Samstag, 25. September 2010

Donnerstag, 30. Juli Tag 22, 32 Km




Astorga

So geht es den ganzen
 Vormittag
Es war eine kurze aber erholsame Nacht, der "Tag Schlendrian" gestern hat uns gut getan und wir konnten ausschlafen, was nur bedeutete das wir von niemanden geweckt wurden, nicht aber das wir wesentlich länger schliefen, so begannen wir kurz nach sieben Uhr unsere Sachen zu packen und machten uns kurz vor acht auf den Weg.




Bewässerungssystem
Einen kleinen Schlenker durch den Ort und wir waren wieder auf dem Jacobsweg, es war ein trüber Morgen, etwas frisch aber angenehm zu laufen und schon die ersten Schritte ließen erahnen welches Glück wir hatten das die Sonne nicht schien, so schön es auch gewesen wäre, aber so war es eindeutig besser. Hatten wir Tage zuvor auf der Via Aquitania, einer Schotterpiste die ebenso über viele Kilometer und bei sengender Sonne geradeaus verlief, unsere Probleme, Caro mit den Fliegen und ich mit meiner Blase, so retteten uns diese doch vor dem Zusammenbruch, denn wir hatten keine Zeit um uns über den tieferen Sinn unseres Tun´s Gedanken zu machen denn wir waren zu sehr mit uns beschäftigt.




Rast in Villavente
Doch heute war es anders, alles passte, das Wetter, keine Sonne, schön frisch, angenehm zu laufen und da haben sie uns eingeholt, die Gedanken die seit Carrion über uns schwebten und eine zentrale Frage kristallisierte sich aus diesem Wirrwarr heraus, "wo ist dieser von allen so gepriesene Jacobsweg ?" , wir redeten kaum. Nur in Villavente auf dem Rastplatz am Ortsrand, neben der Kläranlage aber nicht über das was uns im Innern beschäftigte, als wir dann den Ort durchquerten kamen wir an einem wunderschönen Rastplatz vorbei, wir sahen uns nur an und schüttelten den Kopf, wie oft ding es uns schon so.




Brücke über den Orbigo
Vier Kilometer noch und wir hatten es geschafft. Hospital de Orbigo, ist ein Ort auf dem Paramo Leonés, jenem Teilstück der Meseta hinter Leon, in dem sich die Schmelzwasser der Berge von Leon zu Bäche sammeln und nur langsam abflossen, seinen Namen erhielt der Ort von der 200m langen Brücke, der Puente de Orbigo die über ehemaliges Sumpfland und den Rio Orbigo führt. Es war ein erhebender Moment, als wir die Brücke überquerten, gleichsam der Brücke in Puente la Reina ein Höhepunkt unserer Pilgerschaft, vorbei an einer Panaderia in der ich uns eine Erdbeerbrause erstand, die wir uns auf der Plaza Mayor gönnten. Die Sonne spitze schon wieder etwas heraus und vertrieb auch unsere trüben Gedanken. So ließen wir uns gegen zwölf Uhr auf der riesigen Bank direkt am Camino durch die Stadt nieder und gingen unserer Lieblingsbeschäftigung nach, wir lästerten über die "Edelpilger" die sich nach Leon zu vermehren scheinen, ich weiß ein alter "Pilger Kodex" verbietet das lästern über andere Pilger, doch manche waren zu grotesk. So verstrich die Zeit und wir, eigentlich Caro, kamen zu dem Entschluss weiter nach Astorga zu gehen, wir hatten ja erst 15,3 Kilometer, auf die Frage wie weit es denn noch sei antwortete ich 12,6 Kilometer, womit Caroline auch einverstanden war, als wir die Stadt verließen meinte sie "und wenn wir das nur machen um anzugeben", nun was ich verschwieg war das dazwischen noch ein Stück von 5,2 Kilometern lag das ich nicht erwähnt hatte, so brachten wir es bis zum Abend in Astorga auf knapp 34 Kilometer.




Hospital de Orbigo
Beflügelt von dem angenehmen Vormittag verließen wir Hospital de Orbigo in Richtung Astorga, zuerst durch ausgedehnte Felder und dann entlang der Straße, bis zum Abzweig Santibanez wo wir ein Spanisches Pilgerpaar mitte 20 trafen, sie hinkte sehr und ging auf 2 Stöcke gestützt. Sie wollten nach Astorga bezweifelten aber das sie es schaffen, worauf ich Ihnen Santibanez vorschlug welches nur noch 2 Km entfernt war, so trennten wir uns, wir weiter entlang der Straße nach Astorga und das spanische Paar nach Santibanez.





