechtes Gewissen, nach dem Motto "Wolf wird´s schon richten"



Französischer "Carretero"
Gegen 16°°Uhr waren wir in Leon und als wir die tristen Vororte durchfuhren bereute ich unsere Entscheidung keine Minute, wir erkundigten uns gleich wann es am nächsten Tag wieder weiter ging, denn wir wollten die Stadt auch wieder mit dem Bus verlassen. So kamen wir nach einigem Suchen gegen 17°° Uhr zum Benediktinerkloster und reihten uns in die Schlange ein und bekamen sogar noch zwei Betten, was uns eigentlich wunderte denn das Bettenangebot für eine Stadt wie Leon war nicht sehr groß.




Herberge in Leon
Nachdem wir uns eingerichtet haben machen wir uns auf die Suche nach einem "Burgerladen", Burger King oder Mc Donald, ich hatte es Caro versprochen und ich denke sie hat es auch gebraucht, nach dem wir fündig wurden haben wir auch tatsächlich einen Tagesetat verbraten, nun sei´s drum wir hatten was zu feiern, Halbzeit, wir hatten die Hälfte geschafft und das erste Mal nahm das erreichen unseres Zieles feste Konturen an. Langsam merkten wir auch dass der quälende Schmerz einer freudigen Leichtigkeit wich und wir begannen zu pilgern. Doch der Besuch der Abendandacht holte uns auf den Boden der Realität zurück, hatte man uns bei der Anmeldung unmissverständlich klar gemacht, daß man Wert drauf legt, daß die Pilger an der Andacht teilnehmen.




Kathedrale
Um halb neun im Hof, meine Gedanken waren in Granon, umso tiefer stürzte ich ab, denn es war Welten von dem entfernt was wir da erlebten, so landete ich in kurzen Hosen und Latschen in der Klosterkapelle und ich kam mir ziemlich deplatziert vor.




Mein Strohhut
Der Knaller aber brachte ein Paar mittleren Alters offensichtlich in der Brunft, denn die Geräusche die aus dem zusammenstehenden oberen Etagenbett kamen waren eindeutig.


Rabanal del Camino


Römische Ausgrabungen
Wenn ich gestern Abend der Meinung war das so ein kurzer Aufenthalt Astorga nicht gerecht werden würde, so bestätigte der heutige morgen meine Vermutung und dementsprechend ließen wir uns auch Zeit. Unser Weg führte uns vorbei an den Ausgrabungsstätten des Forum Romanum quer durch die Stadt, über das Rathaus, ein Werk von Antoni Gaudi, bis hin zur Kathedrale, die seit dem 8. Jhd. Bischofsitz und somit Astorga zu einem wichtigen Ort am Jacobsweg aufsteigen lässt. Nicht zu vergessen das Rathaus.




Der Name der Stadt stammt noch aus der Zeit der römischen Besiedelung 17 v. Chr., als die Römer das Keltiberische Volk der Asturer unterwarf und begann die Goldminen der Montes de Leon von hier aus bis ins Bierzo auszubeuten.

Vorbei am Franziskanerkonvent
verlassen wir Astorga
Wir ließen uns Zeit und zollten der, für uns, schönsten Stadt am Camino den gebührenden Respekt, in einer kleinen Bar am Stadtrand gönnten wir uns noch einen Kaffee, als Caro meinte, "schau mal da Galizien", und wies Richtung Fernseher, dort wo sonst wilde Stierkämpfe tobten, tobte nun ein Unwetter, und genauso wie es die beiden Bicigrinos in Hornillos schilderten sah man auch jetzt ganz Spanien in Sonnenschein und nur über Galizien sah man Wolken. Da hatten wir ja was zu erwarten, doch ich beruhigte sie, wir waren noch weit entfernt und außerdem hatten wir strahlenden Sonnenschein, zu früh gefreut, wie sich am nächsten Tag herausstellen sollte, aber zuerst einmal ging es zum Cruz de Ferro.





Kapelle Homo e Ecco
Zunächst einmal verlassen wir die Stadt in Richtung Murias de Rechivaldo, vorbei am Franziskanerkolleg, wo wir noch vor der Autobahnüberquerung an einer Kapelle, die unserem Herrn Jesus Christus geweiht ist, rasteten, eine Kerze anzünden, Kraft tanken, wie wir es nennen. Es war ein denkwütiger Vormittag, es war schön was es zu lesen gab war auch in die wichtigsten Sprachen am Camino übersetzt und somit auch in Deutsch, was nicht nur Caro sehr gut gefiel, außerdem hatten sich auch noch sehr gute Übersetzer zu uns gesellt. Ein Ehepaar aus Bayern, anfang dreißig und penetrant laut, wir sahen uns nur an und verstummten sogleich, denn wir hatten einen Riesenvorteil gegenüber germanisch- bajuwarischen Mitpilgern, man hielt uns für Spanier, Papa und Tochter, und in diesem Schutz bewältigten wir den Camino fast ohne "Heimatkontakt" Punkt und dazu stehen wir auch, doch das ist eine andere Geschichte.




Murias de Rechivaldo
Als die Frau dann aber mit einem Spanier spanisch zu reden begann machten wir uns schnell aus dem Staub, denn gegenüber einer derart wortgewaltigen Pilgerin würde uns unsere Tarnung auch nichts helfen. So ging es nach der Autobahn fast übergangslos in die Maragateria, eine hügelige Landschaft die den Montes de Leon vorgelagert sind, die eine karge Vegetation auszeichnet.

Als ich auf einmal abrupt stehen blieb und tief durch die Nase einatmete wobei meine Nasenflügel bebten, Caro sah mich an und meinte mit verklärtem Blick, wie in Navarra. Ja das war es, es duftete wie in Navarra, sonst nicht so kombinationsgewandt wusste sie dieses Mal genau was ich meine. Navarra hat es uns angetan, es waren bisher die schönsten Tage, obwohl, das kann man eigentlich nicht sagen, denn alle bisher 23 Tage waren die schönsten.




Pause in Santa Catalina
So beflügelt ging es dem Cruz de Ferro entgegen, doch erst einmal kamen wir nach Santa Catalina und die erste schattige Bank gehört uns, mittlerweile hat sich unser gehvermögen gesteigert und wir pausieren nicht mehr alle Kilometer dafür aber etwas länger. Kaum das wir sitzen hören wir auch schon zwei Stimmen , Hubsi und Stubsi, inzwischen hat das Grauen einen Namen, kommen die Straße herauf, und wir werden etwas nervös, zur Flucht ist es zu spät und wir sehen dem was da auf uns zukommt mit gemischten Gefühlen entgegen. Doch die Vorsehung hat uns eine Bar geschickt, die Stubsi etwa 15 m vor uns entdeckt und feststellten dass es Zeit für einen Koffeinschub ist, wir atmen sichtlich erleichtert auf.




Cowboybar in el Ganso
Um die Mittagszeit kommen wir nach el Ganso und unverhofft stehen wir vor der Cowboy Bar, wer den Film "Pilgern auf Französisch" kennt, es ist die Bar in der Claude abstürzte.




Mittagspause mit einem Rentner
.Im Schatten der Kirche saß ein älterer Spanier und wir setzten uns dazu, eine angeregte Unterhaltung kam in Gang, er auf Spanisch und ich auf Deutsch, als auf einmal 2 Mädchen ca. 4 und 5 Jahre alt auftauchten und auf ihn einredeten meinte er, seine Schwiegertochter habe das Essen gekocht und seine Enkeltöchter meinten er müsse jetzt "sooooofort" nachhause kommen, sonst gibt's Ärger, worauf er sie nachhause komplimentierte sonst bekämen sie ärger! basta, um aus dieser Geschichte nicht als Verlierer hervorzugehen unterhielt er sich noch etwas mit uns und ging, ich wünschte ihm noch augenzwinkernd einen "guten Appetit" und er winkte zurück, Caro saß da mit offenem Mund, ob ich das denn alles verstanden habe und ich sagte ja, nicht Wort für Wort, doch sinngemäß.




Rabanal
Wenn ich unterwegs bin halte ich mich an die "Eingeborenen" versuche mit ihnen zu reden, "deren Sprache reden" das gebietet mir der Anstand und ich muss mich bemühen und sobald ich das tue, akzeptiere ich auch denjenigen der meine Sprache nicht so gut kann!




Reges Treiben in der Herberge
Am Ortsausgang von el Ganso sahen wir das junge spanische Paar, das wir vor Astorga trafen im Schatten sitzen, die Frau hatte mörderische Blasen an den Füßen und quälte sich den Jakobsweg entlang, ich fragte welche Salbe sie habe und sie zeigte mir eine Tube Voltaren, ich gab ihr eine angebrochene Tube Voltaren Schmerzgel. Als wir am Nachmittag in Rabanal um die Gemeindeherberge gingen und sahen das alles voll war gingen wir ohne Umwege zur Albergue Pilar eine Herberge mit einem schönen Innenhof und sogar Internet, wir bekamen die letzten Betten im Gemeinschaftssaal und siehe da Hubsi und Stubsi waren auch da. Als wir später durch den Ort gingen sahen wir, das wohl jedes Bett belegt war so viele Pilger wie wir sahen und die Inflationsrate im Dorfladen ließ uns den Appetit vergehen, so gab es Dosenfisch und Brot.



