Samstag, 25. September 2010

Mittwoch, 22. Juli Tag 14, 20,8 Km

Castrojeriz



Das Nebengebäude der Herberge
Die deutschen "Bicigrinos" die gestern Abend noch kamen sind schon unterwegs als wir aufwachen, Respekt und das ganz ohne Rascheln, wer hätte das gedacht, wieder einmal ist der Schlafsaal leergefegt, bis auf einen, der alte Italiener, scheint seinen Rausch auszuschlafen, sei´s drum, wir machen uns fertig und ziehen gegen halb acht los.



Immer wieder trifft man auf
kleine Farbtupfer
Wie jeden Morgen pfeife ich mir Zuversicht zu, ja man könnte denken, der pfeift aus dem letzten Loch, aber dazu ist es zu melodisch und noch nicht mal zweistimmig, eine Angewohnheit seit Ventosa, als wir der Österreichischen Hospitalera, morgens beim Aufbruch, auf den Pilgergruß "Buen Camino" mit einem "Ultreia et Suseia" antworteten, was so viel bedeutet wie "bis Santiago und darüber hinaus" und sie meinte, so würde sie auch nicht oft zurückgegrüßt, die wenigsten kennen diesen alten Gruß.

Auf jeden Fall hörte man nur das "klack klackt" unserer Wanderstöcke und mein Ultreia in der "konzertanten Pfeifversion" den Hintergrundchor bildeten tausende von Schwalben mit ihrem Gezwitscher, Caro hatte schon festgestellt das sich die vielen Vögel vor der Hitze des Tages in die Kirchtürme zurückzogen, Nordspanien ist ein Vogelparadies (Fauna Iberica), kein Wunder bei der vielen Natur, selbst in den Dörfern spürt man noch das ursprüngliche, wenig Verkehr, und viele Einheimische die zwischen den Dörfern zu Fuß unterwegs sind, aber ich schweife mal wieder ab!




Die Abzweigung nachSan Bolo
Auf der Höhe von San Bol sahen wir Rimini und den alten Italiener hinter uns, Rimini bog nach San Bol ab und der Italiener folgte dem Jacobsweg und so gemächlich er uns auch folgte, überholte er uns eine halbe Stunde später.









Hontanas
Die Meseta suchten wir an diesem Tag vergebens, zumindest so wie wir sie uns vorstellten, so zogen wir Hontanas entgegen,




"el Puntito"
 11 Km gesäumt von abgeernteten Weizenfeldern, und da sahen wir auch was dieses Vogelparadies ausmacht, denn zwischen den oft kilometerlangen Feldern liegen kleine, manchmal auch etwas größere Hecken, ideale Nistplätze und wenn ein Jacobsweg daran vorbeifügte hier und da auch ein schattiger Rastplatz mit Bänken, auf jeden Fall aber ein Platz zum Verweilen. Gegen 11 Uhr kamen wir nach Hontanas, wo wir uns unser erstes Bogadillo gönnten und dazu eine Ecke Toblerone, dazu frisches Brunnenwasser, von dem immer und im Überfluss reichlich vorhanden ist. Schon der Weg von dem Plateau hinab nach Hontanas ist ein Traum geschweige denn der Ort selbst. Hier setzte sich eine ältere Spanierin zu uns, ein kurzer Austausch über das woher und wohin, sie kein Deutsch und Englisch und wir kein Spanisch, zumindest aber wenig, nun sie hielt die Sätze grammatisch einfach und ich versuchte alles zu verstehen und antwortete mit ja oder nein, auf jeden Fall fragte sie mich wir Papa und Tochter sind und wie alt, was ich auch beantworten konnte und auf die Frage wie alt ich sie Schätzen würde meine ich, so Mitte sechzig, vage, sehr vage, sie lachte und meinte 82 aber sie würde langsam gehen keine großen Etappen vor allem aber gegen den Widerstand Ihrer Tochter.


