Samstag, 25. September 2010

Sonntag, 09. August Tag 32, 16,8 Km


Melide

"Down" am Jakobsweg
einer meiner bewegensten
Momente
Die Kälte trieb uns diesen an diesem Morgen auf den Weg, so waren wir schon kurz vor sieben unterwegs, wir liefen uns warm. Palas del Rei, Königspalast, es gibt aber keine Belege dass der Ort jemals als Königssitz oder Bischofsitz diente. Uns führte der Weg auch ziemlich schnell aus der Stadt in Richtung Melide, es klarte zwar auf doch die Hitze der Meseta haben wir hinter uns gelassen, da meine Hose zerrissen war zog ich Caros Regenhose über und fühlte mich wie in einer Sauna.



Und immer wieder Hortensien
Kurz hinter San Xulian treffen wir den Jungen Down Syndrom mit seiner Begleiterin wieder, ich kläre was ich in meiner Heimat beruflich mache und bitte sie, ein Bild von beiden machen zu dürfen, die Freude über die positive Beachtung steht ihr ins Gesicht geschrieben, einer der wenigen Momente in denen ich wirklich das Gefühl habe, auf dem Jakobsweg zu sein. Auch später als wir rasten und Frühstücken sehen wir immer wieder Gruppen von Italienischen Pfadfindern vorbeiziehen, die einen singen, einmal wird der Rosenkranz gebetet, ein anderes Mal wird die heilige Messe gefeiert, wir fühlen uns wohl, so haben wir es uns vorgestellt, vor allem aber: man sprach nicht Deutsch und so sollte es bis Santiago bleiben.




Bei Carmen gibt es die besten Empanadas
In Loboreiro kreuzte unser Weg die Straße wo sich die Bar "Los dos Alemannes" befand, wir gingen in den Laden daneben und kauften selbstgebackenen Butterkuchen, in dem Laden schien es nur selbstgebackenes zu geben, nach dem Kuchen hatten wir so richtig Hunger bekommen, so gönnten wir uns noch ein Stück Empanada, die Frau hinter der Theke fragte ob es uns schmeckt, ich hätte gerne gesagt, dass ich so was köstliches in meinem ganzen Leben noch nicht gegessen hatte, doch dazu reicht mein spanisch nicht, so begnüge ich mich mit einem Lächeln zu sagen " mucho, mucho Gusto". Wir hinterlassen eine glückliche Verkäuferin, inmitten ihrer riesigen Bleche von Kuchen und Empanadas, für deren Zubereitung sie schon mitten in der Nacht aufsteht und bei den Preisen erkenne ich dass sie es nicht nur des Geldes wegen macht.



So ziehen wir weiter durch Hortensien bewachsene Wege, Richtung Westen, nicht weit, nur bis Melide, ca. 14 Km das reicht, schließlich ist heute Sonntag, aber wie schon erwähnt, einen guten Grund um wenig zu gehen findet man immer und einer ist so gut wie der andere.



Römerbrücke vor Melide
Diese Beine brauchen unbedingt
eine neue Hose
In Melide ist Markt, alles Mögliche kann man kaufen, auch Cargo Hosen, aber zuerst zur Herberge, wir folgen den gelben Pfeilen durch die Stadt und kommen nach dem einen und anderen Umweg dann doch noch rechtzeitig zur Herberge, vor der zwar eine Schlange steht, wie sollte es auch anders sein, selbst um halb eins, eine halbe Stunde vor Öffnung. Doch diesmal beunruhigt es mich nicht, denn wir sind früh genug und die Schlange ist nicht zu groß, ich zähle 60 Pilger. Nachdem wir einquartiert wurden gehen wir in die Stadt und ich kaufe mir eine neue Hose. Nachdem wir eine passende gefunden haben und der Preis von 20 € ausgehandelt war fragte mich der Verkäufer ob er sie einpacken solle, ich verneine, eine Alarmglocke klingelt in mir, doch er lässt nicht locker, nimmt die Hose, reicht sie nach hinten und lässt sie von seiner Frau in eine Tüte stopfen. Abends als ich meine Sachen für den nächsten Tag richte merke ich das da was nicht stimmt, die Hose hat Löcher und Risse und bei näherer Begutachtung stelle ich fest das man mich über den Tisch gezogen hatte, zum Reklamieren war es zu spät, die Zigeuner waren längst über alle Berge.
Eine Schlange um die Herberge herum

Die Herberge war voll, in der Küche herrschte reges Treiben, alle Wäscheleinen waren besetzt, die Duschen waren zwar alt aber sauber, einzig was wirklich störte waren die fehlenden Vorhänge, jede/r der reinkam hatte alles im Überblick, aber auch wirklich alles.

Als ich dann später im Aufenthaltsraum saß setzte sich ein Spanisches Ehepaar an den Tisch und bot mir ein Stück Empanada an, zuerst wollte ich verneinen, doch man soll nicht zu oft nein sagen, eines merkten wir hier in Galicien, man (Pilger) rückte näher zusammen, ich muss aber auch gestehen, man hielt uns für Spanier, zweifelsohne ein Heimvorteil.



Aber es ist Platz für alle
Caro schlief den Schlaf der gerechten, ich ließ es aber auch ganz locker angehen, wir hatten noch etwa drei Tage bis Santiago, morgen bis Arzua, am Dienstag nach Santa Irene und am Mittwoch zum Monte do Gozo, am Donnerstagmorgen dann noch 6 Km nach Santiago.