Cruz de Ferro

Rabanal im Regen
Nichts an diesem Morgen erinnerte noch an die Hitze des gestrigen Tages, grau und wolkenverhangen präsentierte sich der Monte Irago mit seinem Übergang, dem Puerto de Foncebadon.


Unser einziges festes Tagesziel war das Cruz de Ferro, schon seit Tagen fieberten wir diesem Tag entgegen, es war Michaels Geburtstag und wir wollten Ihm unbedingt mit etwas besonderem gratulieren. So hatten wir vor, Ihm an diesem Tag eine MMS mit Geburtstagsgrüßen vom Cruz de Ferro, dem höchsten Punkt am Französischen Weg, zu schicken. Das Cruz de Ferro steht auf einem von Pilgern angelegten Steinhaufen, dessen Brauch noch in die Römerzeit zurückführt, wo man einem römischen Wegegott huldigte, da aber auch die Kelten an Weggabelungen Steine ablegten ist es wahrscheinlich, dass dieser Brauch noch älter ist. Thomas, der Herbergsvater von Manjarin sagt, das der Steinhaufen in den 1950 er Jahren neben der Straße künstlich aufgeschüttet wurde um ihn den Bustouristen besser zugänglich zu machen. Der eigentliche Steinhaufen befände sich 300 m abseits des Jakobsweges.







Caro nimmts lustig........
...................ich nicht!!
Doch so wie jeder Weg begann auch dieser Tag mit dem ersten Schritt und der führte uns hinaus in den Regen, zwar nur ein leichter Nieselregen, doch vorsichtshalber machten wir uns erst einmal Wetterfest, erst als es dann kurz vor Foncebadon begann stärker zu regnen kamen dann bei Caro die Regenhose und bei mir der Poncho dazu. Es regnete sich ein und wir waren froh als der kleine Ort ich Sicht kam, was bei den Wetterverhältnissen bedeutete das wir auch gleich da waren, denn man sah durch den Regenvorhang nicht allzu weit.




Beim Legionär in Foncebadon
Nichts ist mehr von der Bedeutung des Ortes im Mittelalter zu erkennen, halbzerfallene Ruinen und verlassene Häuser zeugen von der Landflucht gegen Mitte des zwanzigsten Jahrhundert als die Einwohnerzahl praktisch auf null sank. Eine Renaissance der Pilgerschaft rettete den Ort vor dem völligen Zerfall, es lebt zwar nur ein Einwohner wieder ganzjährig in Foncebadon, doch seit 2005 hat man wieder eine funktionierende Wasserver- und -entsorgung und neben einer Pilgerherberge und zwei Pensionen sind auch einige Privathäuser wiederaufgebaut.







Foncebadon im Nebel
Wir erreichen die kleine Bar am Ortsende und beschließen hier den Regen bei einer Tasse Kaffee abzuwarten, der überdachte Außenbereich ist voller Pilger, so setzen wir uns an die Theke, draußen sehen wir Hubsi und Stubsi und drei junge Bayern, Funpilger die von Bar zu Bar hüpfen, wir sahen sie kurz vor Leon das erste Mal, als sie eine junge Tschechin ziemlich krass abblitzen ließen, war Ihnen wohl zu "muggelig" . Als es sich draußen leerte setzten wir uns an einen Tisch, der Regen ging wieder in ein leichtes Nieseln über als eine Aufbruchsstimmung aufkam, Caro wollte auch weiter doch es war noch zu früh, ich kannte solche Wetterschwankungen aus den Pyrenäen, ein kurzes Abflauen um dann noch mal so richtig runter zu "Plätschen". Als der "Legionär", wir nannten Ihn so, weil er zu Militärmusik bediente und bei der spanischen Legion gedient hat, uns mit einer Handbewegung aufforderte noch abzuwarten. Er bestätigte damit meine Annahme und wir bestellten nochmal "eine Runde Kaffee", kurze Zeit später schüttete es wieder wie aus Kübeln. Der Legionär kassierte und schloss den Innenbereich der Bar ab, Mittagspause, nun kommende Pilger standen noch die Automaten zur Selbstbedienung zur Verfügung.










Der Regenbogen
 wies uns den Weg
Am Cruz de Ferro
Als der Regen nun nachließ machten wir uns zum Weitergehen fertig, bis zum Puerto hatten wir noch 2 Km was etwa eine halbe Stunde Laufen bedeutete und als es nachließ gingen wir los. Weiter unten sahen wir den Carretero und seine Frau, die wir vor Mansilla de las Mulas das erste Mal sahen, aus dem Nebel auftauchen, doch die beiden entschieden sich auch zum Weitergehen und zogen ziemlich schnell an uns vorbei. Am Cruz de Ferro angelangt nutzten wir auch schnell die Gelegenheit als die Wolkendecke für einen Moment aufriss und machten Bilder und schickten auch eins davon mit Geburtstagsgrüßen an Michael. Als wir dann später auf der Schieferbank neben der Kapelle saßen und Caro unsere Namen zu den unzähligen anderen in den Schiefer ritzte rief ich ihn noch an und die Freude war groß. So war unser Plan aufgegangen und alle Eile war verflogen, wir hatten nun alle Zeit der Welt.





Am Cruz de Ferro



So kamen wir auf einem Nebenpfad nach Manjarin, alleine schon der Name schien uns Mystisch, wir sahen den Pfosten mit Wegweisern schon von weitem, als wir wieder auf die Straße trafen und dahinter das, ich nenne es mal vorsichtig, Gebäude von Thomás. Nippes zum Kaufen, auch Thomás muss leben und ich finde es durchaus legitim, Kaffee, Tee und Kekse gegen "Donativo" (Spende), wir schauen uns etwas um und gehen in den gemütlichen Teil über, Kaffee und Kekse, ich werfe einen Euronen in die Kasse und wir bedienen uns und sind auch sofort von Katzen umringt.




Ein gemütlicher........


........Nachmittag in Manjarin
Katzen, hier oben in den Bergen, was uns Thomás noch sympathischer macht obwohl er mir seltsam verändert vorkommt, klein und rund, der Bart ja, aber die Figur erinnert eher an Sancho Pansa aus Don Quichote, ich frage Caro doch auch sie meint ihn anders in Erinnerung zu haben, doch wie es sich herausstellt ist es Anton ein Freund von Thomas, den wir aber später noch zu Gesicht bekommen sollen.



Herberge in Manjarin
Mittlerweile regnet es wieder und gegen vier Uhr müssen wir eine Entscheidung fällen, hier bleiben oder nicht! nachdem vor einer viertel Stunde ein junger Mexikaner im Refugio einquartiert und jetzt auch noch ne holländische Familie nach eingehenden Verhandlungen mit Anton in der Tür verschwindet dränge ich Caro zu einer Entscheidung. Beim wilden Aussehen dieser Herberge möchte ich die Entscheidung nicht alleine fällen, doch sie stimmt zu und wir bleiben die Nacht hier, mit Sicherheit ein Abenteuer, denn das Plumpsklo hatte Caro schon das Vergnügen einzuweihen.

Anton

Anton, so stellte er sich vor, erklärte uns lang und breit den Unterschied zwischen Herberge und Refugio und kurze Zeit später standen unsere Schuhe im Regal und wir stiegen die Treppe hinauf unters Dach zu einem spartanischen Matratzenlager, jeder Pilger hat eine Matratze, wir richteten uns ein und in dem Moment als wir unsere Socken auszogen nahm die Holländische Familie reis aus. Lag es nun an unseren Socken oder der "Einfachheit" der Matratzenlager?
Auf jeden Fall sollten wir einen der schönsten Aufenthalte unserer Pilgerreise erleben, doch zuerst einmal genossen wir den Nachmittag, als wir dann unterm Dach lagen und der Regen auf den Schiefer prasselte ging es uns gut.



So geht ein Tag zu ende
Als am Abend die Glocke läutete wurden wir zum "Pilgermenü" gerufen, Pilgerspaghetti, Salatschüssel mit Thunfisch und danach einen Joghurt , es war ein schöner Abend, an dem auch Thomás teilnahm, wenn wir auch nicht viel verstanden, doch so viel verstanden wir, das es Thomás um die Pilger und deren Motivation ging vor allem aber über die Touristenpilger.

Nachdem abgeräumt und gespült war gingen wir zeitig schlafen, man wusste ja nicht was die Nacht noch so bringt!



Ponferrada

Wer denkt, hier oben in der Einsamkeit von Manjarin ausschlafen zu können hat schnell ausgeträumt, Anton ist unerbittlich, so finden wir uns um sechs Uhr beim Frühstück wieder, nachdem ich mit einem Handtuch über der Schulter Antons Gehilfen Paco fragte wo ich denn Wasser finde um mich zu waschen und er meinte "die Straße runter, am Ende des Dorfes rechts, könnte sein das der Brunnen Wasser hat!" mit einem Grinsen im Gesicht das mich die morgendliche Wäsche vergessen ließ.




