Samstag, 25. September 2010

Sonntag, 02. Aug. Tag 25, 22,8 Km

Abschied am Morgen
Ponferrada

Wer denkt, hier oben in der Einsamkeit von Manjarin ausschlafen zu können hat schnell ausgeträumt, Anton ist unerbittlich, so finden wir uns um sechs Uhr beim Frühstück wieder, nachdem ich mit einem Handtuch über der Schulter Antons Gehilfen Paco fragte wo ich denn Wasser finde um mich zu waschen und er meinte "die Straße runter, am Ende des Dorfes rechts, könnte sein das der Brunnen Wasser hat!" mit einem Grinsen im Gesicht das mich die morgendliche Wäsche vergessen ließ.




Morgenstimmung in Manjarin
So füge ich mich meinem Schicksal und gehe übergangslos zum Frühstück über, Caro wird in die hohe Kunst der Prinzenrolle Kekse eingeweiht,

Man nehme zwei "Mariakekse" (kleine runde Kekse mit etwa 5 cm. Durchmesser) bestreiche einen mit Nutella und setze den anderen obendrauf, e´voila, fortan sind wir auf der Suche nach "Mariakeksen", der Name kommt daher weil auf den Keksen der Schriftzug Maria prangt.



Ein Ausblick der entschädigt
Anton hat es eilig die Hütte leer zu bekommen und als wir auf den Hof kamen wusste ich auch warum, das Geschäft mit den Devotionalien blühte schon, es war mittlerweile kurz vor sieben, ca. 8 Pilger sehen sich die Auslagen an und vom Cruz de Ferro kommen immer wieder neue Pilger an. Wir machen uns auf den Weg, es ist frisch, scheint aber doch schön zu werden.

So begleiten wir die ersten Sonnenstrahlen über den Pass in Richtung El Acebo, Wolkenfetzen ziehen über die Bergrücken, es ist eine Landschaft so hügelig wie zuhause, nur höher, tief unten im Tal sieht man eine Straße doch der Höhenunterschied ist viel größer, ich schätze mal es sind mindestens 500 m.







El Acebo
Josefina, da müssen wir hin
So erreichen wir am frühen Vormittag El Acebo, ein kleines Bergdorf das überwiegend von den Pilgern lebt und nach dem Regenschauer gestern Nachmittag ist das Dorf recht voll, jetzt noch, in der Bar tobt der Bär, auch die Deutschen Schwestern mit ihren Kindern sind da, Sie sind in Foncebadon in der Herberge des Legionärs gestartet und wollen hier frühstücken. So ziehen wir weiter und sehen am Ortsende ein Schild mit der Aufschrift "Josephine", wir sehen uns an und grinsen, da schauen wir doch gleich mal nach was hinter diesem Schild steckt das der Name von Caros kleiner Schwester schmückt. Auf dem Platz vor dem Haus das diesen Namen trägt sitzen Pilger und essen Bogadillos, ein Blick in Caros Augen verraten mir das die Kekse von Anton längst verdaut waren, so spendiere ich ihr ein Bogadillo, doch als wir sahen wie man es vor unseren Augen belegte hätten wir weinen können, besagte Josephine nahm eine halbe Tomate und drückte den Saft auf das halbierte Weißbrot ähnlich einem Baguette und warf das feste in einen Eimer und uns hing der Magen durch. Doch zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht dass es noch 24 Stunden dauern sollte bis wir wieder was zu essen bekommen.




Hungrig und durchgefroren
Als unser Freund, der "alte Italiener" auftauchte machten wir uns wieder auf den Weg Richtung Molinaseca, so ging es seit Hornillos, als wir Ihn das erste Mal sahen, wir gingen nie gleichzeitig los, aber irgendwie trafen wir uns immer wieder, genauso wie Rimini, aber Mariana hatten wir seit Leon verloren und an den Blicken die Caro hin und wieder über die Schulter warf merkte ich das sie nach Ihr Ausschau hielt, doch Rimini meinte in Astorga das sie es langsamer angehen wollte.




Auf nach Riego de Ambros
Nun ging es ziemlich zügig voran, immer bergab, auf steilen, steinigen Pfaden, die gewaltig in die Oberschenkel gingen, doch das sollte ich erst am nächsten Morgen merken, so kamen wir nach Riego de Ambros, Wasserpause, Wasservorrat auffüllen und "Pilgergucken" , über den Dorfplatz trottete ein Esel mit seinem Pilger von einem Hund begleitet Richtung Cruz de Ferro, wahrscheinlich auf dem Heimweg.




