Samstag, 25. September 2010

Dienstag, 21. Juli Tag 13, 21,4 Km

Hornillos del Camino


Eigentlich hätten wir an diesem Morgen so richtig lang schlafen können, wären da nicht die "wilden Stiere von Burgos" gewesen, denn pünktlich um sechs Uhr erklang aus der Lautsprecheranlage die Stimme der Hospitalera mit den Worten "auf geht’s Peregrinos die Stiere sind los", und das im fünf Minuten Takt. So kam es, das wir im ersten Tageslicht die Stadt Verliesen.

Sto. Domingo
"Ingeniero del Camino"
Dem Jacobsweg folgend, vorbei an der Kathedrale gingen wir dem neuen Tag entgegen, gespannt auf die Meseta und als wir durch das Stadttor kamen sahen wir auch den ersten Supermercado, keine 500 m von der Herberge entfernt, direkt am Jacobsweg lachte uns das Schaufenster an, oder etwa aus? Egal wir brauchten nur noch ein Brot und das bekamen wir in der Bäckerei gegenüber, gestern hatte ich einfach links mit rechts verwechselt. Vorbei am Priesterseminar und dem Denkmal Santo Domingos als "Ingeniero del Camino" Verliesen wir Burgos nicht ohne in den ausgedehnten Parkanlagen zu Frühstücken, eine passenden Rastplatz fanden wir auch etwas abseits des Hauptweges und da sahen wir auch den Pilger der gestern am späten Nachmittag mit seinem Hund in der Herberge abgewiesen wurde, nun ja die Spanier und Hunde, ein Kapitel für sich, doch das sahen wir schon öfter und werden es auch noch einige male sehen.



Meseta wir kommen, wir freuen uns auf "das flache Land", doch erwarteten nicht, was wir da bekamen, erst einmal begleitete uns wie schon in Navarra und dem Rioja auch hier ein leichter Wind, zwar in Gesicht, doch das war uns egal. In den Oca Bergen habe ich schon gesagt, "der Wind bläst uns entgegen, es ist wie ein Omen, eine leise Warnung, als ob uns die Meseta warnen würde".




Rabé de las Calzadas
Mit jedem Schritt den wir weiter gen Westen zogen vielen auch die düsteren Gedanken des vergangenen Tages von uns ab und wir kamen langsam wieder in Schwung, am frühen Mittag wollten wir in Tadarjos sein, doch das waren nur 11 Km, von insgesamt 22 Km, unterwegs sahen wir auch die "Krebspatientin" wieder, eine junge Frau deren Alter schwer einzuschätzen war, die Haare begannen gerade wieder zu wachsen und dem Körper war die Therapie auch noch anzusehen, ausgemergelt, doch gesund, die Haut hatte schon wieder etwas Farbe. Wir dachten sie gehört zu dem Pilger mit dem Hund, mit dem sie am Ufer des Arlanzón saß, wo wir auch Rast machten, und sich eine junge Tschechin zu uns gesellte, sie war alleine unterwegs und bald verloren wir sie wieder aus den Augen. Sie wollte eine Woche vor uns in Santiago sein und hatte ein anderes Tempo, das war aber nun mal unser Schicksal, 3 Km in der Stunde mehr war nicht drin, noch nicht, denn ich merkte das es mir zusehends leichter viel, nicht schneller gehen sondern länger, das aber erst später, viel später.



Kapelle in Rabe de las Calzada
Die Rast in Tadarjos nutzten wir nochmal und gönnten uns eine Flasche Orangenbrause (Naranacia) und in Rabe del Calcadas nach 2 weiteren Kilometern machten wir Siesta, bevor es an den letzten Teil, 11 Kilometer nach Hornillos ging, ein Risiko, denn in Hornillos gibt es nur eine Herberge mit 30 Betten und 14 Notbetten und das nächste Dorf war weitere 11 Km entfernt.



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Wenn wir eins gelernt haben, ist es "wenn die Grillen anfangen zu zirpen, musst du von der Straße sein", eine alte Pilgerweisheit, spätestens aber um 14°°Uhr sollte man sich verzupft haben, alles was dann kommt ist eine Quälerei, so kamen wir gegen 16°° Uhr in Hornillos an und prompt war auch alles "Completo", wir sahen uns schon im Geiste die nächsten 11 Km gehen als uns eine Frau zurückrief und in ein Nebengebäude führte in dem die Notbetten standen und unser "Nachtleben" war gerettet, eine aufgeführte Einkaufsmöglichkeit suchten wir vergebens, doch das war das kleinere Übel, dafür hatten wir eine Begegnung der besonderen Art die uns bis zum Schluss begleiten sollte.



Hornillos del Camino
Wir hatten es uns gerade gemütlich gemacht, als ein alter Italiener neben mir im Bett einquartiert wurde, er warf seinen, nicht allzu großen Rucksack aufs Bett und verließ das Refugio Richtung Bodega "und da ward er gesehen", kurz vor 22°°Uhr (Nachtruhe in Refugios) kam er zurück und warf sich mitsamt seinen Kleidern aufs Bett und schlief auch sofort mit leisem Schnarchen ein "der alte Italiener" er hatte seinen Namen weg und ich dachte " was für eine Sau", eines dieser Vorurteile die man im Leben trifft um es wieder zu revidieren. So schlief ich ein, Caro in das Reich der Träume folgend.