Morgenstimmung in Manjarin
So füge ich mich meinem Schicksal und gehe übergangslos zum Frühstück über, Caro wird in die hohe Kunst der Prinzenrolle Kekse eingeweiht,

Man nehme zwei "Mariakekse" (kleine runde Kekse mit etwa 5 cm. Durchmesser) bestreiche einen mit Nutella und setze den anderen obendrauf, e´voila, fortan sind wir auf der Suche nach "Mariakeksen", der Name kommt daher weil auf den Keksen der Schriftzug Maria prangt.



Ein Ausblick der entschädigt
Anton hat es eilig die Hütte leer zu bekommen und als wir auf den Hof kamen wusste ich auch warum, das Geschäft mit den Devotionalien blühte schon, es war mittlerweile kurz vor sieben, ca. 8 Pilger sehen sich die Auslagen an und vom Cruz de Ferro kommen immer wieder neue Pilger an. Wir machen uns auf den Weg, es ist frisch, scheint aber doch schön zu werden.

So begleiten wir die ersten Sonnenstrahlen über den Pass in Richtung El Acebo, Wolkenfetzen ziehen über die Bergrücken, es ist eine Landschaft so hügelig wie zuhause, nur höher, tief unten im Tal sieht man eine Straße doch der Höhenunterschied ist viel größer, ich schätze mal es sind mindestens 500 m.







El Acebo
Josefina, da müssen wir hin
So erreichen wir am frühen Vormittag El Acebo, ein kleines Bergdorf das überwiegend von den Pilgern lebt und nach dem Regenschauer gestern Nachmittag ist das Dorf recht voll, jetzt noch, in der Bar tobt der Bär, auch die Deutschen Schwestern mit ihren Kindern sind da, Sie sind in Foncebadon in der Herberge des Legionärs gestartet und wollen hier frühstücken. So ziehen wir weiter und sehen am Ortsende ein Schild mit der Aufschrift "Josephine", wir sehen uns an und grinsen, da schauen wir doch gleich mal nach was hinter diesem Schild steckt das der Name von Caros kleiner Schwester schmückt. Auf dem Platz vor dem Haus das diesen Namen trägt sitzen Pilger und essen Bogadillos, ein Blick in Caros Augen verraten mir das die Kekse von Anton längst verdaut waren, so spendiere ich ihr ein Bogadillo, doch als wir sahen wie man es vor unseren Augen belegte hätten wir weinen können, besagte Josephine nahm eine halbe Tomate und drückte den Saft auf das halbierte Weißbrot ähnlich einem Baguette und warf das feste in einen Eimer und uns hing der Magen durch. Doch zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht dass es noch 24 Stunden dauern sollte bis wir wieder was zu essen bekommen.




Hungrig und durchgefroren
Als unser Freund, der "alte Italiener" auftauchte machten wir uns wieder auf den Weg Richtung Molinaseca, so ging es seit Hornillos, als wir Ihn das erste Mal sahen, wir gingen nie gleichzeitig los, aber irgendwie trafen wir uns immer wieder, genauso wie Rimini, aber Mariana hatten wir seit Leon verloren und an den Blicken die Caro hin und wieder über die Schulter warf merkte ich das sie nach Ihr Ausschau hielt, doch Rimini meinte in Astorga das sie es langsamer angehen wollte.




Auf nach Riego de Ambros
Nun ging es ziemlich zügig voran, immer bergab, auf steilen, steinigen Pfaden, die gewaltig in die Oberschenkel gingen, doch das sollte ich erst am nächsten Morgen merken, so kamen wir nach Riego de Ambros, Wasserpause, Wasservorrat auffüllen und "Pilgergucken" , über den Dorfplatz trottete ein Esel mit seinem Pilger von einem Hund begleitet Richtung Cruz de Ferro, wahrscheinlich auf dem Heimweg.




Ponferrada in der Ferne
So ging es weiter durch die Berge Ponferradas und ich war froh das wir gestern diese Strecke nicht im Regen gegangen sind, es wäre streckenweise Lebensgefährlich gewesen.



In der Ferne sahen wir Ponferrada, aber auch den Hügel hinter Molinaseca, den wir noch hinauf mussten, doch zuerst einmal mussten wir ins Tal, gleich hinter dem Ortsausgang holte uns die Deutsche Familie ein, die Kinder voraus und die Schwestern hinterher und es wurde mächtig schnell, so erreichten wir gegen 14°° Uhr Molinaseca und hätten es dabei belassen können, doch es zog uns weiter, zu viele Touris.



Im Tal der Nachtigallen
Über die alte Römerbrücke überqueren wir den Meruelo, dessen Wasser zu einem kleinen Badesee gestaut ist, und durchqueren den malerischen Ort auf der Calle Real, es sind noch 7 Km bis Ponferrada, der Himmel bewölkt, doch es sieht nicht nach Regen aus, so fällt es uns leicht weiterzugehen.







Brücke über den Manjeru
Sonntagsrummel in Molinaseca
Kurz bevor wir die langgezogene Steigung neben der Nationalstraße geschafft haben sieht Caro ein verlassenes Tierheim, denkt sie, doch es ist eine jener Tötungsstationen für die Spanien bekannt ist. Kaum haben wir den Anstieg geschafft sehen wir auch schon Ponferrada, zum Greifen nahe und wir freuen uns auf eine heiße Dusche und ein Bett, doch kurz vor dem Ortsanfang biegt der Jacobsweg links ab in die Weinberge, ich verharre und wittere mal wieder Unrat, zu oft schon hat mich meine Nase nicht getrogen als ich dachte wir gehen einen Umweg, einen Kilometer die Straße entlang und wir sind in der Stadt. Wir entscheiden uns für die Weingärten, schön gelegen, am Südrand der Stadt, durchwandern wir gepflegte Weinberge und Gemüsegärten, ein Hobby der Spanier wie wir es schon in Pamplona und Puente la Reina gesehen haben, doch ehrlich gesagt wäre mir eine Badewanne jetzt lieber, oder zumindest eine Dusche, nachdem Paco am Morgen mein Waschvorhaben vereitelt hat.





Sollen diese Schuhe heute noch nach
Ponferrada?
Eineinhalb Stunden und wir sehen die Herberge, und die Erkenntnis das sie etwa eine halbe Stunde vom verlassen der Straße entfernt lag, hätte ich mal auf meine innere Stimme gehört. Es ist die einzige der Stadt am Rande eines großen Parkplatzes und als wir den Innenhof betraten stockte uns der Atem, es war mittlerweile 17°° Uhr und vor uns war eine Schlange von mindestens 50 Pilgern und ich wage mir nicht auszumalen was ist wenn wir hier kein Bett bekommen, wir müssten weitere 7 Km gehen. Ponferrada ist ein beliebter Startpunkt am Jakobsweg, es ist die letzte größere Stadt vor Galicien, 2 Tage durch das Bierzo und man ist auf dem O´Cebreiro, die Grenze zu Galicien und nochmals 2 Tage bis nach Sarria, ein beliebter Startpunkt in Galicien, für diejenigen die nur 100 Km gehen, denn die benötigt man zum Erhalt einer Compostela.





Endlich ein Bett nach 2 Tagen
Wir nähern uns dem Tisch der Hospitaleros und nun wird gewiss das wir noch ein Bett bekommen, 270 Pilger kommen hier unter, in 4- 9 Betten Zimmern und 90 weitere fassen die Schlafsäle im Keller wo wir auch abends um 18°°Uhr noch ein Bett bekommen, eines der letzten 20 Betten

Ich suche das, am Eingang angepriesene, Internet, doch leider finde ich es nicht, dafür aber eine mir nur zu vertraute Lockenmähne, "Rimini" und wo er ist, ist der "alte Italiener" nicht weit, die deutsche Familie war lang vor uns schon da, denn sie legen Tempo vor, gehen am Tag gute 10- 15 Km weiter und das in weniger Zeit, und doch werden wir sie bis Santiago immer wieder sehen und darauf bin ich stolz.

So endet nicht nur ein weiterer Pilgertag sondern auch ein abenteuerliches Wochenende.



Villafranca del Bierzo

Zu früh verlassen wir die Herberge
Es war eine kalte Nacht, selbst für mich und als ich Nachts kurz oben war um mir Wasser zu holen vernahm ich Schnarchen im Innenhof, als ich hinaus schaute sah ich alles voller Matratzen, hier hatte man am Abend noch etwa 100 Pilger untergebracht, womit hier mindestens 270 Pilger übernachteten, die sich heute Richtung O'Cebreiro bewegten und ich ahnte das es heute ziemlich schwierig werden würde ein Bett zu bekommen.




Noch 200 Km
Ich hatte einen handfesten Muskelkater in den Oberschenkel und war tierisch verspannt, was wahrscheinlich von dem schnellen Abstieg von Manjarin herkam. Bevor wir die Stadt verließen wollten wir noch einkaufen, aber die Supermärkte öffneten erst um halb zehn, so warteten wir, Zeit die uns beim Laufen fehlte, doch das ist mir heute egal. Das einzige was wir seit Freitagabend zu essen hatten waren die Spaghetti bei Thomas und das Bogadillo gestern Morgen.

