Samstag, 25. September 2010

Freitag, 07. August Tag 30, 24 Km


Portomarin

Frühmorgens hinter Sarria
Es war eine kurze, vom Rascheln der Thermodecken begleitete, Nacht, da in der frühen Morgenstunden an Schlaf nicht mehr zu denken war machten wir uns zeitig auf den Weg und verließen Sarria mit den "Nightshiftern".




Immer mehr Pilger
Ungewohnt im Dunkeln zu laufen, doch es waren genügend Pilger mit Taschenlampen unterwegs, so dass wir unsere erst gar nicht suchen mussten, auf dem Weg vor uns schwirrten dutzende von "Glühwürmchen" an denen wir uns orientieren konnten.

Am "Hundertkilometerstein" trafen wir auch Rimini wieder, den wir schon seit Tagen nicht mehr sahen,

Die Räuber







Rimini am alten
100 Kilometerstein
Rimini, wir nannten ihn nur Rimini, ein Italiener der in seiner Heimat Italien in Rimini, zu Fuß gestartet ist, wir trafen ihn das erste Mal in Granon, in der Herberge, ein einfacher Pilger der immer ein Lächeln übrig hatte und sich über jeden freute den er wiedertraf, so wurden wir "Pilgerfreunde" mal liefen wir miteinander , mal trafen wir uns tagelang nicht, dann mal wieder abends in der Herberge, unverhofft doch der Jubel war groß und alle teilten unsere Freude. Am allermeisten stolz war der Hospitalero in Astorga , der beobachtete wie fertig und abgekämpft wir nach 32 km in der sengenden Sonne ankamen und uns erst mal auf die Stühle vor der Herberge sanken und platt waren, später in der Herberge kam "Rimini" und wir führten einen Freudentanz der Begrüßung auf, wie weggeblasen war die Erschöpfung, man spürte förmlich wie stolz der Hospitalero war, solche Begegnungen zu erleben!








Caro..........
und ich am 100 Kilometerstein
Ich schweife mal wieder aus, was ich eigentlich sagen wollte, auch mit den Bildern, wir liefen in Sarria morgens früh los und trafen am Vormittag auf Rimini den wir das letzte Mal im Bierco sahen, schon von weitem fuchtelte er mit den Armen und rief uns was zu, wir verstanden es nicht, denn das bezeichnende an dieser "Pilgerfreundschaft" war, er sprach kein Deutsch und wir kein Italienisch, aber wir "unterhielten" uns gerne, als wir bei ihm ankamen wurde uns klar, wir stehen am "100-Km-vor-Santiago-Stein", wir begannen uns gegenseitig zu Photographien und im nu war eine Pilgeransammlung um uns entstanden, und eine Spanierin meinte mit ihrem Credencial angeben zu müssen, der obwohl erst wenige km hinter Sarria schon 10 Stempel hatte, worauf Rimini seine Credenciales zückte und ein Raunen durch die Menge ging.



Siesta
 
Was mich aber richtig stolz macht, mit diesem Pilger den Weg teilen zu dürfen, war das erste Bild, wir kamen an, freuten uns über die letzten hundert Kilometer und man sieht das Glück auch seinem Gesicht an, und dann kam die Geschichte mit den Credenciales, er wäre einfach weitergegangen, wären da nicht die "Prahlpilgers" gewesen, bei der ganzen Aktion sprach er kein Wort doch ich ahnte seine Gedanken, es waren Gedanken des Glücks und der Dankbarkeit, mehr nicht und ich glaube das kann man an seinem Gesichtsausdruck erkennen. Er machte Rast und wir gingen weiter, so wie die letzten 500 km aber ich hätte gerne seinen Gesichtsausdruck gesehen als er dann einen Kilometer weiter vor dem "richtigen" 100-km- vor-Santiago-Stein stand.