Ponferrada in der Ferne
So ging es weiter durch die Berge Ponferradas und ich war froh das wir gestern diese Strecke nicht im Regen gegangen sind, es wäre streckenweise Lebensgefährlich gewesen.



In der Ferne sahen wir Ponferrada, aber auch den Hügel hinter Molinaseca, den wir noch hinauf mussten, doch zuerst einmal mussten wir ins Tal, gleich hinter dem Ortsausgang holte uns die Deutsche Familie ein, die Kinder voraus und die Schwestern hinterher und es wurde mächtig schnell, so erreichten wir gegen 14°° Uhr Molinaseca und hätten es dabei belassen können, doch es zog uns weiter, zu viele Touris.



Im Tal der Nachtigallen
Über die alte Römerbrücke überqueren wir den Meruelo, dessen Wasser zu einem kleinen Badesee gestaut ist, und durchqueren den malerischen Ort auf der Calle Real, es sind noch 7 Km bis Ponferrada, der Himmel bewölkt, doch es sieht nicht nach Regen aus, so fällt es uns leicht weiterzugehen.







Brücke über den Manjeru
Sonntagsrummel in Molinaseca
Kurz bevor wir die langgezogene Steigung neben der Nationalstraße geschafft haben sieht Caro ein verlassenes Tierheim, denkt sie, doch es ist eine jener Tötungsstationen für die Spanien bekannt ist. Kaum haben wir den Anstieg geschafft sehen wir auch schon Ponferrada, zum Greifen nahe und wir freuen uns auf eine heiße Dusche und ein Bett, doch kurz vor dem Ortsanfang biegt der Jacobsweg links ab in die Weinberge, ich verharre und wittere mal wieder Unrat, zu oft schon hat mich meine Nase nicht getrogen als ich dachte wir gehen einen Umweg, einen Kilometer die Straße entlang und wir sind in der Stadt. Wir entscheiden uns für die Weingärten, schön gelegen, am Südrand der Stadt, durchwandern wir gepflegte Weinberge und Gemüsegärten, ein Hobby der Spanier wie wir es schon in Pamplona und Puente la Reina gesehen haben, doch ehrlich gesagt wäre mir eine Badewanne jetzt lieber, oder zumindest eine Dusche, nachdem Paco am Morgen mein Waschvorhaben vereitelt hat.





Sollen diese Schuhe heute noch nach
Ponferrada?
Eineinhalb Stunden und wir sehen die Herberge, und die Erkenntnis das sie etwa eine halbe Stunde vom verlassen der Straße entfernt lag, hätte ich mal auf meine innere Stimme gehört. Es ist die einzige der Stadt am Rande eines großen Parkplatzes und als wir den Innenhof betraten stockte uns der Atem, es war mittlerweile 17°° Uhr und vor uns war eine Schlange von mindestens 50 Pilgern und ich wage mir nicht auszumalen was ist wenn wir hier kein Bett bekommen, wir müssten weitere 7 Km gehen. Ponferrada ist ein beliebter Startpunkt am Jakobsweg, es ist die letzte größere Stadt vor Galicien, 2 Tage durch das Bierzo und man ist auf dem O´Cebreiro, die Grenze zu Galicien und nochmals 2 Tage bis nach Sarria, ein beliebter Startpunkt in Galicien, für diejenigen die nur 100 Km gehen, denn die benötigt man zum Erhalt einer Compostela.





Endlich ein Bett nach 2 Tagen
Wir nähern uns dem Tisch der Hospitaleros und nun wird gewiss das wir noch ein Bett bekommen, 270 Pilger kommen hier unter, in 4- 9 Betten Zimmern und 90 weitere fassen die Schlafsäle im Keller wo wir auch abends um 18°°Uhr noch ein Bett bekommen, eines der letzten 20 Betten

Ich suche das, am Eingang angepriesene, Internet, doch leider finde ich es nicht, dafür aber eine mir nur zu vertraute Lockenmähne, "Rimini" und wo er ist, ist der "alte Italiener" nicht weit, die deutsche Familie war lang vor uns schon da, denn sie legen Tempo vor, gehen am Tag gute 10- 15 Km weiter und das in weniger Zeit, und doch werden wir sie bis Santiago immer wieder sehen und darauf bin ich stolz.

So endet nicht nur ein weiterer Pilgertag sondern auch ein abenteuerliches Wochenende.