Genügsamkeit, in Caros Gesicht stand geschrieben, "ich gehe keinen Meter bevor wir nichts zu essen gekauft haben" und ich konnte es auch verstehen, wir nutzten die Zeit und besichtigten die Stadt samt Templerburg ein Relikt aus dem 12 Jahrhundert.




Templerburg
Ursprünglich geht die Burg auf seine alte keltische Befestigungsanlage zurück, 1178 erlaubte Ferdinand II. von León den Templern den Bau einer Befestigungsanlage zum Schutz der Pilger, ein Bollwerk an dem selbst noch heute, nach seiner wechselhaften Geschichte, zu sehen ist wie mächtig einst die Tempelritter über die Pilger wachten.



Im Zeichen der Templer
Einer der letzten Templer
Nachdem wir eingekauft und ausgiebig gefrühstückt hatten machten wir uns auf den Weg, jeder Schritt schmerzte und so liefen wir pfeilgerade Richtung "Estacion de Autobuses" dem Busbahnhof und fuhren mit dem Mittagsbus nach Villafranca del Bierzo, wo wir gegen 13°° Uhr ankamen. Unterwegs sahen wir dutzende Pilger auf den Wegen und in Cacabelos vor der einzigen Herberge mit siebzig Betten war der ganze Vorplatz mit Pilgern besetzt. In Villafranca war nichts mehr frei, alle Herbergen waren belegt und wir dachten schon an weitergehen als ich ein Schild mit der Aufschrift "Officio de Tourismus" sah und zügig darauf zu steuerten, denn wenn es auf etwas ankommt wenn ein Ort "dichtmacht" ist es Geschwindigkeit, denn dann kannst du nur noch schnell sein und wir waren es. Wir bekamen sogar ein eigenes Zimmer im Gemeindehaus das man zur Notunterkunft für Pilger hergerichtet hat, zwar gab es nur Matratzen die man auf den Boden legte, doch das war in Ordnung. Wir nutzen die Gelegenheit zum Waschen und lassen die Seele so richtig baumeln, im Innenhof um den die Räume angelegt sind trifft man sich zum Sonnen und Wäsche trocknen, auch die deutsche Familie ist auch da.

Wir verschlafen den Rest des Tages und bereiten uns auf den bevorstehenden Aufstieg zum o`Cebreiro vor.


Ambasmestas

Die Römerbrücke Villafranca
Wir sind mal wieder die letzten in der Herberge, aber nicht die letzten die den Ort verlassen, aber da hege ich die Vermutung das die Pilger die uns überholen Pilger sind die in Cacabelos, ca. 6 Km vor Villafranca, gestartet sind, ein Phänomen das uns den ganzen Jakobsweg begleitet. So decken wir uns noch in Ruhe mit Obst ein, denn auf der Plaza Mayor wird gerade ein Markt aufgebaut und trollen uns, aber der Weg den Hape Kerkeling schon als "nervig und gefährlich" bezeichnet hatte führt über eine, wenig malerische, eigene Trasse die durch eine Betonmauer von der eigentlichen Straße abgetrennt ist.



Camino Duro oder nicht?
Der eigentliche Weg, der sogenannte "Camino Duro" führt anfangs steil bergauf um dann in ein absteigendes Tal Richtung Trabadelos zu münden, wo sich beide Wege wieder vereinen, dort treffen wir auch "Hubsi und Stubsi" wieder, die wir seit Foncebadon nicht mehr sahen und ich war wirklich verwundert, denn beide waren gute Läufer doch immer wieder trafen wir sie, was mich zu der Erkenntnis führt, das "Rennen" nicht unbedingt was bringt.

An diesem Tag sehen wir viele Spanische Pilger mit "leichtem Gepäck", ein kleiner Rucksack in der Größe einer Zigarettenschachtel um gerademal ein Lunchpacket und eine halbliterflache Evian zu transportieren, die Hände hat man/frau in schicke weiße Handschuhe gehüllt, zum Schutz vor Sonnenstrahlen und etwaigem Schmutz, aufgrund dieser komfortablen Gepäcksituation konnte man natürlich mit zügigem Schritt voraneilen und rechtzeitig ein Bett belegen, das am Tag zuvor schon reserviert wurde und mittels Gepäckservice schon alle Koffer bereitstanden. Eine Spezies der wir die letzten 150 km noch öfters begegnen sollten und die wir auch noch gebührend belächelten.



Trabadelo
"Das Animas" in Ambasmestas
So kamen wir am Nachmittag nach Ambasmestas und gingen direkt zur Herberge "das Animas" die von den "Freunden des Jakobsweges" unterhalten wurde und wir wurden auf Deutsch empfangen, die Hospitalera hat früher in Deutschland gearbeitet. Es gab einen geräumiger Schlafraum im Erdgeschoß eines Einfamilienhauses, ein Polnisches Ehepaar und ein Fahradteam, waren schon da und später gesellte sich noch das "Strafbatallion" dazu, aber es war nur noch Platz für die beiden Frauen der Truppe, ich vermute es war ein Resozialisierungs Programm aus Deutschland, recht redselig waren die beiden nicht und wir beliesen es dabei.

o`Cebreiro/Triacastela/Sarria



6°° Uhr in Ambasmestas
Herrias erinnert mich an meine
alte Heimat Wildbad Kreuth
Wir verließen Ambasmestas im frühen Morgengrauen, zu viel hatten wir über den o´Cebreiro, den die Deutschen scherzhaft "oh Krepiero" nannten, gehört, und wunderten uns selbst wie easy wir den "Hügel" raufkamen, zugegeben wir liefen die Asphaltpiste bis Laguna, aber auch die war nicht ganz ohne und zog sich mal wieder endlos dahin, doch um 11°° Uhr waren wir in Laguna und gönnten uns einen Kaffee und beobachteten wie zwei Mädels anfang 20 verzweifelt versuchten Anschluss an eine Gruppe gleichaltriger Pilger zu bekommen, doch sie entsprachen nicht der Din- Norm, waren halt etwas "muggelig". Wir hatten die Gruppe schon öfter gesehen, 2 Bayern die einige Engländerinnen um sich scharten um von Bar zu Bar zu hüpfen, Funpilger die den Jakobsweg zum Ballermann degradierten, so was gibt’s auch. Es stellte sich heraus das die beiden Mädels Schwestern sind und Ende 20, wir begleiteten sie ein Stück, doch oben am o`Cebreiro wurden wir wieder getrennt.


Kurzes Innehalten vor dem Aufstieg
Berühmt wurde der o´Cebreiro, der zweithöchste Punkt am Jakobsweg, durch sein Hostienwunder, als im Winter 1300 ein Bauer trotz heftiger Stürme zur Messe herauf kam und sich bei der Eucharistiefeier Brot und Wein zu Blut und Fleisch Jesu Christi wandelte, fortan war der ungläubige Mönch geheilt.


La Faba aus der Ferne
wir gehen die Landstraße
Die Mädels wollten zur Herberge und wir zum Aussichtsplatz und etwas essen. Doch dann ging alles rasend schnell, eine innere Stimme riet mir hier auf dem Berg zu bleiben, so entschlossen wir uns zur Herberge zu gehen, unterwegs kauften wir noch Ansichtskarten, doch als wir ankamen standen wir wieder in einer Schlange, und zwar in einer richtig großen.







Ziel unserer Träume Galicien
Die beiden Mädels aus Münster
Wir reihten uns ein und irgendwann ging die Parole um, wer nicht unterkommt wird ins Tal gefahren wo eine Turnhalle geöffnet wird und am nächsten Tag wieder zurück auf den o´Cebreiro. So harrten wir in der Schlange aus, um 2 Stunden später gesagt zu bekommen das nichts mehr geht, kein Platz in der Herberge und kein Bus ins Tal, so gingen wir weiter nach Triacastela, wo wir am Abend ankamen, es sah nach Regen aus und es wurde zudem noch kalt. Wir kauften etwas zu Essen und Trinken und gingen zum Ortsende, wo wir es uns auf einer Parkbank bequem machten, nun war aller Rat teuer, zum ersten mal waren wir in der Situation das wir kein Bett für die Nacht hatten, Caro war aufgeregt, Abenteuer pur, eine Nacht im freien auf der Parkbank. Gegen 20³°Uhr entschlossen wir uns dann aber doch weiterzugehen, über Nacht nach Sarria, ob wir nun eine unbequeme Nacht auf einer Parkbank verbrachten oder durch liefen, 20 Km, ein Bett wäre mir zwar lieber doch unter den Umständen…….!



Vor der Herberge in o´Cebreiro
Wir liefen auf dem Seitenstreifen der Straße und kamen zügig voran, doch um 1 Uhr konnten wir nicht mehr, wir schlugen im nächsten Bushäuschen unser Lager auf und führen mit dem ersten Bus nach Sarria wo wir am Straßenrad dutzende Pilger in Richtung Sarria laufen sahen, der Bus war fast voll.



