Samstag, 25. September 2010

Sonntag, 26. Juli Tag 18, 23 Km

Sahagun





Morgenstund.....!
Sonntag, Trödeltag, so beginnen wir Ihn auch, lange schlafen (halb acht), unterwegs ein "spanisches Frühstück", Cola Light und Kekse ;.)) , Pause an jeder Bank und Rast wo sich nur ein Schatten bietet, gehen wir recht gemächlich, denn wir haben kein Ziel, besser gesagt ein nahes Ziel, nur ca. 16 Km bis San Nicolas ein Klacks für Pilger wie uns doch heute zieht sich alles wie Kaugummi.

In Terradillos de los Templarios sitzen wir an einem Rastplatz und Caro macht den Vorschlag in die Albergue, an der wir vorhin vorbeigegangen sind, zu gehen um zwei Eis zu kaufen.





Spanisches Frühstück
"Ich gehe Eis kaufen" ich traue meinen Ohren nicht, Caro, mitten in Nordspanien und geht freiwillig Eis kaufen, wie gewohnt machen wir uns auf einer Bank breit und genießen das Eis und den Sonntagvormittag, erst als wir das Klingeln eines Autos hören kommt wieder Bewegung in uns, denn "Klingelndes Auto" bedeutet in der Heimat „fliegender Händler“ Lebensmittel, Brot, Wurst Obst, was auch immer, voller Hoffnung machen wir uns auf den Weg und treffen auch vor Ortsende einen LKW, ein "fliegender Obsthändler". Cuatro Bananas, cuatro Naranjas, cuatro Mancanas y cuatro Meloncotones, es kam mir über die Lippen wie einem spanischen Grande, es war unsere Obstration, wenn wir mal die Möglichkeit haben.

Steinkreis vor San Nicholas
Mit all den Vitaminen gestärkt geht es weiter Richtung San Nicolas, wo uns in der Hälfte der Strecke ein Rastplatz mit einem Steinkreis aus kleinen Feldsteinen geradezu zum Verweilen anfleht, wir lassen uns nicht lumpen und gönnen uns eine kleine Obstpause, der Rastplatz liegt in einer kleinen von Bäumen und Büschen bewachsenen Senke die vom Jacobsweg in einer Serpentine durchquert wir, so hört man sich nahende Pilger eher bevor man sie sieht. So trafen wir auf Mariana, zuerst sahen wir Ihren rosa Hut, unter dem sie Ihr, wie von Ratten zerfressenes Haar versteckte, es war "unsere Krebspatientin", sie setzte sich auf die Bank gegenüber des Steinkreises, machte einige Bilder mit Ihrem Handy, als wieder Schritte vom Weg herunter hallten und gleich drauf ein weiterer Pilger zu uns traf.

Hobbits ! Auenland?
Wir kannten ihn vom sehen, seit einigen Tagen sahen wir Ihn mit einer Gruppe Spanier, sie unterhielten sich als uns die Krebspatientin unvermittelt auf Deutsch ansprach, ob wir denn wissen wie weit es noch bis San Nicolas sei, ich schätze das wir etwa in der Mitte der beiden Dörfer waren, worauf sich der Spanier eilig verabschiedete, da er seine Freunde unbedingt noch vor Sahagun einholen wollte. Sahagun, dachte ich, ne is zu weit, noch mindestens 10 km jetzt war es 13°°Uhr, und Sonntag obendrein, so kamen wir mit unserem Gegenüber ins Gespräch über das woher, das wohin war ja nicht schwer zu erraten, Sie erzählte das Ihr Name Mariana ist und Sie in Deutschland in Mannheim geboren ist, aber Ihre Eltern wieder mit Ihr nach Griechenland zurück sind als Sie noch ein Kind war, aber das deutsch ist Ihr geblieben, worauf ich meinte das wir Sie für eine Spanierin hielten doch Sie entgegnete, das Sie Italienisch in der Schule gelernt habe und somit die Verbindung zum Spanisch hatte und das auf dem Jacobsweg vertiefen wolle.



Mittagsrast in San Nicholas
Mariana machte noch einige Bilder, vor allem aber von dem Steinkreis, der Sie faszinierte, als Sie meinte, Sie müsse unbedingt an einen PC im die Bilder herunterzuladen, sonst müsse Sie löschen, auf meine Frage, welche Speicherkarte Sie denn hätte, meinte Sie, es wäre keine Speicherkarte im Handy, ich sah das Sie ein Sony Ericsson hatte, wie ich und so entschloss ich mich Ihr meine Karte zu überlassen, ich hatte 4 GB das reicht für mindestens 2000 Bilder, leider konnte ich sie nicht komplett leermachen, die Musik ließ ich drauf, doch es war immer noch genug Platz. Der Entschluss war schnell gefasst und noch schneller in die Tat umgesetzt, wir hatten genügend Speicherkarten dabei und so fragte ich sie, ob sie mir Ihr Handy mal kurz geben wolle, so vergewisserte ich mich, ob meine Karte auch passt, und überließ Mariana meine Speicherkarte mitsamt der Musik, welche Ihr auch gut gefiel, und so trennte wir uns, eine überglückliche Mariana, die nicht nur endlos Bilder machen konnte sondern auch noch Musik hören konnte.



