Samstag, 25. September 2010

Freitag, 31. Juli Tag 23, 22 Km


Rabanal del Camino


Römische Ausgrabungen
Wenn ich gestern Abend der Meinung war das so ein kurzer Aufenthalt Astorga nicht gerecht werden würde, so bestätigte der heutige morgen meine Vermutung und dementsprechend ließen wir uns auch Zeit. Unser Weg führte uns vorbei an den Ausgrabungsstätten des Forum Romanum quer durch die Stadt, über das Rathaus, ein Werk von Antoni Gaudi, bis hin zur Kathedrale, die seit dem 8. Jhd. Bischofsitz und somit Astorga zu einem wichtigen Ort am Jacobsweg aufsteigen lässt. Nicht zu vergessen das Rathaus.




Der Name der Stadt stammt noch aus der Zeit der römischen Besiedelung 17 v. Chr., als die Römer das Keltiberische Volk der Asturer unterwarf und begann die Goldminen der Montes de Leon von hier aus bis ins Bierzo auszubeuten.

Vorbei am Franziskanerkonvent
verlassen wir Astorga
Wir ließen uns Zeit und zollten der, für uns, schönsten Stadt am Camino den gebührenden Respekt, in einer kleinen Bar am Stadtrand gönnten wir uns noch einen Kaffee, als Caro meinte, "schau mal da Galizien", und wies Richtung Fernseher, dort wo sonst wilde Stierkämpfe tobten, tobte nun ein Unwetter, und genauso wie es die beiden Bicigrinos in Hornillos schilderten sah man auch jetzt ganz Spanien in Sonnenschein und nur über Galizien sah man Wolken. Da hatten wir ja was zu erwarten, doch ich beruhigte sie, wir waren noch weit entfernt und außerdem hatten wir strahlenden Sonnenschein, zu früh gefreut, wie sich am nächsten Tag herausstellen sollte, aber zuerst einmal ging es zum Cruz de Ferro.





Kapelle Homo e Ecco
Zunächst einmal verlassen wir die Stadt in Richtung Murias de Rechivaldo, vorbei am Franziskanerkolleg, wo wir noch vor der Autobahnüberquerung an einer Kapelle, die unserem Herrn Jesus Christus geweiht ist, rasteten, eine Kerze anzünden, Kraft tanken, wie wir es nennen. Es war ein denkwütiger Vormittag, es war schön was es zu lesen gab war auch in die wichtigsten Sprachen am Camino übersetzt und somit auch in Deutsch, was nicht nur Caro sehr gut gefiel, außerdem hatten sich auch noch sehr gute Übersetzer zu uns gesellt. Ein Ehepaar aus Bayern, anfang dreißig und penetrant laut, wir sahen uns nur an und verstummten sogleich, denn wir hatten einen Riesenvorteil gegenüber germanisch- bajuwarischen Mitpilgern, man hielt uns für Spanier, Papa und Tochter, und in diesem Schutz bewältigten wir den Camino fast ohne "Heimatkontakt" Punkt und dazu stehen wir auch, doch das ist eine andere Geschichte.




Murias de Rechivaldo
Als die Frau dann aber mit einem Spanier spanisch zu reden begann machten wir uns schnell aus dem Staub, denn gegenüber einer derart wortgewaltigen Pilgerin würde uns unsere Tarnung auch nichts helfen. So ging es nach der Autobahn fast übergangslos in die Maragateria, eine hügelige Landschaft die den Montes de Leon vorgelagert sind, die eine karge Vegetation auszeichnet.

Als ich auf einmal abrupt stehen blieb und tief durch die Nase einatmete wobei meine Nasenflügel bebten, Caro sah mich an und meinte mit verklärtem Blick, wie in Navarra. Ja das war es, es duftete wie in Navarra, sonst nicht so kombinationsgewandt wusste sie dieses Mal genau was ich meine. Navarra hat es uns angetan, es waren bisher die schönsten Tage, obwohl, das kann man eigentlich nicht sagen, denn alle bisher 23 Tage waren die schönsten.




Pause in Santa Catalina
So beflügelt ging es dem Cruz de Ferro entgegen, doch erst einmal kamen wir nach Santa Catalina und die erste schattige Bank gehört uns, mittlerweile hat sich unser gehvermögen gesteigert und wir pausieren nicht mehr alle Kilometer dafür aber etwas länger. Kaum das wir sitzen hören wir auch schon zwei Stimmen , Hubsi und Stubsi, inzwischen hat das Grauen einen Namen, kommen die Straße herauf, und wir werden etwas nervös, zur Flucht ist es zu spät und wir sehen dem was da auf uns zukommt mit gemischten Gefühlen entgegen. Doch die Vorsehung hat uns eine Bar geschickt, die Stubsi etwa 15 m vor uns entdeckt und feststellten dass es Zeit für einen Koffeinschub ist, wir atmen sichtlich erleichtert auf.




Cowboybar in el Ganso
Um die Mittagszeit kommen wir nach el Ganso und unverhofft stehen wir vor der Cowboy Bar, wer den Film "Pilgern auf Französisch" kennt, es ist die Bar in der Claude abstürzte.




Mittagspause mit einem Rentner
.Im Schatten der Kirche saß ein älterer Spanier und wir setzten uns dazu, eine angeregte Unterhaltung kam in Gang, er auf Spanisch und ich auf Deutsch, als auf einmal 2 Mädchen ca. 4 und 5 Jahre alt auftauchten und auf ihn einredeten meinte er, seine Schwiegertochter habe das Essen gekocht und seine Enkeltöchter meinten er müsse jetzt "sooooofort" nachhause kommen, sonst gibt's Ärger, worauf er sie nachhause komplimentierte sonst bekämen sie ärger! basta, um aus dieser Geschichte nicht als Verlierer hervorzugehen unterhielt er sich noch etwas mit uns und ging, ich wünschte ihm noch augenzwinkernd einen "guten Appetit" und er winkte zurück, Caro saß da mit offenem Mund, ob ich das denn alles verstanden habe und ich sagte ja, nicht Wort für Wort, doch sinngemäß.




Rabanal
Wenn ich unterwegs bin halte ich mich an die "Eingeborenen" versuche mit ihnen zu reden, "deren Sprache reden" das gebietet mir der Anstand und ich muss mich bemühen und sobald ich das tue, akzeptiere ich auch denjenigen der meine Sprache nicht so gut kann!




Reges Treiben in der Herberge
Am Ortsausgang von el Ganso sahen wir das junge spanische Paar, das wir vor Astorga trafen im Schatten sitzen, die Frau hatte mörderische Blasen an den Füßen und quälte sich den Jakobsweg entlang, ich fragte welche Salbe sie habe und sie zeigte mir eine Tube Voltaren, ich gab ihr eine angebrochene Tube Voltaren Schmerzgel. Als wir am Nachmittag in Rabanal um die Gemeindeherberge gingen und sahen das alles voll war gingen wir ohne Umwege zur Albergue Pilar eine Herberge mit einem schönen Innenhof und sogar Internet, wir bekamen die letzten Betten im Gemeinschaftssaal und siehe da Hubsi und Stubsi waren auch da. Als wir später durch den Ort gingen sahen wir, das wohl jedes Bett belegt war so viele Pilger wie wir sahen und die Inflationsrate im Dorfladen ließ uns den Appetit vergehen, so gab es Dosenfisch und Brot.