Samstag, 25. September 2010

Samstag, 01. August Tag 24, 10 Km




Cruz de Ferro

Rabanal im Regen
Nichts an diesem Morgen erinnerte noch an die Hitze des gestrigen Tages, grau und wolkenverhangen präsentierte sich der Monte Irago mit seinem Übergang, dem Puerto de Foncebadon.


Unser einziges festes Tagesziel war das Cruz de Ferro, schon seit Tagen fieberten wir diesem Tag entgegen, es war Michaels Geburtstag und wir wollten Ihm unbedingt mit etwas besonderem gratulieren. So hatten wir vor, Ihm an diesem Tag eine MMS mit Geburtstagsgrüßen vom Cruz de Ferro, dem höchsten Punkt am Französischen Weg, zu schicken. Das Cruz de Ferro steht auf einem von Pilgern angelegten Steinhaufen, dessen Brauch noch in die Römerzeit zurückführt, wo man einem römischen Wegegott huldigte, da aber auch die Kelten an Weggabelungen Steine ablegten ist es wahrscheinlich, dass dieser Brauch noch älter ist. Thomas, der Herbergsvater von Manjarin sagt, das der Steinhaufen in den 1950 er Jahren neben der Straße künstlich aufgeschüttet wurde um ihn den Bustouristen besser zugänglich zu machen. Der eigentliche Steinhaufen befände sich 300 m abseits des Jakobsweges.







Caro nimmts lustig........
...................ich nicht!!
Doch so wie jeder Weg begann auch dieser Tag mit dem ersten Schritt und der führte uns hinaus in den Regen, zwar nur ein leichter Nieselregen, doch vorsichtshalber machten wir uns erst einmal Wetterfest, erst als es dann kurz vor Foncebadon begann stärker zu regnen kamen dann bei Caro die Regenhose und bei mir der Poncho dazu. Es regnete sich ein und wir waren froh als der kleine Ort ich Sicht kam, was bei den Wetterverhältnissen bedeutete das wir auch gleich da waren, denn man sah durch den Regenvorhang nicht allzu weit.




Beim Legionär in Foncebadon
Nichts ist mehr von der Bedeutung des Ortes im Mittelalter zu erkennen, halbzerfallene Ruinen und verlassene Häuser zeugen von der Landflucht gegen Mitte des zwanzigsten Jahrhundert als die Einwohnerzahl praktisch auf null sank. Eine Renaissance der Pilgerschaft rettete den Ort vor dem völligen Zerfall, es lebt zwar nur ein Einwohner wieder ganzjährig in Foncebadon, doch seit 2005 hat man wieder eine funktionierende Wasserver- und -entsorgung und neben einer Pilgerherberge und zwei Pensionen sind auch einige Privathäuser wiederaufgebaut.







Foncebadon im Nebel
Wir erreichen die kleine Bar am Ortsende und beschließen hier den Regen bei einer Tasse Kaffee abzuwarten, der überdachte Außenbereich ist voller Pilger, so setzen wir uns an die Theke, draußen sehen wir Hubsi und Stubsi und drei junge Bayern, Funpilger die von Bar zu Bar hüpfen, wir sahen sie kurz vor Leon das erste Mal, als sie eine junge Tschechin ziemlich krass abblitzen ließen, war Ihnen wohl zu "muggelig" . Als es sich draußen leerte setzten wir uns an einen Tisch, der Regen ging wieder in ein leichtes Nieseln über als eine Aufbruchsstimmung aufkam, Caro wollte auch weiter doch es war noch zu früh, ich kannte solche Wetterschwankungen aus den Pyrenäen, ein kurzes Abflauen um dann noch mal so richtig runter zu "Plätschen". Als der "Legionär", wir nannten Ihn so, weil er zu Militärmusik bediente und bei der spanischen Legion gedient hat, uns mit einer Handbewegung aufforderte noch abzuwarten. Er bestätigte damit meine Annahme und wir bestellten nochmal "eine Runde Kaffee", kurze Zeit später schüttete es wieder wie aus Kübeln. Der Legionär kassierte und schloss den Innenbereich der Bar ab, Mittagspause, nun kommende Pilger standen noch die Automaten zur Selbstbedienung zur Verfügung.