Meine Compostela steht auf der Fensterbank vor meinem Schreibtisch, bei deren Anblick erinnere ich mich an Santiago, das Pilgerbüro, die Pilgermesse und die "leere in mir" als ich dann auf dem Platz neben der Kathedrale meine Muschel umdrehte und Abschied vom Pilgern nahm,



Immer mehr Pilger überholen uns
Er hat dafür nur ein müdes
 Gähnen übrig
aber den Credencial habe ich noch lange in dem Umschlag meiner Busfahrkarte mit mir rumgetragen und erinnerte mich jeden Morgen und Nachmittag wenn ich ihn in die Hand nahm an den Weg, einen Weg so bunt und schön wie die Stempel im Credencial und wenn ich mir eines für die Zukunft wünsche ist es nicht eine weitere und noch eine Compostela sondern ich möchte einmal das fühlen, was Rimini gefühlt hat als er seine Credenciales aufklappte.

So gingen wir weiter und kamen am späten Nachmittag nach Portomarin, und merkten zum ersten Mal, das es Galizien in sich hatte, unser Credo für Galicien hieß "wir gehen hinunter um drüben wieder hinauf zu gehen".



Überall wo man hinsah Hortensien
Es war kein Vergleich zu Navarra oder dem Rioja, selbst in der Meseta gab es "gelegentliche auf und ab´s", doch in Galicien war es richtig Kräftezehrend.

Portomarin, schon bei den Römern ein wichtiger Ort, wurde bei der Anlage des Belesar- Stausees höher am Hang neu angelegt. Im Liber Sancti Jacobi wird Portomarin unter "Pons Minea" erwähnt, die Brücke über den Mino.

Mir stockt der Atem als wir das steile Stück von der ebene hinunter ins Tal kommen und ich die Brücke sehe, vor allem aber die Höhe, denn ich bin keineswegs schwindelfrei.



Friedhof mal anders
Caro geht ohne zu zögern weiter, todesmutig, denn sie hat Witterung aufgenommen :-) sie riecht "ihr" Bett, so bleibt mir nichts anderes übrig als Ihr mit zitternden Knien zu folgen, am Ende der Brücke haben wir dann zwei Möglichkeiten, zum einen eine steiiiiiiillllle Treppe hinauf und zum anderen in einem Bogen leicht aber bestimmt ansteigend um die halbe Stadt herum, so entscheiden wir uns für das kurz und schmerzhaft und steigen die Treppen hinauf, vorbei an sich ausruhenden und uns entgegenkommenden Pilgern, wieder einmal dutzende und ich wage zu bezweifeln, ob wir hier überhaupt ein Bett bekommen.



Oben angekommen führt die Straße weiter hinauf in die Stadt, vorbei an den Geschäften, direkt zur Herberge, doch als wir die sahen stockte uns der Atem, da waren mindestens noch hundert Pilger in der Schlange vor und neben der Herberge und es sah nicht gut aus, denn mittlerweile ist es schon halb sechs und um diese Zeit noch so viel Pilger ohne ein Bett ging selten gut, doch dann ging alles schneller als erwartet, ein junger Italiener kam vom Büro der Herberge, redete mit einigen Landsleuten und auf einmal waren es 50 Italiener weniger.



Endlich Poromarin
Eine Italienische Jugendgruppe, von denen hunderte in Galicien unterwegs nach Santiago waren, sie wurden im Gemeindehaus einquartiert und wir waren in kürzester Zeit in einem Schlafsaal gegenüber der Herberge, nicht gerade sauber, doch wir waren froh ein Bett zu haben. Später beim Abendessen hatte Caro noch ihren Triumpf, zwei alte Spanierinnen sahen sie etwas pikiert an und Caro antwortete auf Ihre weise, Sie nahm Ihren Credencial und spielte mit Ihm und welch ein Ungeschick, er rutschte Ihr aus der Hand und was für ein Zufall er landete mit den Stempeln nach oben auf dem Tisch und den beiden alten viel das Lachen aus dem Gesicht.


Vor der Herberge stockt uns der Atem
und das Abends um 6
Später trafen wir noch die "deutsche Familie" und unterhielten uns mit ihnen, sie meinten für die nächsten Tage früh aufzustehen um zeitig an der Herberge zu sein um ein Bett zu bekommen.

Nun wir wollten es gemach angehen und nahmen uns für den nächsten Tag vor, nicht früh aufzustehen.