Samstag, 25. September 2010

Freitag, 17. Juli Tag 9, 23 Km

Granon



"el Rollo"
Grau und wolkenverhangen starten wir in den Tag mit Ziel Santo Domingo, zur "Hühnerschau" :-), zwar nur 16 Km, aber es war Freitag und wir hatten es uns verdient, eine Woche unterwegs und 144 Km insgesamt hatten wir allen Grund zur Freude und die berechtigte Hoffnung in Santiago anzukommen.

Die ersten Schritte verhießen uns ein gutes vorankommen, denn es war angenehm frisch und versprach nicht zu heiß zu werden, außerdem war die Dose Pfirsichkompott, die jeder im Rucksack hatte der beste Antrieb, und so eilten wir unserer ersten Bank entgegen. Eine Angewohnheit der letzten Tage, auf dem ersten Rastplatz gibt es Frühstück und heute gibt’s Pfirsichkompott.




Pfirsiche zum Frühstück,
welch ein Luxus
Kurz vor Ortsende begann es zu regnen und wir machten uns "wasserdicht", Rucksack einpacken und Regenjacken anziehen und beim Aufsetzen der Rucksäcke die grinsenden blicke der Mitpilger, die im T- Shirt vorüberzogen, über sich ergehen lassen, warum sie grinsen? Man könnte es auch lächeln nennen! Denn 2 Minuten und kurz hinter der Gerichtssäule "el Rollo" hörte es auf zu regnen und damit auch für den Rest des Tages, zwar blieb es den ganzen Vormittag über angenehm bewölkt doch trocken.





Neubaugebiet oder Geisterstadt?
Nach unserem Frühstück, das wir mangels einer Bank auf dem Rand einer Kanaleinfassung genossen, ging es dann durch die ausgedehnten Weinberge des Rioja, was uns an die Weinberge der Heimat erinnerte, nur das hier die Wege nicht mit beton zugeschüttet sind sondern "Natur pur" und angenehm zu laufen, ein Laufen an das wir uns später noch oft erinnern werden. So kamen wir zügig nach Ciruena und hatten Gelegenheit das Neubaugebiet, zu bestaunen das ein findiger Investor vor dem Dorf angesiedelt hat, wirklich schön anzusehen, doch einhellig waren wir der Meinung das uns der alte Ortskern besser gefiel. So ging es weiter durch das Dorf in Richtung Santo Domingo, welches wir gegen Mittag erreichten. Schon von weitem sahen wir es vor einem, für diese Region typischen Kegelberg, wobei sich die Stadt harmonisch in die Landschaft einschmiegte, allein der riesige Getreidespeicher der weiß in am Rand der Stadt stand ließ sie schon von weiten sichtbar werden.




Sto. Domingo in der Ferne
Der Camino führt uns von einer Seite in die Stadt und zur Kathedrale (was sie eigentlich nicht mehr ist, aber sie wird immer noch so genannt) , die Ihre wahre Größe nicht einmal im entferntesten erahnen lässt.




"Hühnerschau" in Sto. Domingo,
gebraten wären sie uns lieber!
Auch hat uns mal wieder der Touristenrummel erwischt, so nehmen wir als aller erstes eine Bank in Beschlag, Caroline hält die Stellung und ich organisiere was zum Essen, einen Supermercado, doch der lässt sich nicht finden, so komme ich durch das Gewinkel der Gassen auf die Hauptstraße an deren Rand sich eine "Restaurant Meile" befindet, alles nur kein Supermercado, so gehe ich den Weg zurück, vorbei an Delikatessenläden in eine Panaderia und kaufe ein riesiges Weißbrot, welches wir ratzeputz aufessen, natürlich auf der Bank vorm Parador, "Pilgerguckend", aber wortlos, Caro berichtete von den "Eses" die gegenüber auf einem Mauersims sitzend ihr "Unwesen" treiben, da erscheint uns "die Wienerin" im wahrsten Sinne des Wortes über den Platz schwebend, auch das englische Ehepaar, welches uns vor dem Weinbrunnen Irache Fotografierte, ist da, erschlagen von der Menschenmenge entschließen wir uns den Hahn, der unserer einhelligen Meinung besser in einer Pfanne aufgehoben wäre, anzusehen und das Weite zu suchen, selbst wenn es bedeutete heute Nachmittag noch 7- 8 Km zu gehen.




Brücke über den Rio Oja
So verlassen wir Santo Domingo über die Brücke des um diese Jahreszeit ausgetrockneten, Rio Oja der dieser Region den Namen gibt und kommen in eine Landschaft wie sie zum Vormittag nicht gegensätzlicher sein kann, denn ausgedehnte Sonnenblumenfelder bestimmen von nun an das Landschaftsbild, auch hat es mittlerweile aufgeklart und die Sonne scheint wieder wie eh und je.




Flucht ist unser erster Gedanke
Als wir dann am Nachmittag Granon erreichten hatten wir auch unser Limit erreicht, 23 Km und wir waren platt, aber das genügte ja auch, die Herberge "neben" der Kirche war auch leicht zu finden, so stiegen wir den Turm hinauf ins Chorgestühl und fanden einen altertümlichen Aufenthaltsraum mit Küche und einem riesigen Schreibtisch im Korridor, Sanitäre Anlagen die uns erschauern ließen, aber sauber, wir bekamen unsere Sportmatten in einer Etage tiefer und selbst in Caros Augen war der Gedanke an Flucht zu lesen, doch keiner war bereit noch weitere 4 Km zu gehen, so fügten wir uns unserem Schicksal und es wurde einer der schönsten Abende des Caminos.



Hospitalero aus Lyon
Nachdem wir uns "eingerichtet" hatten nahm ich mein Buch und ging nach oben, Caro wollte schlafen, doch zum Schreiben kam ich nicht, gegen 5 begann die resolute Hospitalera in der Küche zu werkeln und ich gesellte mich zu den anderen, helfenden Hände und half das Abendessen zu kochen, zumindest die "Schnipseleien" durften wir tun. Mittlerweile habe ich auch die "Eses" wiederentdeckt, auch die "Abiturientin", "die Wienerin", "das schwedische Ehepaar" mit "Henning und Kumpel" im Schlepptau waren da, und dann beim Abendessen eine der herausragenden Bekanntschaften des Jakobsweges, "Rimini", er sollte uns begleiten bis kurz vor Santiago, da verloren wir Ihn aus den Augen. Nach der Abendmesse gab es einen Typisch Spanischen Eintopf mit Kartoffeln, Zwiebeln und Chorizo dazu Brot und danach noch eine Salat mit Flipper (Thunfisch) und natürlich "Vino Tinto" es wurde ein geselliger Abend, der mit einer schönen Andacht und auf einer harten Sportmatte endete und ich spürte Caros Ergriffenheit von diesem Abend, ich selbst war so müde, das mir nicht einmal der harte Untergrund etwas ausmachte.