Morgens um acht Uhr erreichten wir die Stadt, so legten wir in 25 Stunden gute 60 km zurück, dementsprechend fertig waren wir auch und durchgefroren, ein Gefühl das uns durch Galicien begleiten sollte.


Aussicht auf Galicien
Nach einer heißen Tasse Kaffee machten wir uns auf die Suche nach einer Herberge, und erlebten unser blaues Wunder, alle Herbergen waren Completo, und zu allem Hohn waren die Betten vorgebucht, von Touristen, einzig in der Herberge Albergue Europa bekamen wir noch zwei Betten, aber auch nur durch Beharrlichkeit, so mussten wir unsere Betten reservieren, im Voraus zahlen und unsere personalausweisnummern angeben, eine Vorgehensweise die ich bis dahin noch nicht erlebt hatte und erst um elf Uhr konnten wir in die Herberge.





Auf dem Seitenstreifen
 in die Nacht
So tätigten wir unsere Einkäufe und warteten, als wir die Gasse runterliefen sahen wir eine der Schwestern der "Deutschfamilie", sie standen bei der Städtischen Herberge an, am nächsten Tag wollten sie weiter nach Portomarin, das war auch unser Ziel.



Als wir dann unsere Betten zugewiesen bekamen ging es zuerst mal unter die Dusche, danach wollten wir schlafen, doch das gestaltete sich etwas schwierig, denn kurz nach uns erschienen 5 Italienerinnen und rissen die Fenster auf,

Notunterkunft Bushaltestelle
Nichts gegen Frischluft, doch uns war kalt, so schlossen wir die Fenster wieder als die Mädels weg waren, und gingen schlafen, kurze Zeit später kamen sie zurück und die Fenster wurden wieder aufgerissen und so ging es den ganzen Nachmittag, Fenster auf und Fenster zu, dazu kam das Klacken hunderter Pilgerstäbe auf dem Kopfsteinpflaster, denn die Herberge lag direkt am Jakobsweg.

Die Nacht war der Gipfel, denn die Prinzessinnen deckten sich mit Rettungsfolie zu und das Rascheln begleitete uns die ganze Nacht. Da half selbst ein „Porca Miseria“ nicht viel.


Sarria

Morgens um acht Uhr erreichten wir die Stadt, so legten wir in 25 Stunden gute 60 km zurück, dementsprechend fertig waren wir auch und durchgefroren, ein Gefühl das uns durch Galicien begleiten sollte.

Nach einer heißen Tasse Kaffee machten wir uns auf die Suche nach einer Herberge, und erlebten unser blaues Wunder, alle Herbergen waren Completo, und zu allem Hohn waren die Betten vorgebucht, von Touristen, einzig in der Herberge Albergue Europa bekamen wir noch zwei Betten, aber auch nur durch Beharrlichkeit, so mussten wir unsere Betten reservieren, im voraus zahlen und unsere personalausweisnummern angeben, eine Vorgehensweise die ich bis dahin noch nicht erlebt hatte und erst um elf Uhr konnten wir in die Herberge.

So tätigten wir unsere Einkäufe und warteten, als wir die Gasse runterliefen sahen wir eine der Schwestern der "Deutschfamilie", sie standen bei der Städtischen Herberge an, am nächsten Tag wollten sie weiter nach Portomarin, das war auch unser Ziel.

Als wir dann unsere Betten zugewiesen bekamen ging es zuerst mal unter die Dusche, danach wollten wir schlafen, doch das gestaltete sich etwas schwierig, denn kurz nach uns erschienen 5 Italienerinnen und rissen die Fenster auf,

Nichts gegen Frischluft, doch uns war kalt, so schlossen wir die Fenster wieder als die Mädels weg waren, und gingen schlafen, kurze Zeit später kamen sie zurück und die Fenster wurden wieder aufgerissen und so ging es den ganzen Nachmittag, Fenster auf und Fenster zu, dazu kam das Klacken hunderter Pilgerstäbe auf dem Kopfsteinpflaster, denn die Herberge lag direkt am Jakobsweg.

Die Nacht war das der Gipfel, denn die Prinzessinnen deckten sich mit Rettungsfolie zu und das Rascheln begleitete uns die ganze Nacht.


Portomarin

Frühmorgens hinter Sarria
Es war eine kurze, vom Rascheln der Thermodecken begleitete, Nacht, da in der frühen Morgenstunden an Schlaf nicht mehr zu denken war machten wir uns zeitig auf den Weg und verließen Sarria mit den "Nightshiftern".




Immer mehr Pilger
Ungewohnt im Dunkeln zu laufen, doch es waren genügend Pilger mit Taschenlampen unterwegs, so dass wir unsere erst gar nicht suchen mussten, auf dem Weg vor uns schwirrten dutzende von "Glühwürmchen" an denen wir uns orientieren konnten.

Am "Hundertkilometerstein" trafen wir auch Rimini wieder, den wir schon seit Tagen nicht mehr sahen,

Die Räuber







Rimini am alten
100 Kilometerstein
Rimini, wir nannten ihn nur Rimini, ein Italiener der in seiner Heimat Italien in Rimini, zu Fuß gestartet ist, wir trafen ihn das erste Mal in Granon, in der Herberge, ein einfacher Pilger der immer ein Lächeln übrig hatte und sich über jeden freute den er wiedertraf, so wurden wir "Pilgerfreunde" mal liefen wir miteinander , mal trafen wir uns tagelang nicht, dann mal wieder abends in der Herberge, unverhofft doch der Jubel war groß und alle teilten unsere Freude. Am allermeisten stolz war der Hospitalero in Astorga , der beobachtete wie fertig und abgekämpft wir nach 32 km in der sengenden Sonne ankamen und uns erst mal auf die Stühle vor der Herberge sanken und platt waren, später in der Herberge kam "Rimini" und wir führten einen Freudentanz der Begrüßung auf, wie weggeblasen war die Erschöpfung, man spürte förmlich wie stolz der Hospitalero war, solche Begegnungen zu erleben!








Caro..........
und ich am 100 Kilometerstein
Ich schweife mal wieder aus, was ich eigentlich sagen wollte, auch mit den Bildern, wir liefen in Sarria morgens früh los und trafen am Vormittag auf Rimini den wir das letzte Mal im Bierco sahen, schon von weitem fuchtelte er mit den Armen und rief uns was zu, wir verstanden es nicht, denn das bezeichnende an dieser "Pilgerfreundschaft" war, er sprach kein Deutsch und wir kein Italienisch, aber wir "unterhielten" uns gerne, als wir bei ihm ankamen wurde uns klar, wir stehen am "100-Km-vor-Santiago-Stein", wir begannen uns gegenseitig zu Photographien und im nu war eine Pilgeransammlung um uns entstanden, und eine Spanierin meinte mit ihrem Credencial angeben zu müssen, der obwohl erst wenige km hinter Sarria schon 10 Stempel hatte, worauf Rimini seine Credenciales zückte und ein Raunen durch die Menge ging.



Siesta
Was mich aber richtig stolz macht, mit diesem Pilger den Weg teilen zu dürfen, war das erste Bild, wir kamen an, freuten uns über die letzten hundert Kilometer und man sieht das Glück auch seinem Gesicht an, und dann kam die Geschichte mit den Credenciales, er wäre einfach weitergegangen, wären da nicht die "Prahlpilgers" gewesen, bei der ganzen Aktion sprach er kein Wort doch ich ahnte seine Gedanken, es waren Gedanken des Glücks und der Dankbarkeit, mehr nicht und ich glaube das kann man an seinem Gesichtsausdruck erkennen. Er machte Rast und wir gingen weiter, so wie die letzten 500 km aber ich hätte gerne seinen Gesichtsausdruck gesehen als er dann einen Kilometer weiter vor dem "richtigen" 100-km- vor-Santiago-Stein stand.

Meine Compostela steht auf der Fensterbank vor meinem Schreibtisch, bei deren Anblick erinnere ich mich an Santiago, das Pilgerbüro, die Pilgermesse und die "leere in mir" als ich dann auf dem Platz neben der Kathedrale meine Muschel umdrehte und Abschied vom Pilgern nahm,



Immer mehr Pilger überholen uns
Er hat dafür nur ein müdes
 Gähnen übrig
aber den Credencial habe ich noch lange in dem Umschlag meiner Busfahrkarte mit mir rumgetragen und erinnerte mich jeden Morgen und Nachmittag wenn ich ihn in die Hand nahm an den Weg, einen Weg so bunt und schön wie die Stempel im Credencial und wenn ich mir eines für die Zukunft wünsche ist es nicht eine weitere und noch eine Compostela sondern ich möchte einmal das fühlen, was Rimini gefühlt hat als er seine Credenciales aufklappte.

So gingen wir weiter und kamen am späten Nachmittag nach Portomarin, und merkten zum ersten Mal, das es Galizien in sich hatte, unser Credo für Galicien hieß "wir gehen hinunter um drüben wieder hinauf zu gehen".



Überall wo man hinsah Hortensien
Es war kein Vergleich zu Navarra oder dem Rioja, selbst in der Meseta gab es "gelegentliche auf und ab´s", doch in Galicien war es richtig Kräftezehrend.