Der Regenbogen
 wies uns den Weg
Am Cruz de Ferro
Als der Regen nun nachließ machten wir uns zum Weitergehen fertig, bis zum Puerto hatten wir noch 2 Km was etwa eine halbe Stunde Laufen bedeutete und als es nachließ gingen wir los. Weiter unten sahen wir den Carretero und seine Frau, die wir vor Mansilla de las Mulas das erste Mal sahen, aus dem Nebel auftauchen, doch die beiden entschieden sich auch zum Weitergehen und zogen ziemlich schnell an uns vorbei. Am Cruz de Ferro angelangt nutzten wir auch schnell die Gelegenheit als die Wolkendecke für einen Moment aufriss und machten Bilder und schickten auch eins davon mit Geburtstagsgrüßen an Michael. Als wir dann später auf der Schieferbank neben der Kapelle saßen und Caro unsere Namen zu den unzähligen anderen in den Schiefer ritzte rief ich ihn noch an und die Freude war groß. So war unser Plan aufgegangen und alle Eile war verflogen, wir hatten nun alle Zeit der Welt.





Am Cruz de Ferro



So kamen wir auf einem Nebenpfad nach Manjarin, alleine schon der Name schien uns Mystisch, wir sahen den Pfosten mit Wegweisern schon von weitem, als wir wieder auf die Straße trafen und dahinter das, ich nenne es mal vorsichtig, Gebäude von Thomás. Nippes zum Kaufen, auch Thomás muss leben und ich finde es durchaus legitim, Kaffee, Tee und Kekse gegen "Donativo" (Spende), wir schauen uns etwas um und gehen in den gemütlichen Teil über, Kaffee und Kekse, ich werfe einen Euronen in die Kasse und wir bedienen uns und sind auch sofort von Katzen umringt.




Ein gemütlicher........


........Nachmittag in Manjarin
Katzen, hier oben in den Bergen, was uns Thomás noch sympathischer macht obwohl er mir seltsam verändert vorkommt, klein und rund, der Bart ja, aber die Figur erinnert eher an Sancho Pansa aus Don Quichote, ich frage Caro doch auch sie meint ihn anders in Erinnerung zu haben, doch wie es sich herausstellt ist es Anton ein Freund von Thomas, den wir aber später noch zu Gesicht bekommen sollen.



Herberge in Manjarin
Mittlerweile regnet es wieder und gegen vier Uhr müssen wir eine Entscheidung fällen, hier bleiben oder nicht! nachdem vor einer viertel Stunde ein junger Mexikaner im Refugio einquartiert und jetzt auch noch ne holländische Familie nach eingehenden Verhandlungen mit Anton in der Tür verschwindet dränge ich Caro zu einer Entscheidung. Beim wilden Aussehen dieser Herberge möchte ich die Entscheidung nicht alleine fällen, doch sie stimmt zu und wir bleiben die Nacht hier, mit Sicherheit ein Abenteuer, denn das Plumpsklo hatte Caro schon das Vergnügen einzuweihen.

Anton

Anton, so stellte er sich vor, erklärte uns lang und breit den Unterschied zwischen Herberge und Refugio und kurze Zeit später standen unsere Schuhe im Regal und wir stiegen die Treppe hinauf unters Dach zu einem spartanischen Matratzenlager, jeder Pilger hat eine Matratze, wir richteten uns ein und in dem Moment als wir unsere Socken auszogen nahm die Holländische Familie reis aus. Lag es nun an unseren Socken oder der "Einfachheit" der Matratzenlager?
Auf jeden Fall sollten wir einen der schönsten Aufenthalte unserer Pilgerreise erleben, doch zuerst einmal genossen wir den Nachmittag, als wir dann unterm Dach lagen und der Regen auf den Schiefer prasselte ging es uns gut.



So geht ein Tag zu ende
Als am Abend die Glocke läutete wurden wir zum "Pilgermenü" gerufen, Pilgerspaghetti, Salatschüssel mit Thunfisch und danach einen Joghurt , es war ein schöner Abend, an dem auch Thomás teilnahm, wenn wir auch nicht viel verstanden, doch so viel verstanden wir, das es Thomás um die Pilger und deren Motivation ging vor allem aber über die Touristenpilger.

Nachdem abgeräumt und gespült war gingen wir zeitig schlafen, man wusste ja nicht was die Nacht noch so bringt!