Kirche von Hospital de Orbigo
Was nun kam ist im Nachhinein nur schwer zu rekonstruieren, auf jeden Fall ging es bergauf in zwei Terrassen führt der Weg auf ein Plateau, als wir oben ankamen war es schon spät, so nahmen wir den Weg über das Plateau in Angriff um zu dem zwei Kilometer entfernten Aussichtsplatz zu kommen, das ältere Polnische Ehepaar mit dem Klappfahrrad hat uns schon lange überholt und wir schleppten uns nur mühsam Astorga entgegen. Als wir etwa um fünf Uhr am Wegkreuz von Santo Toribio ankamen wurden wir für all unsere Mühen mit einem wunderbaren Ausblick belohnt, zum Greifen nahe lag Astorga uns gegenüber auf einer Anhöhe, doch mein Instinkt sagte mir das dieses "zum Greifen nahe" mindestens noch eine Stunde dauern kann, aber zuerst einmal rasteten wir.


Aussichtspunkt vor Astorga
Das polnische Ehepaar war auch da, sie flickten Ihr Fahrrad, das zum Gepäcktransport diente und wir genossen einfach nur die Aussicht, so zogen wir dann einigermaßen ausgeruht weiter in die untergehende Abendsonne hinein, mittlerweile war es schon halb sechs, doch Astorga mussten wir uns erst noch verdienen. So kamen wir zur Eisenbahnüberquerung, und ich muss neidlos gestehen, so was habe ich noch nie gesehen, eine 20 m hohe Eisenkonstruktion über die man in Serpentinen ging, auf der einen Seite 4 Bahnen a´20 m hoch und auf der anderen Seite ebenso wieder runter.




Polnisches Ehepaar bei der
Reperatur ihres Fahrades
Als wir begannen hochzugehen sahen wir fünfzig Meter hinter uns eine Frau und als wir drüben runter gingen war sie 50 Meter vor uns, Zauberei? Nein sie ist durch die Lücke im Zaun und hat einfach die 20 Meter Gleisstrecke überquert dieses Erlebnis hat sogar Caroline zu denken gegeben.




Wieder einmal ein Doppelzimmer
und wir freuen uns über eine ruhige
Nacht
So kamen wir nach Astorga und hatten nur noch eine kleine Steigung zu bewältigen, in einer Linkskurve ca. fünfzig Meter hinauf, ich sagte zu Caro das ich oben erst mal "bei Raimund" nachsehen müsste wo wir hinmüssen, denn keineswegs wollte ich in einer teuren Herberge landen, denn dazwischen klafften 8 € pro Person. Als wir dann oben waren zog es uns wie magisch zu den Plastikstühlen vor dem großen Gebäude, man musterte uns mit einem lächeln, oder etwa grinsen!? Schwer zu ergründen, so kurz vorm Hitzeschlag, denn so frisch der Tag auch begann, am Nachmittag wurde es richtig heiß.

Erst mal saßen wir, zwar vor einer Herberge und zu allem Übel wusste ich nicht vor welcher, aber das war mir im Moment egal und ich wusste, sobald ich meinen Pilgerführer zückte wussten alle, na ja es war mir schon peinlich……….. Dann aber überschlugen sich die Ereignisse. Caro holte ihre Wasserflasche aus dem Seitenfach ihres Rucksackes und wollte gerade trinken als einer der Männer die auf der Treppe saßen aufsprang und Caro´s Wasserflasche verlangte und damit im Inneren des Hauses verschwand um kurze Zeit später mit der mit eiskaltem Wasser gefüllten Flasche wieder zurückzukehren, Caro trank mit verklärten Blick und ich wusste, hier bleiben wir und wie sich später herausstellte sollte es die richtige Entscheidung sein.




Bischofspalast von Antonio Gaudi
Als wir uns dann anmeldeten und ein freudiges "hola Peregrinos" vernahmen und Rimini entdeckten war die Freude umso größer, da wir Ihn vor Leon verloren haben, also vor 4 Tagen, zusammen mit Mariana und den anderen, wir begrüßten uns in einem Überschwang der den Hospitalero mächtig bewegt aus den "Augen schwitzen ließ" und später meinte er das seien so die bewegendsten Momente und deswegen liebt er seine Arbeit so sehr und so beflügelt bekamen wir ein Zimmer für uns alleine, zwei Betten, es war toll.

Es war mittlerweile sieben Uhr abends und dementsprechend war er von einer Routine geprägt, Caro richtete sich für die Nacht und ich zog los um einzukaufen und als ich dann auf meinem Weg zum Supermercado quer durch die Stadt musste merkte ich das wir einen klitzekleinen Fehler gemacht haben, wir haben zu wenig Zeit für Astorga eingeplant, bei jeder anderen Stadt wäre es in Ordnung gewesen, doch Astorga ist so eine schöne Stadt, sie hätte mehr Aufmerksamkeit verdient. Als ich durch die Arkaden Richtung Innenstadt ging sah ich aus den Augenwinkeln die "Abiturientin" bei der "entipateten" where can i take my Abfall" sitzen und wusste, da wo die beiden sind, sind die anderen nicht weit. Nun, das ist der Jakobsweg, er gibt jedem was ihm zusteht! Nachdem ich den Einkauf erledigt hatte und wir gegessen hatten ging es auch gleich ins Bett, denn wir waren einfach nur fertig und eine Nacht ohne Frühaufsteher und Tütenraschler lag vor uns.