Portomarin, schon bei den Römern ein wichtiger Ort, wurde bei der Anlage des Belesar- Stausees höher am Hang neu angelegt. Im Liber Sancti Jacobi wird Portomarin unter "Pons Minea" erwähnt, die Brücke über den Mino.

Mir stockt der Atem als wir das steile Stück von der ebene hinunter ins Tal kommen und ich die Brücke sehe, vor allem aber die Höhe, denn ich bin keineswegs schwindelfrei.



Friedhof mal anders
Caro geht ohne zu zögern weiter, todesmutig, denn sie hat Witterung aufgenommen :-) sie riecht "ihr" Bett, so bleibt mir nichts anderes übrig als Ihr mit zitternden Knien zu folgen, am Ende der Brücke haben wir dann zwei Möglichkeiten, zum einen eine steiiiiiiillllle Treppe hinauf und zum anderen in einem Bogen leicht aber bestimmt ansteigend um die halbe Stadt herum, so entscheiden wir uns für das kurz und schmerzhaft und steigen die Treppen hinauf, vorbei an sich ausruhenden und uns entgegenkommenden Pilgern, wieder einmal dutzende und ich wage zu bezweifeln, ob wir hier überhaupt ein Bett bekommen.



Oben angekommen führt die Straße weiter hinauf in die Stadt, vorbei an den Geschäften, direkt zur Herberge, doch als wir die sahen stockte uns der Atem, da waren mindestens noch hundert Pilger in der Schlange vor und neben der Herberge und es sah nicht gut aus, denn mittlerweile ist es schon halb sechs und um diese Zeit noch so viel Pilger ohne ein Bett ging selten gut, doch dann ging alles schneller als erwartet, ein junger Italiener kam vom Büro der Herberge, redete mit einigen Landsleuten und auf einmal waren es 50 Italiener weniger.



Endlich Poromarin
Eine Italienische Jugendgruppe, von denen hunderte in Galicien unterwegs nach Santiago waren, sie wurden im Gemeindehaus einquartiert und wir waren in kürzester Zeit in einem Schlafsaal gegenüber der Herberge, nicht gerade sauber, doch wir waren froh ein Bett zu haben. Später beim Abendessen hatte Caro noch ihren Triumpf, zwei alte Spanierinnen sahen sie etwas pikiert an und Caro antwortete auf Ihre weise, Sie nahm Ihren Credencial und spielte mit Ihm und welch ein Ungeschick, er rutschte Ihr aus der Hand und was für ein Zufall er landete mit den Stempeln nach oben auf dem Tisch und den beiden alten viel das Lachen aus dem Gesicht.


Vor der Herberge stockt uns der Atem
und das Abends um 6
Später trafen wir noch die "deutsche Familie" und unterhielten uns mit ihnen, sie meinten für die nächsten Tage früh aufzustehen um zeitig an der Herberge zu sein um ein Bett zu bekommen.

Nun wir wollten es gemach angehen und nahmen uns für den nächsten Tag vor, nicht früh aufzustehen.







Gegenüber der Herberge
unser Ausweichquartier
Palas del Rei

Morgens lassen wir uns nicht aus der Ruhe bringen, es wird fast acht Uhr als wir loskommen und wenn das Übel der Brücke gestern mächtig war so kommt es heute noch etwas dicker, denn die Fußgängerbrücke über den Mino ist schmäler und, scheint zumindest, noch etwas höher, so entscheiden wir uns die ersten zwei Kilometer der Straßenführung zu folgen.


Kirche von Portomarin
Der Weg führt neben der Straße entlang, mal links, mal rechts, nach 3 weiteren Kilometern machen wir an einem verlassenen Bauernhaus Rast, wir treffen das ältere Japanisches Ehepaar, das wir das erste Mal schon in der Casa Paderborn gesehen haben und wenn ich schreibe "älteres" so meine ich alt, so richtig alt, ich schätze sie mindestens auf 75 Jahre und mich ergreift die Ehrfurcht, vor allem bei der Frau, die immer zu kämpfen hat, aber trotzdem keinen Abend auf ihre Yoga- Übungen verzichtet. Begegnungen am Jakobsweg, diese beiden gehören dazu.



Grandios aber ich bin nicht schwindelfrei
Es geht auf Mittag zu und es wird mühsamer, es ist bewölkt und windig, Caro geht es nicht gut, so schlagen wir uns in die Büsche und halten Siesta, kaum das es zwölf Uhr ist und wir verschlafen den ganzen Mittag, so wird es halb vier bis wir weitergehen. Wir haben erst 10 Km zurückgelegt und haben mindestens noch 12 Km vor uns, was mindestens noch 3 Stunden bedeutet, dieses Mal sehe ich wirklich schwarz für unser Bett und zu allem Überfluss ist das Wetter auch nicht gerade das Beste.



75 Jahre, seit Pamplona treffen
wir sie immer wieder
Wir haben noch die Option Ligonde, eine Kirchliche Herberge in der Tradition von Granon oder Tosantos, doch als wir da vorbei kommen, sehen wir Mädels mit Blütenkränzen in den Haaren Ringelreigen tanzen, ein junger Mann an einem Tisch neben der Straße wirbt für die Herberge wie ein Marktschreier auf dem Fischmarkt, so entscheiden wir uns zum Weitergehen. 7 Km 2 Stunden wenn es gut geht, und es geht gut, ca. halb sieben passieren wir die erste Herberge am Stadtrand von Palas del Rei, sie ist "Completo", 112 Betten belegt.

500 m unterhalb ist ein Sportcenter mit Turnhalle, wir sehen nur italienische Pfadfinder, als ich frage ob man hier auch Pilger aufnimmt werde ich gebeten zu warten und ein junger Mann geht zur Rezeption, kommt aber nicht zurück so gehen wir weiter zur Stadt hinunter, doch auch diese Herberge ist voll, 64 Betten belegt.



Caro gehts beschissen
Dann erlebe ich ein "Naturschauspiel" das ich bis dahin noch nie erlebt hatte, ich sehe dutzende Pilger in der Hauptstraße , es wird telefoniert, man steht am Kiosk, vor Geschäften und Hostals, Hotels und dergleichen und auf einmal kommt Bewegung in die Gruppe, man spürt förmlich wie auf einmal alle Betten weg gehen, eine Stadt wird auf einmal "Completo"



Hier rasten wir 3 Stunden
Nachdem ich eingekauft hatte und wir uns erst einmal stärkten gingen wir zur Kirche etwas weiter oben in der Stadt zurück vielleicht ergab sich ja da eine Gelegenheit, da kamen die Italienerinnen aus Sarria und redeten mit Caro, Sie hätten ein Bett in Ihrem Zimmer, da sie Ihr zur Verfügung stellten, als kleine Entschädigung dafür das sie sich in Sarria so unprofessionell benahmen und die ganze Nacht mit den Decken raschelten, in Portomarin hatten sie nämlich mächtig Schwierigkeiten deswegen. Caro war unter, doch sie wollte nicht. Da kam der Sohn der "Deutschfamilie" von der ersten Herberge am Stadtrand und berichtete uns dass die Turnhalle für Pilger geöffnet wurde und wir gingen wieder hinauf.



Unter den Palmen wollen wir
übernachten
Hier trafen wir auch bekannte Gesichter, so auch den Carretero mit seiner Frau den wir kurz vor Molinas de las Mulas das erste Mal trafen.

Wir waren in bester Gesellschaft, aber es war eisig kalt, wir aßen noch eine Kleinigkeit und legten uns hin, wir schliefen auf der Tribüne und im Einschlafen sah ich wie einer der Italienischen Pfadfindern mit einem riesigen Pilgerstab das Pilgern übte, in verschiedenen Schritten und zu jedem Schritt eine andere Mimik, es war ein Down Syndrom und auf einmal war die Kälte schon nicht mehr so kalt.


Gegenüber der Herberge
unser Ausweichquartier
Palas del Rei

Morgens lassen wir uns nicht aus der Ruhe bringen, es wird fast acht Uhr als wir loskommen und wenn das Übel der Brücke gestern mächtig war so kommt es heute noch etwas dicker, denn die Fußgängerbrücke über den Mino ist schmäler und, scheint zumindest, noch etwas höher, so entscheiden wir uns die ersten zwei Kilometer der Straßenführung zu folgen.


Kirche von Portomarin
Der Weg führt neben der Straße entlang, mal links, mal rechts, nach 3 weiteren Kilometern machen wir an einem verlassenen Bauernhaus Rast, wir treffen das ältere Japanisches Ehepaar, das wir das erste Mal schon in der Casa Paderborn gesehen haben und wenn ich schreibe "älteres" so meine ich alt, so richtig alt, ich schätze sie mindestens auf 75 Jahre und mich ergreift die Ehrfurcht, vor allem bei der Frau, die immer zu kämpfen hat, aber trotzdem keinen Abend auf ihre Yoga- Übungen verzichtet. Begegnungen am Jakobsweg, diese beiden gehören dazu.