Und wieder eine "Pilgerautobahn"
So erfuhren wir an diesem Tag das alles seinen Sinn hat, was geschehen soll geschieht und es liegt alleine in Gottes Hand. Wir gingen, mit der Gewissheit, das sich unsere Wege noch öfter kreuzen werden, wie sehr Caro diese Frau in Ihr Herz schloss merkte ich, vor allem in Galizien. Nun, erst einmal mussten wir an diesem Tag noch nach San Nicolas kommen was bei unserem Tempo nicht so einfach war und als wir dann endlich ankamen, saß Mariana und der Spanier, der vorher noch so eilig mit dem Ziel Sahagun aufbrach, vor der Dorf Bar und eine Stimme in mir sagte "setzt euch dazu", was wir auch taten, Mariana freute sich wie ein Kind über die Musik auf der Speicherkarte, aber auch darüber sorgenfrei fotografieren zu können und stellte uns den Spanier vor, sein Name ist Jesus, worauf er meinte, es sei in Spanien ein gängiger Männername, und im Gegensatz zu seinem berühmten Namensgebers wäre er nicht "Jesus am Kreuz" sondern „das Kreuz an Jesus“ und zeigte uns eine Kreuz ähnliche Falte über der Nasenwurzel zwischen den Augenbrauen, was er von Geburt an habe und seine Mutter zu der Namensgebung bewog.



Rastplatz vor Sahagun
Wir blieben auf ne Cola und ein Schälchen Oliven, bevor wir uns wieder auf den Weg machten, denn die örtliche Herberge befand sich direkt über der Bar vor der wir saßen und das war uns doch zu unruhig, so ging es noch mal auf den Camino und 7 Km weiter nach Sahagun, doch nun mussten wir uns sputen, denn es war mittlerweile 15°°Uhr und die Zeit würde etwas knapp 7 Km bedeuteten 2 Stunden, was bei unserem Tempo keine Garantie war zumal uns die Sonne nun ins Gesicht schien.

Kurz vor der Autobahnunterquerung vor Sahagun noch ein Highlight der besonderen Art, ein Ginsterbusch so groß wie ein Haus, als Beweis stellte sich Caro drunter und ich fotografierte Sie mitsamt dem Busch.

Es war schon nach vier als wir die Autobahn unterquerten und das erste was wir von Sahagun sahen war der weiße Kornspeicher im gleißenden Licht der Nachmittagssonne, zum Greifen nahe, doch wussten wir das dies am Jacobsweg nichts zu bedeuten hatte und wenn ich es bisher nicht erwähnt hatte, nicht weil es nicht erwähnenswert wäre sondern eher deswegen weil wir uns daran gewöhnt hatten und keine großen Worte darüber verloren, Entfernungen scheinen hier näher als sie sind und sind schwer einzuschätzen.



Albergue Viatoris
Der Kornspeicher zeugt noch vom Glanz und Reichtum vergangener Epochen, im 11. Jahrhundert wurde das Kloster von König Alfonso VI von Kastilien, der hier erzogen wurde, mit zahlreichen Schenkungen bedacht. Mit königlichen Privilegien ausgestattet erlebte die Siedlung, die wahrscheinlich auf der alten Römischen Siedlung Camala gründet Ihren Aufstieg den erst zwei Brände und die Säkularisation zunichtemachten.

König Alfonso VI machte aus Sahagun das Cluny Nordspaniens und das Kloster zum mächtigsten am Jacobsweg, als sich aber die Katholischen Könige dem Kloster San Benito in Valladolid zuwandten war der Abstieg des Klosters vorprogrammiert.





Der Schlafsaal aufgeteilt
in Kabinen
Gegen 17°°Uhr waren wir auf einem Rastplatz vor Sahagun wo wir nochmal eine "Obstpause" einlegten um dann weiterzugehen, wir gingen zur Herberge "Viatoris", wo wir auch noch ein Bett bekamen.

Caroline erkundete die Herberge und kam mit der Nachricht das eine Küche vorhanden ist, somit konnten wir unsere Konserven heiß machen, dazu fanden wir im Schrank noch etwas Reis den ein Pilger vor uns zurückgelassen hatte, womit unser Abendessen gerettet war. So ließen wir den Sonntag ruhig ausklingen, von unseren bekannten war niemand hier, doch das störte auch nicht weiter, denn wir würden sie morgen wieder auf dem Camino treffen.