Grüne Inseln inmitten
abgeernteter Weizenfelder



Eine Ruine am Wegesrand
Sie ist hier in der Gegend (Castrojeriz) aufgewachsen lebe aber Ihr ganzes Leben in San Sebastian, welches ja ein viel besseres Klima hätte als die Meseta; die Meseta, da war es wieder "dieses böse, böse Wort", den ganzen Morgen dachten wir nicht dran, doch nun hatte es uns wieder eingeholt, die Spanierin zog weiter und wir machten uns auch auf den Weg, im Gehen sahen wir noch wie eine Österreicherin so Mitte der Fünfzig sich mit Ihrem Mann, der Ihr zuvor auf dem Camino entgegen kam, Richtung Ortsende ging wo ein Wohnmobil stand, er begleitete seine Frau mit dem Mobil und sie lief den Weg, eine angenehme aber durchaus nicht verwerfliche Art den Weg zu gehen.







Kult
San Anton
Für uns ging es weiter nach San Anton 8 Km schöner Schotterweg, wir waren ziemlich alleine, um nicht zu sagen, mal wieder die letzten. Vorbei an einem halbzerfallenen Turm, von dem ich zuerst dachte es sei San Anton, führte ein malerischer Weg Richtung Castrojeriz um dann ungefähr 3,5 Km vor der Stadt auf die Landstraße zu führen, wieder einmal auf heißem Asphalt gehen, na ja, wenigstens ins Gesicht blies uns, wenn auch warmer, Wind während ich zu Beginn der Landstraße mich erst einmal auf einem Baumstumpf niederlies trottete Caroline weiter, bis ich sie aus den Augen verlor und erst wieder kurz vor San Anton aufholte, wo wir vor Staunen stehen blieben, denn die Landstraße führte durch das Mittelschiff der ehemaligen Kirche, wir gönnten uns ne Cola und betrachteten uns die Ruine mit dazugehörigen Herberge, ein Insidertip, doch wir zogen weiter, im Gehen sahen wir "unsere" Krebspatientin, sie saß beim Hospitalero und trank Cafe con Leche. Eine Stunde waren wir in Castrojeriz und standen vor der ersten Herberge, geschlossen, für die nächsten drei Tage, ich vermute Wanzen, der einzige Grund, warum Herbergen immer wieder einmal für 2, 3 Tage geschlossen werden. Als wir dann zur zweiten kamen war diese "Completo" und aus den Augenwinkeln sah ich vorne an der Kreuzung 3 Pilger um die Ecke biegen, ich überlegte nicht lange denn jetzt hieß es handeln, denn es gab jetzt nur noch das Refugio und da sollten wir schon ein Bett ergattern denn in den nächsten Ort war es zu weit, immerhin 10 Km und Nachmittags um vier.





Refugio Bei Resti
So ging es schnellen Schrittes durch die Stadt und dem Refugio entgegen, doch die Eile war umsonst, es waren noch genügend Betten frei, nachdem wir die Refugio Regeln über uns ergehen ließen konnten wir uns häuslich einrichten und einkaufen, doch bevor in den Supermercado aufbrachen warf sich jemand mir gegenüber aufs Bett und ich blickte in das breite lächeln des „alten Italieners“, und mir entfuhr spontan "Hola, bon Jorno Signore! Comes Tai? " bevor ich merkte dass ich Ihn auf Italienisch ansprach, antwortete er mit "ah Hola, bene, bene" ich sagte "va bene"


Im Supermercado deckten wir uns mit Konserven ein und setzten uns auf die Plaza Major auf eine Bank um zu essen, nachdem sich der Wind zu einem kleinen Sandsturm aufbaute gingen wir wieder zurück zum Refugio, wo wir auf Hennes und seinen Kumpel stießen die sich auch hier einquartiert haben, alleine, das schwedische Paar fehlte, mal wieder ein Grund für Caro, sich über die Kurzlebigkeit der "Camino Bekanntschaften" Gedanken zu machen.

So neigte sich auch dieser Tag dem Ende entgegen und wir zogen uns zurück währen draußen der Sturm tobte.