Grandios aber ich bin nicht schwindelfrei
Es geht auf Mittag zu und es wird mühsamer, es ist bewölkt und windig, Caro geht es nicht gut, so schlagen wir uns in die Büsche und halten Siesta, kaum das es zwölf Uhr ist und wir verschlafen den ganzen Mittag, so wird es halb vier bis wir weitergehen. Wir haben erst 10 Km zurückgelegt und haben mindestens noch 12 Km vor uns, was mindestens noch 3 Stunden bedeutet, dieses Mal sehe ich wirklich schwarz für unser Bett und zu allem Überfluss ist das Wetter auch nicht gerade das Beste.



75 Jahre, seit Pamplona treffen
wir sie immer wieder
Wir haben noch die Option Ligonde, eine Kirchliche Herberge in der Tradition von Granon oder Tosantos, doch als wir da vorbei kommen, sehen wir Mädels mit Blütenkränzen in den Haaren Ringelreigen tanzen, ein junger Mann an einem Tisch neben der Straße wirbt für die Herberge wie ein Marktschreier auf dem Fischmarkt, so entscheiden wir uns zum Weitergehen. 7 Km 2 Stunden wenn es gut geht, und es geht gut, ca. halb sieben passieren wir die erste Herberge am Stadtrand von Palas del Rei, sie ist "Completo", 112 Betten belegt.

500 m unterhalb ist ein Sportcenter mit Turnhalle, wir sehen nur italienische Pfadfinder, als ich frage ob man hier auch Pilger aufnimmt werde ich gebeten zu warten und ein junger Mann geht zur Rezeption, kommt aber nicht zurück so gehen wir weiter zur Stadt hinunter, doch auch diese Herberge ist voll, 64 Betten belegt.



Caro gehts beschissen
Dann erlebe ich ein "Naturschauspiel" das ich bis dahin noch nie erlebt hatte, ich sehe dutzende Pilger in der Hauptstraße , es wird telefoniert, man steht am Kiosk, vor Geschäften und Hostals, Hotels und dergleichen und auf einmal kommt Bewegung in die Gruppe, man spürt förmlich wie auf einmal alle Betten weg gehen, eine Stadt wird auf einmal "Completo"



Hier rasten wir 3 Stunden
Nachdem ich eingekauft hatte und wir uns erst einmal stärkten gingen wir zur Kirche etwas weiter oben in der Stadt zurück vielleicht ergab sich ja da eine Gelegenheit, da kamen die Italienerinnen aus Sarria und redeten mit Caro, Sie hätten ein Bett in Ihrem Zimmer, da sie Ihr zur Verfügung stellten, als kleine Entschädigung dafür das sie sich in Sarria so unprofessionell benahmen und die ganze Nacht mit den Decken raschelten, in Portomarin hatten sie nämlich mächtig Schwierigkeiten deswegen. Caro war unter, doch sie wollte nicht. Da kam der Sohn der "Deutschfamilie" von der ersten Herberge am Stadtrand und berichtete uns dass die Turnhalle für Pilger geöffnet wurde und wir gingen wieder hinauf.



Unter den Palmen wollen wir
übernachten
Hier trafen wir auch bekannte Gesichter, so auch den Carretero mit seiner Frau den wir kurz vor Molinas de las Mulas das erste Mal trafen.

Wir waren in bester Gesellschaft, aber es war eisig kalt, wir aßen noch eine Kleinigkeit und legten uns hin, wir schliefen auf der Tribüne und im Einschlafen sah ich wie einer der Italienischen Pfadfindern mit einem riesigen Pilgerstab das Pilgern übte, in verschiedenen Schritten und zu jedem Schritt eine andere Mimik, es war ein Down Syndrom und auf einmal war die Kälte schon nicht mehr so kalt.


Melide

"Down" am Jakobsweg
einer meiner bewegensten
Momente
Die Kälte trieb uns diesen an diesem Morgen auf den Weg, so waren wir schon kurz vor sieben unterwegs, wir liefen uns warm. Palas del Rei, Königspalast, es gibt aber keine Belege dass der Ort jemals als Königssitz oder Bischofsitz diente. Uns führte der Weg auch ziemlich schnell aus der Stadt in Richtung Melide, es klarte zwar auf doch die Hitze der Meseta haben wir hinter uns gelassen, da meine Hose zerrissen war zog ich Caros Regenhose über und fühlte mich wie in einer Sauna.



Und immer wieder Hortensien
Kurz hinter San Xulian treffen wir den Jungen Down Syndrom mit seiner Begleiterin wieder, ich kläre was ich in meiner Heimat beruflich mache und bitte sie, ein Bild von beiden machen zu dürfen, die Freude über die positive Beachtung steht ihr ins Gesicht geschrieben, einer der wenigen Momente in denen ich wirklich das Gefühl habe, auf dem Jakobsweg zu sein. Auch später als wir rasten und Frühstücken sehen wir immer wieder Gruppen von Italienischen Pfadfindern vorbeiziehen, die einen singen, einmal wird der Rosenkranz gebetet, ein anderes Mal wird die heilige Messe gefeiert, wir fühlen uns wohl, so haben wir es uns vorgestellt, vor allem aber: man sprach nicht Deutsch und so sollte es bis Santiago bleiben.




Bei Carmen gibt es die besten Empanadas
In Loboreiro kreuzte unser Weg die Straße wo sich die Bar "Los dos Alemannes" befand, wir gingen in den Laden daneben und kauften selbstgebackenen Butterkuchen, in dem Laden schien es nur selbstgebackenes zu geben, nach dem Kuchen hatten wir so richtig Hunger bekommen, so gönnten wir uns noch ein Stück Empanada, die Frau hinter der Theke fragte ob es uns schmeckt, ich hätte gerne gesagt, dass ich so was köstliches in meinem ganzen Leben noch nicht gegessen hatte, doch dazu reicht mein spanisch nicht, so begnüge ich mich mit einem Lächeln zu sagen " mucho, mucho Gusto". Wir hinterlassen eine glückliche Verkäuferin, inmitten ihrer riesigen Bleche von Kuchen und Empanadas, für deren Zubereitung sie schon mitten in der Nacht aufsteht und bei den Preisen erkenne ich dass sie es nicht nur des Geldes wegen macht.



So ziehen wir weiter durch Hortensien bewachsene Wege, Richtung Westen, nicht weit, nur bis Melide, ca. 14 Km das reicht, schließlich ist heute Sonntag, aber wie schon erwähnt, einen guten Grund um wenig zu gehen findet man immer und einer ist so gut wie der andere.



Römerbrücke vor Melide
Diese Beine brauchen unbedingt
eine neue Hose
In Melide ist Markt, alles Mögliche kann man kaufen, auch Cargo Hosen, aber zuerst zur Herberge, wir folgen den gelben Pfeilen durch die Stadt und kommen nach dem einen und anderen Umweg dann doch noch rechtzeitig zur Herberge, vor der zwar eine Schlange steht, wie sollte es auch anders sein, selbst um halb eins, eine halbe Stunde vor Öffnung. Doch diesmal beunruhigt es mich nicht, denn wir sind früh genug und die Schlange ist nicht zu groß, ich zähle 60 Pilger. Nachdem wir einquartiert wurden gehen wir in die Stadt und ich kaufe mir eine neue Hose. Nachdem wir eine passende gefunden haben und der Preis von 20 € ausgehandelt war fragte mich der Verkäufer ob er sie einpacken solle, ich verneine, eine Alarmglocke klingelt in mir, doch er lässt nicht locker, nimmt die Hose, reicht sie nach hinten und lässt sie von seiner Frau in eine Tüte stopfen. Abends als ich meine Sachen für den nächsten Tag richte merke ich das da was nicht stimmt, die Hose hat Löcher und Risse und bei näherer Begutachtung stelle ich fest das man mich über den Tisch gezogen hatte, zum Reklamieren war es zu spät, die Zigeuner waren längst über alle Berge.
Eine Schlange um die Herberge herum

Die Herberge war voll, in der Küche herrschte reges Treiben, alle Wäscheleinen waren besetzt, die Duschen waren zwar alt aber sauber, einzig was wirklich störte waren die fehlenden Vorhänge, jede/r der reinkam hatte alles im Überblick, aber auch wirklich alles.

Als ich dann später im Aufenthaltsraum saß setzte sich ein Spanisches Ehepaar an den Tisch und bot mir ein Stück Empanada an, zuerst wollte ich verneinen, doch man soll nicht zu oft nein sagen, eines merkten wir hier in Galicien, man (Pilger) rückte näher zusammen, ich muss aber auch gestehen, man hielt uns für Spanier, zweifelsohne ein Heimvorteil.



Aber es ist Platz für alle
Caro schlief den Schlaf der gerechten, ich ließ es aber auch ganz locker angehen, wir hatten noch etwa drei Tage bis Santiago, morgen bis Arzua, am Dienstag nach Santa Irene und am Mittwoch zum Monte do Gozo, am Donnerstagmorgen dann noch 6 Km nach Santiago.










Arzua

Füh morgens in Melide
Es war mal wieder Montag, Montage sind nicht unsere besten Lauftage, doch heute ging es überraschend gut, das Wetter hatte sich gebessert und versprach dementsprechend warm zu werden. In Boente sahen wir an einem Gartenzaun einen kleinen Tisch mit frischen Himbeeren und Himbeermarmelade stehen, gegen Donativo, das Wasser war umsonst,




Himbeerfrühstück
Wir gönnten uns eine Schale Himbeeren und einen Becher Himbeermarmelade und setzten uns auf den Rastplatz schräg gegenüber und frühstückten.



Nutella und Kekse
Wir hatten es nicht eilig, es war nicht weit und der Tag war noch jung, komme was wolle, wir werden unser Bett bekommen, irgendwie. In Castaneda machten wir an einem schönen Rastplatz Siesta, uns konnte nichts mehr passieren, das Ziel ist uns sicher, so rasteten wir bis nachmittags gegen 15 °°Uhr und gingen dann den Rest nach Arzua, und bekamen prompt die Rechnung Präsentiert, alle Betten waren belegt. So gingen wir erst mal einkaufen, ich spendierte uns ein Eis und während wir da saßen und Eis aßen sahen wir eine junge Frau mit einer Isomatte aus der Stadt kommen, wir sahen uns an und folgten ihr. Ein Wink des Schicksals, sie führte uns direkt zu einer Turnhalle, davor stand ein Auto der Stadtverwaltung, eine Frau kam auf uns zu, knöpfte uns jedem 3 € ab stempelte unsere Pilgerpässe und wir hatten ein Dach über dem Kopf, zwar kein Bett aber immerhin ein Dach.
Eukalyptusbäume



An diesem Abend beschließen wir am nächsten Tag früh loszuziehen und zum Monte do Gozo durch zu gehen, 40 Km, das bedeutete früh aufzustehen.











Monte do Gozo

Bei den ersten Sonnenstrahlen sind
wir schon Stunden unterwegs
Als wir das Ortschild passierten schlug die Uhr gerade viertel vor fünf, man hörte nur das Geklapper unserer Trekkingstöcke und hie und da das Bellen eines einsamen Hofhundes, denn so wie wir in die Hörweite eines Hundes kamen schlug er an.





Colaautomat auf Galicisch
Wir gingen auf dem Seitenstreifen der Nationalstraße, es war frisch und unter meiner Regenjacke war ich klatschnass, nach 2 Stunden machten wir Rast und ich wechselte mein Hemd gegen ein T- Shirt und schon ging es weiter, das Hemd hing zum Trocknen über meinem Rucksack.





Un Cafe con leche y un Cafe solo Largo
In Boavista gönnten wir uns ne Cola und einen Kaffee, hier überquerten wir die Straße und zu beiden Seiten waren Bars, es waren hunderte Pilger unterwegs, man merkte dass wir Santiago immer näher kamen. Eigentlich hatten wir in Santa Irene genug, doch wir gingen weiter über Pedrouso zum Monte do Gozo.





Es lief gut, wir durchquerten die Eukalyptuswälder, nicht ohne jede Menge dieser wohlduftenden Blätter mitzunehmen und in Amenal gab es Mittagessen, Fleischklößchen aus der Dose und trocken Brot, danach gingen wir weiter, hinauf an der Landebahn des Santiago Airport vorbei , das ging noch mal in die Knochen, doch es war Endspurt.



Ein Pilger auf dem Rückweg
Immer wieder Eukalyptus
Das Stadtschild von Santiago würdigten wir nochmal einer besonderen Pause, und dann ging es auch schon weiter über San Pajo, wo wir nochmal rasteten und uns ne Cola gönnten und Villamajor und San Marcos zum Monte do Gozo unserem heutige Ziel, aber gerade die Strecke von San Marcos zum Monte do Gozo hatte es in sich. Wir sahen das Denkmal schon, hatten noch eine gerade von vielleicht 500 m zu gehen und bogen um eine Kurve in eine Gerade die noch einmal so lang war und an deren Ende das Denkmal lag, so schien es, aber nach der Kurve ging es nochmal geradeaus, ich war am Verzweifeln, mittlerweile war es schon 19 Uhr und wir waren am Ende, nach fast vierzig Kilometern, doch mit den letzten Sonnenstrahlen erreichten wir dann doch noch Monte do Gozo, machten unsere Bilder und gingen hinunter zur Herberge, einer imposanten Anlage.









3000 Betten, davon waren 300 für Pilger reserviert, die oberen 2 Gebäude, so sind sie angelegt, den Berg hinunter immer ein Haus links und ein Haus rechts, unten die Rezeption für die Anlage und oben die für die Pilger.










Abendessen am Monte do Gozo

Berg der Freude
Wir bekamen noch ein Bett obwohl es mittlerweile 20°° Uhr war, doch es war ein kurzer Abend, schnell Duschen und etwas essen und schon ging es ins Bett, wir sind einfach zu schnell gegangen, hätten es vielleicht doch auf 2 Tage aufteilen sollen.






Santiago de Compostela

Awakenings in Santiago
An diesem Morgen lassen wir uns Zeit, gehen zuerst mal frühstücken, 3 € für 2 Frühstück, da kann man nichts sagen und während wir frühstücken beobachten wir wie ein Ehepaar sich bedient und die Frau ziemlich hochnäsig auf Deutsch einen Kaffee und einen "Milchkaffee mit Milch" bestellt, die junge Spanierin blickt die Pilgerin entgeistert an, eine Kollegin flüstert Ihr etwas in Ohr, sie nickt und macht die beiden Kaffee und kassiert 6 € für 2 Frühstück, ich wollte gerade an meinem Kaffee trinken und hielt inne, mein Blick kreuzte den der Verkäuferin, doch die reagierte nur mit versteinerter Miene.




So kann es gehen, ich ließ mal wieder den Spanier raushängen, ne eindeutig bessere Strategie als den germanischen Imperialisten zu mimen.




Was denkt sie wohl?
Wir machen uns auf den Weg, mein rechter Fuß ist entzündet , und ich hinke Caro hinterher, die nicht mehr zu bremsen ist, so gehen wir an diesem Morgen unsere letzte Pilgerstrecke, zwar nur 5 Kilometer, doch das reicht auch. Vor dem Pilgerbüro, wie kann es auch anders sein, eine Schlange, ca. 150 Pilger warten auf Ihre Compostela und nach einer Stunde halten wir die unsere in den Händen, doch die Freude wird von einer Grenzenlosen Leere verdrängt. Wir gehen in die Pilgermesse, die eindeutig von mehr Touristen als von Pilgern besucht ist, und danach setzen wir uns noch auf den Platz neben der Kathedrale und hängen einfach unseren Gedanken nach, wir sind nun keine Pilger mehr.

Nur noch wenige Schritte zur Compostela




Habe ich mich die letzten drei Wochen gefragt wo denn dieser Jakobsweg denn sei, nun tut sich vor meinem geistigen Auge eine Perlenschnur auf und nach und nach reihen sich die Begegnungen auf wie Perlen und bunte Steine und wie aus dem Nichts erscheint auf einmal der Jacobsweg mit all seinen Begegnungen und Gesprächen und Geschichten der letzten Wochen.








Nun heist es Gedult
Hier erübrigt sich jedes Wort
(mein letztes Bild in Santiago)
Wir drehen unsere Muschel um und irren noch etwas ziellos durch die Stadt, bevor wir zurück zum Monte do Gozo fahren, denn man hat uns ein Bett in der Herberge zugesichert, man hat, wenn man angekommen ist das recht dreimal in der herberge zu übernachten, doch das entpuppt sich auch als "Pilgerlegende", so finden wir uns in der großen Herberge wieder, doch für 6 € kann man auch nicht meckern, 24€ für 2 mal übernachten, das geht noch.

So klingt der "Tag der Compostela" am Monte do Gozo aus.



Santiago de Compostela


Es ist ungewohnt, das erste Mal seit Wochen, das wir ein wiederholtes mal in einem Bett aufwachten, sonst hieß es jeden Morgen "Ultreia, immer weiter" , doch das ist Geschichte, wir haben es geschafft und einen Ruhetag in Santiago vor uns, nach einem kleinen Frühstück im SB- Restaurant fahren wir mit dem Bus in die Stadt, ich gehe zur Post und schaue nach meinem Päckchen und Caro schlendert durch die Stadt, um 11°° Uhr wollen wir uns auf dem Platz neben der Kathedrale treffen. Das Päckchen kommt erst morgen an, aber unser Zug fährt zu früh, man wird es im Herbst an den Absender zurück schicken, kein Problem, ist nur eine Hose und ein Hemd und was zu knabbern.



 Caro nutzt die Zeit und sucht nach Mariana und anderen Pilgern die wir immer wieder trafen, ergebnislos, einzig der "alte Italiener", als wir Santiago verließen trafen wir Ihn, in jedem arm ne rassige Endzwanzigerin, so sah ich Ihn auch in Carrion de los Condes. Wieder eine dieser Begegnungen die keiner großen Worte bedürfen, man versteht sich einfach und kurz flammt die Erinnerung auf, doch es ist Zeit Abschied zu nehmen.

Am Ende eines langen Weges